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Internationaler Tag gegen Homo- und Transphobie
IDAHOT 2017: Das sind alle Termine
Für diesen Mittwoch sind wichtige zentrale Kundgebungen in der Hauptstadt ebenso geplant wie bunte Aktionen im ganzen Land von Aachen bis Zwickau.

Einer von zahlreichen Rainbow-Flashs weltweit findet traditionell in Hamburg statt – dort spricht am Mittwoch auch Wanja Kilber von der deutsch-russischen Organisation Quarteera, der die niedrigschwellige Aktionsform zum IDAHOT erfunden hat (Bild: LSVD)
- 16. Mai 2017, 14:48h 4 Min.
Mit über 60 deutschen Städten beteiligt sich an diesem Mittwoch erneut eine Rekordzahl am Internationalen Tag gegen Homophobie, der 2005 vom französischen Aktivisten Louis-Georges Tin ins Leben gerufen wurde und inzwischen in den meisten Städten auch den Kampf gegen Transphobie, in manchen Städten auch Bi- und Interphobie im Namen trägt.
Der jährlich am 17. Mai begangene IDAHOT, der sich zum zweitwichtigsten Tag queerer Sichtbarkeit nach dem CSD entwickelt hat, erinnert nicht an den Paragrafen 175, mit dem in Deutschland schwule Männer strafrechtlich verfolgt wurden, sondern an jenen Tag im Jahr 1990, als die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von der Liste der Krankheiten gestrichen hat.
Das offene Konzept des Tages ließ unterem die Aktionsform eines Rainbow-Flashs wachsen – der Protest, bei dem oft bunte Ballons in die Luft gelassen werden, ist auch in repressiveren Ländern möglich. So gibt es jährlich weltweite Bilder etwa von Aktionen in Russland, China oder Uganda. Da die Kundgebungen zum IDAHOT zugleich recht einfach zu organisieren sind, gibt es ihn auch teils in sehr kleinen Städten – morgen etwa im sächsischen Wurzen mit seinen rund 16.000 Einwohnen.
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IDAHOT im und vor dem Bundestag
In Deutschland wird es an diesem Mittwoch zugleich mehrere zentrale Aktionen in Berlin geben: Um 10 Uhr rufen mehrere Organisationen wie "Enough is Enough" und die Deutsche Aids-Hilfe zu einem Foto-Termin "Der Reichstag unter dem Regenbogen" auf. Er dient zur Untermauerung eines Appells von Organisationen aus dem ganzen Land gegen Rechts, der am Mittwoch um neun Uhr unter vielfalt-fuer-alle.org veröffentlicht und von jedem unterzeichnet werdet kann – er richtet sich "gegen die beispiellosen neuen Anfeindungen durch die AfD und Strömungen wie die 'Demo für alle'" und soll eine Vision entwickeln "einer freien und offenen Gesellschaft, die allen Menschen Schutz und Unterstützung bietet".

Zwischen 14.30 Uhr und 18 lädt die Antidiskriminierungsstelle des Bundes zudem zum Aktionstag "Gleiches Recht für jede Liebe" am Brandenburger Tor, bei dem sich Organisationen aus dem ganzen Land mit Infoständen vorstellen. Das umfangreiche Bühnenprogramm (PDF) bietet Musik, Unterhaltung und vier Talkrunden zum Paragrafen 175, zur Lage in Tschetschenien, zu Diskriminierungserfahrungen sowie zur Ehe für alle. Teilnehmen werden u.a. Bundesjustizminister Heiko Maas, die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Bärbel Kofler und der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit.
Etwas bizarr ist die für 16.45 Uhr angesetzte Debatte zur Ehe für alle mit Bundestagsabegordneten – um 16.15 Uhr debattiert auch der Bundestag selbst das Thema mit vermutlich teils den gleichen Abgeordneten. Eine Abstimmung ist nicht vorgesehen, vielmehr werden auf Antrag der Opposition erneut die andauernden Vertagungen der Gesetzentwürfe von Linken, Grünen und Bundesrat im Rechtsausschuss zum Thema im Plenum gemacht (queer.de berichtete).
Aktionen im ganzen Land
Insgesamt sind Kundgebungen, Talkrunden oder Filmvorführungen in über 60 Städten geplant. Ein Kurzfilm, "Por Un Beso", wird zudem in mehreren Kinos in NRW im regulären Programm gezeigt und bildet am Abend zusammen mit anderen Filmen und einer Talkrunde einen Höhepunkt einer Idahot-Aktion im Kölner Filmforum.
Eine besondere Aktion ist in Düsseldorf geplant: Das Queer refugee network NRW, Queer Refugees for Pride, die Fachstelle Queere Jugend NRW und die Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative rufen mehrsprachig zu einer Veranstaltung ab 15 Uhr am Rathaus auf, bei der mit Schuhen an verfolgte LGBTI erinnert wird.

Eine aktuelle Relevanz haben viele der Aktionen: Während Aktivisten von Quarteera in Berlin und Hamburg etwa von der Verfolgung in Tschetschenien berichten werden, steht die alljährliche Demonstration zum IDAHIT in München unter dem Eindruck der brutalen homofeindlichen Gewalt gegen einen 30-Jährigen im Glockenbachviertel am letzten Freitag (queer.de berichtete). "Wir sind schockiert über das, was passiert ist", sagt Kai Kundrath vom Schwulenzentrum Sub. "Die Männer, um die es geht, sind schon vor der Tat vor dem Sub aufgefallen; sie waren äußerst aggressiv, pöbelten, schlugen gegen die Fensterschreibe und beleidigten unsere Gäste." Auch daran werde man bei der Demonstration erinnern, die um 19.30 Uhr in der Müller-, Ecke Thalkirchner Straße mit Ansprachen beginnt. (nb)
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Wenn man feiert, dass Homosexualität schon seit langem aus der ICD gestrichen wurde, dann muss man auch darauf hinweisen, dass "Transsexualismus" (wie es in der ICD-10 genannt) immer noch drin steht und zwar als "schwere Persönlichkeitsstörung".