Nigeria lässt Schwule und Lesben seit der britischen Kolonialzeit verfolgen (Bild: jbdodane / flickr / by 2.0)
Die nigerianische Polizei hat nach Angaben der Nachrichtenagentur AP erklärt, dass sie am vergangenen Samstag in der im Norden des Landes gelegenen Stadt Zaria 53 junge Männer verhaftet habe, weil sie an einer gleichgeschlechtlichen Hochzeit teilgenommen hätten. Darauf stehen in Nigeria bis zu zehn Jahre Haft.
Die meisten der Verhafteten sollen Studenten sein. Die informellen Feierlichkeiten hätten in einem Hotel stattgefunden. Die beiden Männer, die heiraten wollten, seien Berichten zufolge noch auf der Flucht.
Die Festgenommenen seien laut Polizei am Mittwoch einem Richter vorgeführt worden. Alle hätten sich "nicht schuldig" bekannt und könnten bei Zahlung einer Kaution von je 500.000 Naira (1.500 Euro) wieder vorläufig freigelassen werden. Die Gerichtsverhandlung soll ab dem 8. Mai stattfinden.
LGBTI-Aktivisten versuchen nun, Gelder für Kautionen aufzubringen. Gegenüber der BBC erklärte ein namentlich nicht genannter Aktivist, dass die Männer einer Geburtstagsfeier beigewohnt hätten und nicht einer gleichgeschlechtlichen Eheschließung.
Nach der Festnahme soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein: Rechtsanwalt Yunusa Umar, der die meisten der Verhafteten vertritt, erklärte gegenüber der Zeitung "Premium Times", dass die meisten der Verhafteten gesetzeswidrig für mehr als 24 Stunden festgehalten wurden, ohne dass ein Haftbefehl ausgesprochen wurde.
Teilnahme an Homo-Ehe seit 2014 strafbar
Allen Beschuldigten drohen nach einer Strafverschärfung aus dem Jahr 2014 langjährige Haftstrafen. Nach der gegen Homosexuelle gerichteten Gesetzesreform kann jeder, der an einer gleichgeschlechtlichen Eheschließung teilnimmt – egal ob in Nigeria oder im Ausland – mit einer bis zu zehnjährigen Gefängnisstrafe bestraft werden (queer.de berichtete). Geht eine Person eine Lebenspartnerschaft oder gleichgeschlechtliche Ehe ein, droht sogar eine Haftstrafe von 14 Jahren.
Unterstützt wird die Verfolgung von Homosexuellen im Land von einer großen Mehrheit der Bevölkerung. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2015 halten 87 Prozent der Nigerianer die Verfolgung von Schwulen und Lesben für gerechtfertigt. Auch die katholische Kirche unterstützt diese Politik (queer.de berichtete).
Nigeria ist mit 185 Millionen Menschen das einwohnerstärkste Land Afrikas. Religiös ist das Land gespalten, die Hälfte der Bevölkerung gehört christlichen Konfessionen an, die andere Hälfte ist muslimisch. Das Verbot gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen geht auf die britischen Kolonialherren zurück. In islamischen Regionen gilt zusätzlich für Muslime das Scharia-Recht; auf Homosexualität steht demnach unter bestimmten Bedingungen sogar die Todesstrafe. (dk)