Ratsherr Cetin Yildirim von Pickardt löste mit einer homophoben Äußerung vergangenes Jahr Empörung aus (Bild: CDU Kiel)
Vor fast genau einem Jahr sorgte der Kieler Ratsherr Cetin Yildirim von Pickardt mit einer homophoben Tirade im Stadtparlament für einen Eklat. Jetzt ist der Kommunalpolitiker wieder in den Schlagzeilen: Der 47-Jährige gab am Montag bekannt, dass er aus der CDU ausgetreten sei und die SPD-Mitgliedschaft beantragt habe. Gegenüber den "Kieler Nachrichten" erklärte er: "Ich gehe nicht im Streit. Ich ziehe aber einen Schlussstrich."
Grund für den Wechsel des türkischstämmigen Kommunalpolitikers, der in der CDU-Fraktion bislang als Sprecher für Personal, Migration und Gleichstellung fungierte, seien zunehmende "Magenschmerzen" wegen der Debatte um die doppelte Staatsbürgerschaft innerhalb der Christdemokraten. Außerdem sei er als Muslim immer wieder gefragt worden, was er in einer christlichen Partei wolle.
Yildirim von Pickardt hatte vergangenes Jahr für erhebliche Irritationen gesorgt, als er die Hissung der Regenbogenfahne zum Internationalen Tag gegen Homophobie (IDAHOT) mit dem Hinweis ablehnte, dass man ja auch keine Fahnen für Dickleibige oder Alkoholiker hissen würde (queer.de berichtete). Der LSVD Schleswig-Holstein erklärte damals, Yildirim von Pickardt habe mit seiner Wortwahl eine "Linie überschritten" und versuche, sich "auf Kosten von Minoritäten wie Nicht-Heterosexuellen" zu profilieren.
"Es tut mir sehr leid, dass ich falsch verstanden wurde"
Nach einen Shitstorm beklagte Yildirim von Pickardt zunächst eine "Hetzkampagne" gegen seine Person. Er deaktivierte schließlich seine Facebook-Seite – und hat sie bis heute nicht mehr reaktiviert. In den "Kieler Nachrichten" brachte er wenige Tage nach dem homophoben Ausbruch schließlich sein Bedauern über die Äußerungen zum Ausdruck: "Es tut mir sehr leid, dass ich falsch verstanden wurde und sich Menschen beleidigt gefühlt haben", so der Ratsherr (queer.de berichtete).
Noch ist unklar, ob Yildirim von Pickardt, der sein mit der CDU gewonnenes Mandat behalten will, in die SPD-Fraktion aufgenommen wird. Zwar erklärte der Kreisvorsitzende Jürgen Weber, er freue sich über jedes neue Mitglied. Die Fraktion müsse aber in aller Ruhe entscheiden, ob sie das potenzielle Neumitglied in ihre Arbeit einbinde. (dk)