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LSVD warnt vor "medizinischer Gewalt"
Weltgesundheitstag: "Diskriminierung macht krank"
Angesichts des Weltgesundheitstags appellieren LGBTI-Aktivisten an die Politik, endlich die krankmachende Ungleichbehandlung von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten zu beenden.

Lego-Ärzte diskriminieren nicht, in der realen Welt sieht es aber leider anders aus… (Bild: Jeff Eaton / flickr)
- 7. April 2017, 11:18h 2 Min.
Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland hat zum Weltgesundheitstag, der alljährlich am 7. April begangen wird, ein Ende der Diskriminierung von LGBTI gefordert. Ungleichbehandlung sowie Homo- und Transphobie machten krank und verhinderten ein Erreichen bestmöglicher physischer und seelischer Gesundheit, erklärte LSVD-Sprecherin Gabriela Lünsmann. "Die historische und bis in die Gegenwart anhaltende Stigmatisierung und Pathologisierung von Homosexualität, Trans- und Intergeschlechtlichkeit haben neben körperlichen Schädigungen auch massive psychosoziale Folgen für die Betroffenen", so Lünsmann.
Am diesjährigen Aktionstag hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Schwerpunktthema Depression festgelegt, die laut Studien überproportional unter LGBTI verbreitet ist – und beispielsweise zu höheren Suizidraten führt. Aus diesem Grund fordert der LSVD von der Bundesregierung das Erstellen eines gruppenspezifischen Berichts zur gesundheitlichen Lage von LGBTI in Deutschland durch das Bundesgesundheitsministerium.
Wenn sexuelle oder geschlechtliche Minderheiten bei einem Praxisbesuch "negative Reaktionen oder gar medizinische Gewalt" befürchten müssten, beeinträchtige das die gesundheitliche Versorgung massiv, so Lünsmann. Insbesondere intergeschlechtliche Menschen erlebten das deutsche Gesundheitswesen "oft als Ort der Gewalt". "Ärztinnen und Ärzte in Deutschland unternehmen bis heute unnötige Genitaloperationen an Kindern. Statt die Annahme natürlicher Zweigeschlechtlichkeit zu hinterfragen, werden Menschen 'passend" gemacht'", kritisierte die LSVD-Aktivistin. Auch die Pathologisierung von Transpersonen sei ein Problem.
Zudem müsse es mehr Aufklärung über die Gefährlichkeit sogenannter "Konversionstherapien" geben. Der LSVD fordert deshalb ein Verbot dieser Versuche, Homo- oder Transsexualität zu "heilen". Erst im vergangenen Monat hatte die Bundesregierung allerdings erklärt, dass in diesem Bereich keine gesetzlichen Änderungen geplant seien (queer.de berichtete).
Deutsche Aids-Hilfe beklagt Versorungslücken in Deutschland
Auch die Deutsche Aids-Hilfe beklagte, dass das Recht auf Gesundheitsversorgung in Deutschland oft verletzt werde. HIV-Positive ohne Papiere, aber auch EU-Bürger und Deutsche ohne Krankenversicherung, würden oft ausgeschlossen – mit dramatischen Folgen für die eigene Gesundheit, aber auch für andere: "Da die Therapie auch die Übertragung von HIV verhindert, lassen sich so weitere HIV-Infektionen verhindern. Menschlichkeit und Vernunft gebieten, diese Versorgungslücke sofort zu schließen", erklärte DAH-Vorstandsmitglied Sylvia Urban.
Insbesondere Menschen ohne Aufenthaltspapiere gingen aus Angst vor Abschiebung oft nicht zum Arzt, obwohl sie Anspruch darauf hätten. Grund: Wenn die Betroffenen oder medizinische Einrichtungen die Kostenerstattung für eine längerfristige Versorgung mit Medikamenten beantragen, ist das Sozialamt verpflichtet, sie bei der Ausländerbehörde zu melden. Daher setzt sich die DAH für die Einführung einer anonymen Gesundheitskarte oder eines anonymen Krankenscheins ein. (dk)















Und die medizinischen Folgen der Diskriminierung belasten die Krankenkassen, die Sozialsysteme und die gesamte Volkswirtschaft mit Milliardenbeträgen.
Wer dennoch an Diskriminierung festhalten will, muss dermaßen vom Hass zerfressensein, dass er/sie dafür sogar in Kauf nimmt, dem Land und allen Bürgern zu schaden.