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Konservative kritisieren Stephen Colbert
Homophobie-Vorwürfe gegen Late-Night-Talker
Mit Stephen Colbert muss sich einer der beliebtesten Comedians mit Homophobie-Vorwürfen auseinandersetzen – die Vorwürfe kommen allerdings insbesondere von Personen, die selbst vor der "Gay Agenda" warnen.

Die Trump-Kritik von Stephen Colbert ging einigen zu weit (Bild: CBS)
- 4. Mai 2017, 14:44h 3 Min.
Ein bizarrer Homophobie-Streit hat das US-Fernsehen ergriffen: Der Late-Night-Talker Stephen Colbert, der 2015 die "CBS Late Show" des legendären David Letterman übernommen hatte, wird beschuldigt, in seiner Sendung am Montag einen homosexuellenfeindlichen Witz gemacht zu haben.
Die Beschwerden über den Witz kamen allerdings kaum von LGBTI-Aktivisten, sondern insbesondere von Republikanern und konservativen Kommenatoren, die sich auch darüber echauffierten, dass der Witz gegen Präsident Donald Trump gerichtet war.
Der Stein des Anstoßes: Colbert kritisierte in seinem Monolog am Montag gut zehn Minuten lang die Amtsführung des Präsidenten: "Herr Trump, ich liebe Ihre Präsidentschaft. Ich nenne sie Schande der Nation". Trump sei ein "Pricktator" (Wortspiel aus Diktator und "prick", hier abwertend im Sinne von Arschloch genutzt) und locke mehr Skinheads an als eine kostenlose Verteilung des populären Haarwuchsmittels Regaine. Colbert weiter: "Gegen Sie demonstrieren mehr Menschen als gegen Krebs. Sie sprechen wie ein Gorilla, der die Zeichensprache erlernt hat und einen Schlag gegen den Kopf bekam. Das einzige, wofür Ihr Mund taugt, ist, 'Schwanzhalter' für Wladimir Putin zu sein."
Colbert benutzte dabei das Wort "cock holster", das im amerikanischen Slang gerne für Oralsex verwendet wird. Die meisten Zuschauer werden davon allerdings nichts mitgekriegt haben: Obwohl die Show kurz vor Mitternacht ausgestrahlt wird, unterlegte der Sender CBS das "obszöne" Wort "Cock" mit einem Piepser.
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Dennoch zeigten sich insbesondere Konservative empört über den "homophoben" Schwanzhalter-Satz des aus Charleston (South Carolina) stammenden Comedians und starteten den Hashtag #FireColbert. Die Republikaner in Tennessee, die mehrfach mit homophoben Gesetzesinitiativen für Empörung gesorgt hatten, kritisierten den "homophoben Ausbruch". Kritik kam unter anderem auch von Ari Fleischer, dem Ex-Sprecher von Präsident George W. Bush, sowie weiteren Kritikern der "Gay Agenda". Einige Kommentatoren beschwerten sich, dass konservative Komiker für derartige Witze zurücktreten müssten – da Colbert aber als linksliberaler Kritiker von Trump und als äußerst LGBTI-freundlich gelte, erhalte er einen Freischein.
Kritik außerhalb des konservativen Milieus gab es eher selten. Einer der wenigen, die den Witz für homophob hielten, war der schwule Journalist Glenn Greenwald, der durch die Snowden-Affäre bekannt geworden ist. Er beklagte sich auf Twitter, dass homophobe Trump/Putin-Witze unter Linksliberalen hoffähig geworden seien, und erklärte: "Homophobie für die gerechte Sache und mit der richtige Zielscheibe ist offenbar gute Homophobie."
/ ggreenwaldHomophobia for the right cause, with the right targets, is good homophobia, apparently. https://t.co/4rLd1wfTfA
— Glenn Greenwald (@ggreenwald) May 2, 2017
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Mehrere Stars verteidigten jedoch Colbert, darunter auch der schwule Schauspieler George Takei (Sulu aus "Star Trek"). Seiner Meinung nach werde Colbert nur von Trump-Fans kritisiert, weil er sich über den "König der Trolle" lustig gemacht habe; der 80-Jährige gab den Protesten keine Chance auf Erfolg.
/ GeorgeTakeiNow the little right wing mushrooms want to #FireColbert because he made fun of the Troll King. Waaaa! It'll go as well as #BoycottHamilton.
— George Takei (@GeorgeTakei) May 3, 2017
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In seiner Sendung am Mittwoch ging Colbert auf die Kritik ein und verteidigte seine Witze: "Ich würde es wieder tun, aber ich würde einige Worte ändern, die primitiver waren, als sie hätten sein müssen". Weiter sagte er in Richtung Weißes Haus: "Ich habe die Witze, er die Raketen-Codes, das ist also ein fairer Kampf." (dk)
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