Jasper und Ronnie wurden am Wochenende attackiert (Bild: Facebook / Ronnie Sewratan-Vernes)
In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist ein schwules Paar in Arnheim, der Hauptstadt der niederländischen Provinz Gelderland, von einer Gruppe junger Männer brutal attackiert und verletzt worden. Einem der Gewaltopfer wurden dabei vier Zähne ausgeschlagen. Beim Angriff soll ein Bolzenschneider als Waffe verwendet worden sein.
Jasper und Ronnie, ein 34- und ein 31-Jähriger, sagten gegenüber Lokalmedien, sie seien um vier Uhr morgens von einer schwulen Party auf dem Nachhauseweg gewesen. Auf der Nelson-Mandela-Brücke habe eine Gruppe von jungen Männer sie zunächst homophob beschimpft, weil sie händchenhaltend durch die Straßen gelaufen seien. Als sie an den Jungs vorbeilaufen wollten, hätten diese zugeschlagen. Sie beschrieben die Täter als Jugendliche marokkanischer Herkunft, die mit Fahrrädern unterwegs gewesen seien.
Die Polizei hat bereits am Sonntag erklärt, dass im Zusammenhang mit dem Überfall zwei Verdächtige festgenommen worden seien. Dabei handle es sich um einen 14-Jährigen aus Arnheim und einen 20-Jährigen aus Gennep in der Provinz Limburg. Nach einem Bericht von "RTL Nieuws" haben sich außerdem vier weitere Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren der Polizei gestellt. Die Beamten suchen jetzt nach Zeugen, die Angaben zum Tatverlauf machen können.
LGBTI-Aktivisten fordern Unterstützung der Politik
Die LGBTI-Organisation COC Nederland forderte angesichts der Attacke, dass die Gewalt gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten zu einer der Prioritäten in der neuen Regierung gemacht werden sollte – derzeit verhandeln die Parteien nach den Wahlen im vergangenen Monat über eine neue Koalition.
Die Zahl der Meldungen von LGBTI-feindlichen Übergriffen bei der Polizei hat sich nach offiziellen Angaben von 428 im Jahr 2009 auf 1.574 im Jahr 2015 erhöht, von denen allerdings nur ein Bruchteil zu Verurteilungen führte.
Am Samstag planen COC-Aktivisten eine Demonstration im Stadtzentrum von Arnheim. Bereits am Montag zeigten allerdings zahlreiche Menschen Solidarität: Unter dem Hashtag #allemannenhandinhand fotografierten sich Menschen beim gleichgeschlechtlichen Händchenhalten, von Politikern über Krankenschwestern und Polizisten bis hin zum NEC Nijmegen.
Zuletzt gab es immer wieder Berichte über homophobe Übergriffe in den Niederlanden. So wurde im letzten Oktober zwei Mann auf einer Fähre in Amsterdam von Jugendlichen angegriffen, am gleichen Wochenende übermalten Jugendliche nächtlich einen Regenbogenzebrastreifen in Leiden und posierten dabei mit einem Hitlergruß (queer.de berichtete). Zudem verunsicherten homofeindliche Flugblätter die Amsterdamer Szene (queer.de berichtete).
Insgesamt nimmt allerdings die Akzeptanz gegenüber LGBTI laut einer Studie aus dem vergangenen Jahr in allen Bevölkerungsgruppen zu: Während im Jahr 2006 noch 15 Prozent der niederländischen Bevölkerung Homo- und Bisexualität gegenüber negativ eingestellt war, ist dieser Wert in der neuen Untersuchung auf sieben Prozent gesunken (queer.de berichtete). (dk)
akt. u.a. um Händchenhalten-Aktion
nos.nl/artikel/2166201-mishandelde-homo-s-arnhem-we-hadden-b
eter-onze-mond-kunnen-houden.html