Kundgebung und Mahnwache der "Queer Refugees for Pride" und weiterer Gruppen zum IDAHOT am Mittwoch in Düsseldorf. Noch immer werden weltweit Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung und Identität verfolgt und getötet, noch immer benötigen viele Schutz im In- und Ausland. (Bild: Queer Refugees for Pride)
Die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) hat anlässlich des Internationalen Tags gegen Homo- und Transphobie am Mittwoch ihren zwölften Jahres-Hauptbericht vorgelegt. Der Bericht "State Sponsored Homophobia" listet auf fast 200 Seiten (PDF) penibel zu jedem Land Gesetze auf, die sich mit sexueller Orientierung befassen: mit Kriminalisierung ebenso wie mit Antidiskriminierung und der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare.
Nach Aufhebung der strafrechtlichen Verfolgung in Belize und den Seychellen im letzten Jahr sind es nach der ILGA-Zählung weiterhin noch 72 Staaten, die Homosexualität kriminalisieren – in 45 Ländern umfasst das auch die Liebe unter Frauen. In 124 Ländern ist Homosexualität straffrei, in 16 von ihnen gilt aber weiter ein unterschiedliches Schutzalter.
Übersichts-Weltkarte der ILGA. HQ-PDF
In acht Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen werde noch die Todesstrafe für Homosexualität verhängt, beklagt die ILGA: im Iran, in Saudi-Araben, in Jemen und im Sudan, zudem in bestimmten Regionen von Somalia und Nigeria sowie durch in einigen vom "Islamischen Staat" besetzten Gebieten im Irak und Syrien. In fünf weiteren Staaten steht die Todesstrafe zumindest noch auf dem Papier (Pakistan, Afghanistan, Vereinigte Arabische Emirate, Katar and Mauretanien). 14 weitere Staaten bestrafen homosexuelle Handlungen mit 14 Jahren Haft bis lebenslänglich.
Drei Viertel aller Staaten erkennen LGBTI nicht an
In über 75 Prozent aller Staaten gibt es weiterhin keine rechtliche Anerkennung für Homo-Paare oder keinen Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, so die ILGA in dem Bericht weiter. Nur neun Länder schützen vor Diskriminierung auf Verfassungsebene, 72 im Arbeitsrecht. Ganze drei Länder haben die Homo-"Heilung" verboten, während 22 Staaten LGBT-Rechte durch "Moral"- oder "Propaganda"-Gesetze einschränken. In 25 Ländern werden die Rechte von NGOs beschnitten.
Die aktuelle ILGA-Statistik mit Stand Mai 2017
Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare hatten bis Ende des Jahres 22 Staaten geöffnet (im langen Bericht wird die durch Referendum zurückgenommene Ehe für alle in Slowenien teilweise als 23. Land gezählt), 28 erkannten Lebenspartnerschaften in unterschiedlichen Formen an.
Neues IGLA-Europe-Ranking: Deutschland auf Platz 14
Der europäische Verband der ILGA stellte am Mittwoch zudem seinen jährlichen "Rainbow Index" vor, der sich weit ausführlicher als die weltweite Version den unterschiedlichsten Rechten und Fragen von LGBTI widmet. Das nicht ganz unumstrittene Ranking wird inzwischen von Malta, Norwegen und dem Vereinigten Königreich angeführt, während Deutschland auf den 14. Platz kommt. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um zwei Plätze, der Länderreport vermerkt vor allem Verbesserungen im Bereich Asyl und Flucht.
Die aktuelle Übersicht von ILGA Europe. Eine interaktive Karte zum An- und Draufklicken gibt es hier
Schlusslichter sind die Türkei, Armenien, Russland und Aserbaidschan. Der umfassende Bericht der Organisation (PDF) schaut nicht nur detailliert auf die Entwicklungen in den Ländern, sondern wirft samt seinen Empfehlungen auch einen Blick auf die Vereinten Nationen, EU und Europarat sowie OSZE.