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Horror-Utopie aus Frankreich

Der Rollback-Roman: Nach der Ehe für alle kam die Rosa Raute

Im neuen Jugendbuch "Väterland" leben homosexuelle Paare in einem Ghetto und werden vom Staat und der "Liga für die Werte der Familie" schikaniert.


Ausschnitt aus dem Cover: Homosexuelle Paare müssen in einem speziellen, überwachten Stadtviertel leben und ihre Kleidung mit einer Rosa Raute markieren (Bild: Mixtvision)
  • 8. April 2017, 13:21h 27 3 Min.

Mit seinem bewegenden Jugendbuch "Väterland" (Amazon-Affiliate-Link ) hat Christophe Léon eine Zukunft entworfen, die an eine gar nicht so ferne Vergangenheit erinnert. Sein Roman spielt in einem nicht näher datierten Frankreich mehrere Jahre nach Öffnung der Ehe. Doch mittlerweile ist Homosexualität verboten. Lesbische und schwule Ehepaare wurden enteignet und müssen in einem speziellen, überwachten Stadtviertel leben und ihre Kleidung mit einer Rosa Raute markieren.

Im Mittelpunkt dieser Horror-Utopie steht das Mädchen Gabrielle kurz vor ihrem 13. Geburtstag. Im Alter von sechs Monaten wurde das aus Somalien stammende Kind von dem schwulen Paar George und Phil adoptiert. Um ein Geschenk zu Gabrielles Geburtstag zu finden, riskieren die Väter alles und fahren ohne Passierschein aus dem Ghetto in die Stadt. Doch nachdem sie einen Autounfall gebaut haben und dadurch die Aufmerksamkeit vermeintlich rechtschaffener Bürger auf sich gelenkt haben, können sie niemandem mehr vertrauen.

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Zugang nur für "traditionelle Familien"

In zahlreichen eingewobenen Rückblenden erzählt Gabrielle von dem früheren Leben der einst wohlsituierten Künstlerfamilie, dem Wandel der gesellschaftlichen Normen und Werte und den entsprechenden Änderungen der Gesetzeslage. Sie und ihre Väter dürfen etwa Orte, die mit dem Prädikat "Traditionelle Familie" gekennzeichnet sind, nicht mehr betreten. Nicht nur Behörden verfolgen die Einhaltung der neuen Gesetze, auch private Initiativen von Homo-Gegnern beteiligen sich an der aktiven Ausgrenzung. So auch die "Liga für die Werte der Familie", die die Einweisung von Lesben und Schwulen in die Psychiatrie fordert.

Das Rollback-Szenario des in Frankreich bekannten Jugendbuchautors Christophe Léon zeigt die Willkür bei der Wahl der Opfer der Diskriminierung, den fragwürdigen offiziellen Argumentationsrahmen und die Funktion der Ausgrenzung für politisches Machtstreben. Das schließt einen Blick auf die Selbstgefälligkeit jener ein, die für die "traditionelle Familie" eintreten und deren typisches Argumentationsmuster "Ich bin ja liberal, aber …" im Roman immer wieder ausbuchstabiert wird.

Empfohlen für den Einsatz in der Schule

Was uns besonders freut: Der Mixtvision Verlag empfiehlt "Väterland" für den Einsatz in der Schule in den Klassenstufen acht bis zehn und hat dafür eigene Unterrichtsmaterialien (PDF) entwickelt. "Alle Themen und Inhalte dieses bewegenden Romans sind natürlich Fiktion, aber sie gründen auf tatsächliche gesellschaftliche und politische Kräfte, die unsere Zeit bestimmen oder mitbestimmen", heißt es darin. "Insofern ist diese Dystopie ein zutiefst politischer und gesellschaftskritischer Roman. Damit ist er zugleich übertragbar auf die Ausgrenzung jeglicher gesellschaftlichen Gruppe – wenn es denn dem politischen Kalkül entspricht."

Daneben verweist "Väterland", zumindest darf man als Leser diese Hoffnung hegen, auf den möglichen zivilen Widerstand. Dies drückt sich zum einen in den Verhaltensweisen der ins Getto gezwungenen Regenbogenfamilien aus, wenn sie ihre Feste feiern, Regeln versuchen zu umgehen oder sich gegenseitig Hilfe gewähren. Im Miteinander der Getto-Bewohner verweist der Roman auf die Kraft des Zusammenhalts in einer Schicksalsgemeinschaft. (cw/pm)

Infos zum Buch

Christophe Léon: Väterland. Jugendbuch, empfohlen ab 14 Jahren. Deutsch von Rosemarie Griebel-Kruip. 116 Seiten. Mixtvision Mediengesellschaft. München 2017. 9,90 € (ISBN 978-3-95854-095-8). Kindle-Edition: 7,99 €
Wöchentliche Umfrage

» Wir groß ist die Gefahr eines Rollbacks für LGBTI-Rechte in Deutschland?
    Ergebnis der Umfrage vom 10.04.2017 bis 17.04.2017

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#1 Julian SAnonym
  • 08.04.2017, 15:35h
  • Ich fürchte, dass wir gar nicht so weit davon entfernt sind, wenn sich nicht ganz schnell etwas ändert...

    Religiöse Fanatiker wollen ja schon das Recht, uns aus Geschäften auszuschließen.

    Und die Kirche feuert uns aus Kindergärten, Krankenhäusern, etc. die zwar vom Staat finanziert werden, wo aber die Kirche ihren Namen gibt, um ohne Geldeinsatz als barmherziger Samariter dazustehen.

    Und viele Jobs bekommt man erst gar nicht, wenn man nicht die richtige Religion vorweisen kann.

    Und erst vor kurzem gab es ja die Diskussion, ob ein Kindergärtner schwul sein darf, was dann einem Berufsverbot gleich käme.

    Etc. etc. etc.

    So weit sind wir also nicht mehr von dieser Dystopie entfernt...

    Deshalb ist es höchste Zeit, endlich gegenzulenken und dafür zu sorgen, dass die Fortschritte der letzten 50 Jahre nicht wieder von irgendwelchen Fanatikern zurückgedreht werden.

    Und dazu gehört auch, dass wir keine Parteien mehr wählen, die uns weiterhin diskriminieren. Und natürlich auch keine Schoßhündchen-Parteien, die das diesen Parteien erst ermöglichen.
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#2 MirWirdUebelAnonym
  • 08.04.2017, 15:40h
  • Antwort auf #1 von Julian S
  • Sondern nur die Linkspartei.....
    Die stellt uns dann erst mal gleich, bis wir dann in Wladimirs Zarenreich in genau diese Ghettos von denen on diesem Buch die Rede ist, gesperrt werden.
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#3 RobinAnonym
  • 08.04.2017, 15:55h
  • Antwort auf #2 von MirWirdUebel
  • 1.
    Wie kommst Du darauf, dass nur die Linkspartei auf unserer Seite steht?

    2.
    Auch die Linkspartei kritisiert Russland, wo Kritik nötig ist. Aber sie will halt nicht die Türe komplett zuschlagen, weil sie keinen neuen kalten Krieg will.

    Ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber ich habe noch die Zeit der Mauer, des Ostblocks und des kalten Kriegs bewusst erlebt. Und sowas will ich nicht nochmal.

    Ich bin der Meinung, dass Reden besser ist als gleich wieder mit Bergen von Atomwaffen zu drohen.

    Nichts anderes will die Linke. Und was LGBTI-Rechte betrifft oder z.B. auch die Einschränkung der Macht von Religionen, soziale Fairness, Abrüstung, etc. ist keine andere Partei so fortschrittliche wie die Linken.
  • Direktlink »

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