Ed Murray lehnt seit über drei Jahren die Geschicke in der Heimatstadt von amazon.com und Starbucks
Der offen schwule Politiker Ed Murray, der seit 2014 Bürgermeister der Metropole Seattle ist, hat alle Vorwürfe zurückgewiesen, vor gut 30 Jahren Jugendliche sexuell missbraucht zu haben. Ein namentlich nicht genannter Mann hatte am Donnerstag eine Klage gegen den 61-jährigen Demokraten eingereicht. Der 46-jährige Kläger beschuldigte Murray, ihn im Alter von 15 Jahren "wiederholt vergewaltigt und belästigt" zu haben. Bei dem Fall handelt es sich um eine Zivilklage, da die mutmaßliche Tat bereits verjährt ist.
Der spätere Politiker habe den Jungen laut den Gerichtsunterlagen Mitte der Achtizigerjahre in einem Bus kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt sei der Jugendliche von der Droge Crack abhängig gewesen und habe als Stricher gearbeitet. Murray habe ihn damals in seine Wohnung für sexuelle Dienstleistungen eingeladen und ihm dafür jeweils zwischen zehn und 20 Dollar gegeben.
Gegenüber der "Seattle Times" behaupteten zwei weitere Männer, in dieser Zeit als Jugendliche von Murray sexuell missbraucht worden zu sein. Einer der Männer hatte diesen Vorwurf allerdings bereits 1984 vorgebracht. Damals war die Polizei zu dem Ergebnis gekommen, dass nichts an den Beschuldigungen dran sei.
Diese beiden Männer sprachen zudem 2008 mit der "Seattle Post" über die Vorwürfe. Damals entschied sich die Zeitung aber, diese nicht abzudrucken, weil Murray anwaltlich dagegen vorgegangen sei. Alle drei Männer, die Murray Missbrauch vorwerfen, haben laut der Zeitung eine lange Vorstrafenliste.
Bürgermeister: Vorwürfe politisch motiviert
In einer Pressekonferenz erklärte Murray am Freitag, die Anschuldigungen seien "einfach unwahr". "Auf der Empfängerseite solcher unwahren Vorwürfe zu sein, ist für mich sehr schmerzhaft", so der 61-Jährige. Ein Sprecher des Bürgermeisters sagte, die Vorwürfe seien politisch motiviert, und brachte sie mit den anstehenden Wahlen in Zusammenhang – Murray will sich am 7. November als Bürgermeister wiederwählen lassen. Der Sprecher ging auch auf die Vorwürfe im Jahr 2008 ein: Diese seien "von extrem rechten Homo-Gegnern mitten in der Debatte um die Ehe für alle" erhoben worden, um Murray zu diskreditieren.
Murray war von 1995 bis 2013 Abgeordneter bzw. Senator im Parlament des Staates Washington und setzte sich in dieser Zeit insbesondere für die Ehe-Öffnung ein. Ende 2013 gewann er die Bürgermeisterwahl in Seattle als linker Demokrat, der sich unter anderem für eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Dollar einsetzte (und dies später auch umsetzte). Er machte sich landesweit einen Namen als ausgesprochener Gegner von Donald Trump und dessen Politik. (dk)