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Einzelfall oder Repression?
Bangladesch: 29 Schwule bei Party festgenommen
Sondereinsatzkräfte stürmten eine "Homosexuellenfeier" in Dhaka. Die festgenommenen Männer sollen nun offenbar wegen Drogenbesitzes angeklagt werden.

Archivbild von Mitgliedern der Sondereinsatzkräfte der Polizei von Dhaka, die die Party gestürmt hatten
- 19. Mai 2017, 10:36h 2 Min.
Verschärfen die Behörden Bangladeschs ihr Vorgehen gegen Homosexuelle? In der Hauptstadt Dhaka hat die Polizei in der Nacht zum Freitag fast 30 junge Männer festgenommen und das gegenüber Medien mit der Teilnahme an einer "Homosexuellenparty" begründet. Sondereinheiten des "Rapid Action Battalion" hatten die Feier in Keraniganj am Rande der Stadt gegen drei Uhr gestürmt.
"Homosexuelle aus 20 Distriken trafen sich da", sagte ein Polizeisprecher der Zeitung "Dhaka Tribune", in der von 29 Festnahmen die Rede ist – andere Medien berichten von 27. "Sie finden sich da in der Regel einmal alle zwei Monate zusammen." Die Festgenommen, die alle unter 30 Jahre alt und überwiegend Studenten seien, hätten gestanden, sich dort zu schwulem Sex getroffen zu haben. Sie hätten sich dazu in sozialen Netzwerken verabredet. Man habe schon lange Beschwerden aus der Bevölkerung zu den Partys erhalten.
"Wir haben 27 Menschen wegen Homosexualität festgenommen", sagte ein Sprecher der Polizei auch gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. "Sie sind Homosexuelle". Der Sprecher ließ gegenüber der Agentur offen, wegen welches Vergehens man die Männer anklagen wolle. Gegenüber der Nachrichtenagentur AP sagte hingegen ein Sprecher, man wolle sie nicht wegen Homosexualität vor Gericht ziehen, da man sie nicht beim Sex erwischt habe, sondern wegen Drogenbesitzes. So habe man nicht nur Kondome vor Ort beschlagnahmt, sondern auch Marihuana.
"Schwulenparagraf" wurde kaum noch angewandt

Das Magazin "Roopbaan", dessen Gründer im letzten Jahr ermordet wurde
Die Festnahmen sorgten national und international für einige Schlagzeilen, weil Homosexualität in dem Land zwar verboten ist, das entsprechende Gesetz aus britischer Kolonialzeit aber kaum noch angewendet wird. Mit ihm können "unnatürliche" Handlungen mit einer Geldstrafe oder Haft von zehn Jahren bis lebenslänglich bestraft werden. Erst vor vier Jahren hat es das Parlament abgelehnt, den entsprechenden Paragrafen abzuschaffen.
Bangladesch ist ein mehrheitlich muslimisches Land mit säkularer Verfassung. LGBTI-Aktivisten konnten mehrfach Demonstrationen abhalten, zuletzt wurden einige allerdings unter Verweis auf Sicherheitsbedenken verboten. Im letzten Jahr hatten mehrere mutmaßliche Islamisten die Wohnung eines LGBTI-Aktivisten und -Journalisten gestürmt und ihn und seinen Freund mit Macheten getötet (queer.de berichtete). Die Tat ist weiterhin nicht aufgeklärt.
Eine ähnliche Razzia wie in Dhaka hatte es Anfang Mai in Indonesien gegeben (queer.de berichtete). Im an Bangladesch angrenzenden Indien hatte es in den letzten Jahren eine regelrechte Welle von Festnahmen, allerdings nicht Verurteilungen, von Homosexuellen gegeben, nachdem ein zwischenzeitlich von einem Gericht außer Kraft gesetzter Strafrechtsparagraf aus britischer Kolonialzeit vom Höchstgericht wieder eingeführt worden war (queer.de berichtete). (nb)















das sagt genug aus .....