https://queer.de/?28765
Diskriminierung selbst nach dem Tod
Bestattungsinstitut will Schwulen nicht beerdigen
Aus Homophobie soll sich ein Bestattungsinstitut in den USA geweigert haben, das Begräbnis eines schwulen Mannes zu organisieren. Sein Witwer hat nun Klage eingereicht.

Jack Zawadski verklagt ein Bestattungsinstitut in seiner Heimatgemeinde (Bild: Lambda Legal)
- 4. Mai 2017, 09:54h 3 Min.
Ein besonderer Fall von Diskriminierung gegen Homosexuelle beschäftigt ein amerikanisches Gericht: Der 83-jährige Jack Zawadski hat ein Bestattungsinstitut in Picayune (US-Bundesstaat Mississippi) verklagt, dessen Mitarbeiter sich geweigert haben sollen, seinen im Alter von 86 Jahren verstorbenen Ehemann Bob Huskey zu begraben.
Laut der Anklageschrift (PDF) lautete die Begründung des Bestattungsinstituts "Brewer Funeral Services", dass man "mit solchen Leuten", also Homosexuellen, nichts zu tun haben wolle.
Ursprünglich hatte sich das Bestattungsinstitut gegenüber dem Neffen des Witwers bereit erklärt, für 1.795 Dollar (1.650 Euro) die Leiche einzuäschern und die Beerdigung zu organisieren – die Gebühr war bereits bezahlt worden. Als die Eigentümer aber in der gefaxten Auftragserteilung erfuhren, dass der Verstorbene einen Ehemann hatte, sei der Auftrag laut der Anklageschrift storniert worden.
Der trauernde Ehemann konnte die Ablehnung kaum glauben: "Ich war am Boden zerstört" sagte der 83-Jährige. "Es war so, als ob mir jemand einen Arm ausreißen und ihn auf den Müll werfen würde." Sein Ehemann, mit dem er über 50 Jahre verbrachte, sei sein Leben gewesen. "Und dann, in einem Augenblick voll Schmerz, dass mir so etwas angetan wird – dass uns so etwas angetan wird – ich konnte es einfach nicht fassen. Niemand sollte das durchmachen müssen."
Seit 1965 unzertrennlich
Zawadski und Huskey hatten sich 1965 im kalifornischen Anaheim getroffen und Hals über Kopf ineinander verliebt. Sie verbrachten daraufhin fast jede freie Minute miteinander und zogen von Kalifornien nach Colorado, anschließend nach Wisconsin und ließen sich vor 20 Jahren in Picayune nieder – zu einer Zeit, als Homosexualität in dem konservativen Südstaat Mississippi laut Gesetz noch mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden konnte. In der 11.000 Einwohner zählenden Gemeinde waren sie aber laut Huskey glücklich und akzeptiert.
Nur drei Wochen nach der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in den USA heiratete das Paar am 17. Juli 2015. Am 11. Mai 2016 verstarb Huskey nach einer langen Krankheit.

Bob Huskey (li.) and Jack Zawadski in einem Foto aus der Zeit, in dem sich die beiden getroffen hatten (Bild: Lambda Legal)
Das Bestattungsinstitut wies alle Beschuldigungen zurück. In Gerichtspapieren nannte der Anwalt der Besitzer Ted und Henrietta Brewer die Klage "unseriös" und erklärte, das Institut habe nie jemanden aufgrund der sexuellen Orientierung diskriminiert. "Das hat nichts mit Grundrechten zu tun und ist auch kein Fall von Diskriminierung", heißt es schlicht.
Lambda Legal unterstützt Klage
Zawadski wird in seiner Klage von Lambda Legal unterstützt. Beth Littrell, eine Anwältin der LGBTI-Organisation, erklärte, man habe das erste Mal von einer derartigen Diskriminierung erfahren. Mit der Klage wolle man andere Homo-Hasser abschrecken und sicherstellen, dass keine andere Person dasselbe durchmachen muss.
Als rechtliche Grundlage wird nicht die Diskriminierung Homosexueller angeführt, da es in Louisiana – wie in der Hälfte der US-Bundesstaaten – kein Gleichbehandlungsgesetz auf der Grundlage der sexuellen Orientierung gibt. Daher lautet die Klage auf Vertragsbruch und auf daraus resultierenden emotionalen Stress.
Inzwischen ist Huskey beigesetzt worden, nachdem ihn ein Bestattungsinstitut im 120 Kilometer entfernten Hattiesburg eingeäschert hatte. Die geplante Trauerfeier musste aber aus Zeitgründen abgesagt werden. (dk)
|














