"Chisinau ist nicht Sodom": Gegendemonstranten zum CSD der moldawischen Hauptstadt am Sonntag. Die Polizei schützte die CSD-Demo auf der anderen Seite, evakuierte aber die Teilnehmer, anstatt ihren Protest weiterlaufen zu lassen
Sie kamen friedlich, still, mit der Botschaft "Keine Angst" und mit Blumen. Und dennoch stellten sich am Sonntag in der moldawischen Hauptstadt Chisinau hunderte Menschen dem "Marsch für Solidarität" entgegen.
Die über 300 Teilnehmer der Abschlussdemonstration des "Moldova Pride" konnte unter Polizeischutz über mehrere Straßen ziehen, bis die Beamten die Kundgebung an einer Kreuzung abbrachen und die LGBTI-Aktivisten mit Bussen aus der Gegend brachten. Auf der anderen Seite standen, von der Polizei auf sicheren Abstand gehalten, die Gegendemonstranten: Aufgebrachte Bürger, orthodoxe Gläubige und Priester sowie Nationalisten. Sie warfen Eier und Wasserbomben in Richtung CSD.
Mit Plakaten gegen "Homo-Propaganda" waren viele der Demonstranten herbeigeeilt von einem "Familienfest" in der Innenstadt, das wie in den Vorjahren vom sozialistischen Politiker Igor Dodon organisiert wurde. Seit letztem November ist er der Präsident des Landes. Mehr dazu und zur Kampagne "Fara Frica" (Keine Angst) in diesem Vorbericht. Auf einer Pressekonferenz nach der Demo lobten die Organisatoren die Polizei für den friedlichen Ablauf des Tages, kritisierten aber zugleich den Abbruch der Demonstration. Es wäre etwa möglich gewesen, die Gegendemonstranten zurückzudrängen und den CSD sicher entlang der späteren Bus-Evakuierungsroute laufen zu lassen.
Rekordteilnehmerzahl in Bukarest
Am Samstag hatte es bereits einen CSD mit Gegenprotesten im Nachbarland gegeben: In der rumänischen Hauptstadt Bukarest demonstrierten über 2.000 LGBTI und ihre Freunde und Unterstützer lautstark und später tanzend beim "Marsul Diversitatii" für ihre Rechte, unterbrochen nur von einem zwischenzeitlichen enormen Regenschauer und einem Schweigeprotest zur Schwulenverfolgung in Tschetschenien.
In Bukarest wurde der Pride zu einer feucht-fröhlichen Angelegenheit. Bild: samsam / twitter
Allerdings hatten in der Innenstadt auch rund 100 bis 200 Rechtsextreme und Gläubige mit homofeindlichen Parolen und Plakaten bei einem "Marsch der Normalität" demonstriert (erschreckende Bildergalerie bei Getty). Vor wenigen Tagen hatte das Parlament mit großer Mehrheit die Abhaltung eines Referendums beschlossen, mit dem ein bereits einfachgesetzlich bestehendes Ehe-Verbot für schwule und lesbische Paare in die Verfassung geschrieben werden soll (queer.de berichtete). Eine mit der deutschen "Demo für alle" verbundene "Koalition für die Familie" hatte dazu in einem ersten Schritt rund 3 Millionen Unterschriften gesammelt, die meisten davon in und vor Kirchen.
Bei dem Gegenprotest zeigten Rechtsextreme einmal bildlich, wie Homosexuelle angeblich die "traditionelle Familie in Gefahr" bringen
In Rumänien und Moldawien hatten etliche EU-Botschaften, darunter die deutsche, sowie die amerikanische Botschaft die CSDs mit Grußnachrichten unterstützt. In Bukarest förderte die deutsche Botschaft eine Kultur- und Partyveranstaltung am Vorabend des Pride, an dem am Samstag der amerikanische Botschafter teilnahm. (nb)
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Würde Dummheit wehtun, könnte man die "Gläubigen" kilometerweit vor Schmerzen schreien hören.
Ein weiterer Beweis dafür, die dringend nötig Bildung und Aufklärung sind.
"Es nimmt der Kaiser den Bischof am Arm:
'Halt Du sie dumm - ich halt sie arm.' "