Fehlt nur noch Musik aus "Star Wars": Kardinal Carlo Caffarra schwört Gläubige auf den Kampf gegen die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften als Werk des Teufels ein
Der italienische Kardinal Carlo Caffarra hat Gläubige dazu aufgerufen, "offen und öffentlich" Zeugnis abzulegen gegen die Sünde der gleichgeschlechtlichen Ehe und der Abtreibung. Man müsse den Sünder lieben, aber die Sünde verfolgen, indem man sie aufspüre und verurteile.
Das sagte der emeritierte Erzbischof von Bologna in der letzten Woche auf dem "Rome Life Forum" im nur wenige Meter vom Vatikan entfernten Hotel Columbus. Die zum vierten Mal veranstaltete Tagung von Abtreibungs-Gegnern und Bekämpfern von LGBTI-Rechten endete am Samstag mit dem "Marsch für das Leben".
Caffarra, der unter anderem Mitglied des Päpstlichen Rates für die Familie ist, skizzierte in der Rede eine Konfrontation zwischen Gott und dem Teufel, die im menschlichen Herzen geführt werde und zwei Themen betreffe: Das eine Thema sei "die Transformation eines Verbrechens, Abtreibung, in ein Recht". "Die zweite Entwicklung ist die Veredlung der Homosexualität", die die "Wahrheit der Ehe" und den Willen Gottes ablehne.
Die Organisatorin der "Demo für alle", Hedwig von Beveroderde, hielt die Aussagen des Kardinals für teilenswert bei Facebook
Die Schöpfung basiere auf zwei Säulen, so Caffarra: dem Menschen und der ehelichen Verbindung aus Mann und Frau. "Die Veredlung einer homosexuellen Partnerschaft durch Gleichsetzung mit einer Ehe ist die Zerstörung der zweiten Säule", die andere werde durch Abtreibung beschädigt. Das sei das Werks Satans, der "eine tatsächliche Gegen-Schöpfung erschaffen will. Das ist die ultimative und schreckliche Herausforderung, die Satan Richtung Gott schleudert: Ich zeige Dir, dass ich in der Lage bin, eine Alternative zur Schöpfung zu erschaffen. Und der Mensch wird sagen: In der alternativen Schöpfung ist es besser als in Deiner Schöpfung.'"
Diese "furchteinflößende Strategie" zeige eine "tiefe Verachtung für den Menschen", der im "satanischen Diskurs" auf den Weg der Lüge geführt werde, so Caffarra.
Wenn der Papst nicht katholisch genug ist
Weitere Redner bei dem Kongress waren der frühere amerikanische Bischof Kardinal Raymond Leo Burke, der Kardinalpatron des Malteserordens und ein strikter Gegner von Homo-Rechten, oder Weihbischof Athanasius Schneider aus Astana in Kasachstan, der auch in Deutschland Messen liest und Autor bei kreuz.net war und in Rom die "katholische Familie" als "Bollwerk gegen den gegenwärtigen großen Abfall vom Glauben" bezeichnete.
Pfarrer Linus Clovis vom Inselstaat St. Lucia, Direktor der Organisation "Family Life International", beklagte, wie die "LGBTI-Lobby" die Meinungsfreiheit einschränke und zusammen mit anderen Gruppen zu einer "Gegen-Kirche" führe, deren Ausdruck Papst Franziskus und das Abschlussdokument der Familiensynode, "Amoris Laetitia", sei. Burke und Caffarra waren zwei der vier prominenten Kardinäle, die den Papst für diese vermeintlich zu weit gehende Liberalisierung öffentlich kritisiert hatten.
Die hier nur kurz angerissenen Reden sind u.a. auf voiceofthefamily.com dokumentiert. Von der Webseite stammt auch dieses Bild von Paul von Oldenburg bei seiner Rede in Rom.
Eine bemerkenswerte Rede hielt Paul von Oldenburg, der betonte, dass die "sogenannte sexuelle 'Befreiung'" ihren Ursprung "nicht in den Sechzigern, nicht in der feministischen Bewegung oder den Abtreibungs- und LGBTI-Lobbys" habe, sondern eine vor 100 Jahren erschaffene Revolution sei, die nun den Höhepunkt erreiche: "Die erste sexuelle Revolution wurde von Wladimir Lenin begonnen, mit Gesetzen, die Scheidung (1918), Abtreibung (1920) und Euthanasie (1922) legalisieren. Lenin schaffte die alten Gesetze ab, die sexuelle Beziehungen betreffen, und legalisierte damit homosexuelle Aktivitäten." Oldenburg beklagt weiter: "Auch erlaubte er Männern, die offen homosexuell waren, in der Regierung zu arbeiten."
Es sei "unsere strikte moralische Pflicht, unschuldiges menschliches Leben und die geheiligte Institution der Familie zu verteidigen", so Oldenburg. Eine Cousine von ihm ist die fundamentalistische Christin und Politikerin Beatrix von Storch, die einen entsprechenden Kampf gegen LGBTI-Rechte und Abtreibung erfolgreich in die AfD integrieren konnte und durch die Gründung der "Initiative Familienschutz" und der "Demo für alle" auch auf die Straße brachte.
Oldenburg arbeitet zugleich in Brüssel für die "Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum", gegründet in Brasilien als Gegenbewegung zur Befreiungstheologie und in Deutschland vertreten u.a. durch die "Deutsche Vereinigung für eine Christliche Kultur". Deren Sprecher Mathias von Gersdorff, mehrfacher Redner auf der "Demo für alle", bekämpft LGBTI-Rechte seit Jahren ebenso wie die "Bravo", er will CSDs verbieten und die Lebenspartnerschaft abschaffen und machte zuletzt vor allem durch einen andauernden Widerstand gegen den Bildungsplan in Hessen von sich reden (queer.de berichtete).
Und der Witz an der Sache ist, Carlo Caraffara dürfte so wie die meisten anderen katholischen Bischöfe und Kardinläle selbst schwul sein. Darauf ist doch der Vatikan überwiegend aufgebaut, dass schwule studierte Männer sich dieser Organisation unterordnen.
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Da lobe ich dann heute lieber die presbyterianische Church of Scotland, die heute die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in einem Gotesdienst in ihrer Kirche erlaubt hat.
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www.bbc.com/news/uk-scotland-40036225
BBC: Kirk's General Assembly begins gay marriage debate