Es war am Freitag eines der meistgeteilten Fotos in den sozialen Netzwerken, am Samstag druckten es Tageszeitungen in aller Welt: das Gruppenbild zum "Damenprogramm" des Nato-Gipfels in Brüssel, auf dem auch ein einsamer Mann in die Kamera strahlte.
Während Angela Merkels Ehemann Joachim Sauer und auch der Brite Philip John May den Besuch des Magritte-Museums und einer Handtaschen-Boutique schwänzten, ließ es sich Gauthier Destenay, Ehemann von Luxemburgs schwulem Premierminister Xavier Bettel, nicht nehmen, Brigitte Macron, Emine Erdogan, Melania Trump und andere Gattinen der Nato-Führer zu begleiten.
"Selbstbewusst und selbstverständlich"
Auch die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld teilte das Foto auf ihrer Facebookseite und lobte, wie "selbstbewusst und selbstverständlich" sich der aus Belgien stammende Architekt zeigte. In der Tat ein einfaches und doch so wunderbares Zeichen homosexueller Sichtbarkeit, das junge Queers in aller Welt ermutigt – und das leider auch in Nato-Staaten wie der Türkei, Ungarn oder Polen, die LGBTI-Rechte mit Füßen treten, noch immer notwendig ist.
Xavier Bettel zog 1999 als Abgeordneter in die Chambre des Députés ein, seit Ende 2013 führt er als Chef der Liberalen eine Koalition mit Sozialdemokraten und Grünen an. In seiner Amtszeit öffnete Luxemburg 2014 die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare – mit 56 zu 4 Stimmen (queer.de berichtete).
Ein Jahr später heiratete Bettel seinen langjährigen Freund Destenay (queer.de berichtete), mit dem er seit 2010 bereits in einer Lebenspartnerschaft lebte. Er ist der erste Regierungschef in einer gleichgeschlechtlichen Ehe; auf der Frauen-Seite hatte 2010 bereits die isländische Premierministerin Jóhanna Sigurðardóttir während ihrer Amtszeit ihre Partnerin geheiratet, als eine der ersten Zeremonien des Landes. (mize)