Die Mormonenkirche hat am Donnerstag angekündigt, sich teilweise aus den offiziellen Pfadfinder-Organisationen "Boy Scouts of America" und "Scouts Canada" zurückzuziehen. Für 14- bis 18-Jährige werde man ab dem 1. Januar 2018 Pfadfinderaktivititäten unter eigener Flagge anbieten. Nur bei den Acht- bis 13-Jährigen arbeite man weiter mit den Dachorganisationen zusammen.
Der Rückzug ist offenbar eine Folge der steigenden LGBTI-Akzeptanz insbesondere innerhalb der amerikanischen Pfadfinder-Organisation. Die "Boy Scouts" hatten 2015 beschlossen, ihr Homo-Verbot aufzuheben – allerdings gibt es weiterhin Ausnahmen für religiöse Pfadfindergruppen (queer.de berichtete). Im Januar diesen Jahres kündigte die Dachorganisation an, auch transsexuelle Jungs in ihren Gruppen zuzulassen (queer.de berichtete).
Mormonen und "Boy Scouts" arbeiteten seit 100 Jahren zusammen
Für die "Boy Scouts of America" bedeutet der Rückzug der Mormonenkirche einen herben Einschnitt, da die 1830 gegründete Glaubensgemeinschaft seit über einem Jahrhundert mit der US-Pfadfinderorganisation zusammen arbeitet. Derzeit befinden sich ungefähr 330.000 Kinder und Jugendliche in Pfadfindergruppen, die von der Mormonenkirche organisiert werden.
In einer Stellungnahme erklärte die Kirche, dass die Richtlinien der Pfadfinderorganisation schon länger "schwierig innerhalb der Kirche umzusetzen" seien. In der Erklärung wurde nicht direkt darauf eingegangen, ob der Rückzug etwas mit den Regeländerungen für Homo- und Transsexuelle bei den "Boy Scouts" zu tun habe; Beobachter halten die Liberalisierung aber für den Hauptgrund und verweisen darauf, dass die Glaubensgemeinschaft bereits bei der Zulassung von schwulen Betreuern bereits erklärt hatte, dass dies der "Doktrin der Kirche" widerspreche.
Der Mormonenkirche ("Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage") gehören weltweit etwa 15 Millionen Gläubige an, davon rund die Hälfte in den Vereinigten Staaten. Im US-Bundesstaat Utah stellt sie die Bevölkerungsmehrheit und beeinflusst die Politik entscheidend mit. Die Mormonen berufen sich sowohl auf die Bibel als auch auf das "Buch Mormon", das die Geschichte des auserwählten Volkes von Israel nach Nordamerika verlagert. Eines ihrer traditionellen Hauptmerkmale war die Unterstützung von Polygamie, von der sich die Kirche aber heute offiziell distanziert. Aussteiger aus der Glaubensgemeinschaft bezeichnen die Mormonen oft als Sekte.
Das Disney-eske Hauptquartier der Mormonen in Salt Lake City, der Hauptstadt von Utah (Bild: flickr / Ken Lund / cc by 2.0)
Wiederholt hat sich die Kirche politisch gegen die Gleichbehandlung von LGBTI engagiert. Der größte politische Erfolg war die Unterstützung des Volksentscheids "Proposition 8" im Jahr 2008, der die vorläufige Abschaffung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Kalifornien zur Folge hatte (queer.de berichtete).
Die Kirche ging auch wiederholt gegen homosexuelle Mitglieder oder deren Familien vor: 2015 kündigte sie etwa an, selbst die Kinder aus Regenbogenfamilien auszuschließen (queer.de berichtete). Zuletzt wurde die Rhetorik aber etwas milder: Vor gut einem halben Jahr beschloss die Glaubensgemeinschaft etwa, abstinente Homosexuelle nicht mehr grundsätzlich mit einem Bannstrahl zu belegen (queer.de berichtete). (dk)
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Wegen der Homophobie kann diese Kirche für Schwule und Lesben jedoch nicht in Frage kommen.
Homosexualiät wird nicht akzeptiert, auch nicht ansatzweise. Wenn die Homosexualität eines Mitglieds bekannt wird, muss dieser die Kirche verlassen. Wegen der sehr starken Sozialisation in dieser Gemeinschaft bedeutet der Ausschluss, dass viele Schwule verzweifeln. Die Selbstmordrate bei diesen Menschen ist hoch.
Es gibt jedoch eine Abspaltung der Mormonenkirche, auch in Deutschland, die offener ist und in der auch Schwule und Lesben willkommen sind.