Die Berliner Polizei muss sich immer wieder mit homophoben Straftaten auseinandersetzen (Bild: flickr / Maik Meid / by 2.0)
Die Berliner Polizei hat am Donnerstagvormittag erneut über einen offenbar aus Homosexuellenfeindlichkeit motivierten Vorfall berichtet. Demnach wurde in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ein Mann in Mitte homophob beleidigt. Nach Angaben des alkoholisierten 19-Jährigen traf er gegen 1.30 Uhr am Alexanderplatz auf eine Gruppe junger Männer. Aus der Gruppe heraus sollen die Beleidigungen gekommen sein.
Alarmierte Polizisten stellten wenig später fünf Personen fest, von denen zwei, 17 und 18 Jahre alt, als tatverdächtig gelten. Die Ermittlungen übernahm der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt.
Anstieg von gemeldeten LGBTI-feindlichen Vorfällen
Bereits am Dienstag hatte das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo seinen Jahresbericht (PDF) zu homo- und transfeindlichen Übergriffen vorgestellt. Demnach wurden 2016 insgesamt 291 Taten gemeldet, die mutmaßlich aus Hass gegen Homo- oder Transsexuelle verübt wurden, darunter auch Beleidigungen oder häusliche Gewalt – das sind 42 Fälle mehr als im Vorjahr, was einem Anstieg von 16 Prozent entspricht. Mehr als vier Fünftel der gemeldeten Fälle richtete sich demnach gegen schwule oder bisexuelle Männer, neun Prozent gegen Transpersonen und vier Prozent gegen lesbische oder bisexuelle Frauen.
Maneo-Chef Bastian Finke hob hervor, dass der Anstieg auch damit zusammenhängen könne, dass sich mehr Menschen trauten, Straftaten anzuzeigen. Immerhin sei Berlin bisher das einzige Bundesland, in dem es eine Kooperation zwischen LGBTI-Verbänden, Polizei und Staatsanwaltschaften gebe.
Anders als in anderen Städten weist die Berliner Polizei in ihren Presseberichten auch regelmäßig auf mögliche homo- oder transphobe Motivationen einer Straftat hin. (pm/cw)
Unabhängig davon möchte ich einen unglücklichen Aspekt dieser Meldungen hinweisen:
Durch die Häufung solcher Meldung auf queer.de entsteht tatsächlich der Eindruck, dass LGBTs immer mehr Opfer von Übergriffen werden und man sich weniger sicher fühlen kann. Allerdings ist nicht klar, ob das nicht ein trügerischer Eindruck ist.
Tag für Tag passieren in Deutschland unzählige übergriffige Delikte, Beleidigungen und Gewalttaten, bei denen Menschen zu Schaden kommen. Würde man nun alle Straftaten, die z.B. Hetero-Männern passieren auf einer Website sammeln, bekäme man wahrscheinlich ein noch größeres Unsicherheitsgefühl die Gesamtgesellschaft betreffend.
Bei all diesen Delikten weiß man leider nicht, ob es generell mehr Delikte gibt, ob mehr Delikte der Polizei gemeldet werden oder ob früher der Fokus der Berichterstattung nicht so ausgeprägt war und man es einfach nicht mitbekommen hat.
Wiegesagt ich verabscheue Taten, bei denen Menschen geschadet werden aber ich bin mir sicher, dass ein Klima der Verunsicherung (mit ungeklärter Faktenlage) ebenfalls kein wünschenswerter Zustand ist.