"Mir aber, ihr hohen Götter des Himmels, vergönnt mein ganzes Leben lang gegenüber dem Geliebten sitzen zu dürfen, stets ihm nahe die süße Stimme zu hören, ihn auf allen Wegen zu begleiten und an all seinem Wesen Anteil zu haben." Diese Liebeserklärung eines Mannes an einen anderen Mann wurde vor fast 2.000 Jahren veröffentlicht.
In der Schrift "Erotes" (Zweierlei Liebe) des spätantiken Autors Lukian (etwa 120 bis 180 unserer Zeitrechnung) halten, eingebettet in eine Rahmenerzählung, zwei Männer ihre Plädoyers für die nach ihrer Meinung edlere Form der Liebe: Charikles aus Korinth lobt die Liebe zur Frau, Kallikratidas aus Athen die Liebe zum männlichen Jüngling. Den Sieg erringt der, den wir heute schwul nennen würden.
Der Gymnasialprofessor Paul Brandt (1875-1929) übersetzte vor rund hundert Jahren als "Hans Licht" erstmals Lukians Schrift ins Deutsche, da sich Christoph Martin Wieland, der damals bedeutende Lukian-Übersetzer, damit nicht hatte "beschmutzen" wollen. In der Bibliothek rosa Winkel des Hamburger Männerschwarm Verlags ist der Klassiker nun wieder erhältlich.
Die lebenslange Liebe zwischen Kallikles und Doros
Homoerotisches Märchen aus dem 19. Jahrhundert: "Die Neuplatoniker"
Parallel dazu veröffentlichte der Verlag den Roman "Die Neuplatoniker" aus dem 19. Jahrhundert, der eindeutig von "Erotes" inspiriert wurde: Der Autor Luigi Settembrini (1813-1876) gehört zu den Heroen des italienischen Risorgimento. Viele Jahre in politischer Gefangenschaft, übersetzte er das umfangreiche Gesamtwerk von Lukian.
Im Mittelpunkt von "Die Neuplatoniker" stehen Kallikles und Doros, die gemeinsam aufwachsen, zu Jünglingen und Männern heranreifen und auf ihrer Lebensreise die vielfältigen Formen der Liebe erkunden. Zwar steht am Ende eine heterosexuelle Doppelhochzeit, doch "bis ins hohe Alter fanden sie von Zeit zu Zeit, wenn sich Gelegenheit bot, im selben Bett zusammen".
Erst sechs Jahrzehnte nach dem Tod des Autors wurde das erotische Märchen durch Zufall entdeckt, der Öffentlichkeit jedoch vorenthalten, um Settembrinis Ruf nicht zu gefährden. 1977 endlich veröffentlicht, ist es in Italien längst zu einem klassischen Text "homoerotischer Literatur" geworden. Gerd Gauglitz hat ihn ins Deutsche übersetzt. (cw/pm)
Infos zu den Büchern
Lukian: Erotes. In der Übersetzung von Hans Licht (Paul Brandt). Herausgegeben von Wolfram Setz. 174 Seiten. Bibliothek rosa Winkel, Band 71. Männerschwarm Verlag. Hamburg 2017. 14 €. ISBN 978-3-86300-071-4
Luigi Settembrini: Die Neuplatoniker. Ein erotisches Märchen. In der Übersetzung von Gerd Gauglitz und mit einem Nachwort von Wolfram Setz. 104 Seiten. Bibliothek rosa Winkel, Band 72. Männerschwarm Verlag. Hamburg 2017. 14 €. ISBN 978-3-86300-072-1
Dann kam das dunkle Mittelalter mit der Religion, die alle Menschen unterjocht hat, Liebe unterdrückt hat, um die Menschen gefügig zu machen und alle Kritiker als angebliche Hexen, Ketzer, etc. gefoltert und bestialisch ermordet hat.
Und unter diesen Auswirkungen leidet die Menschheit noch heute. Und die durch Stehlen, Morden und Brandschatzen groß gewordenen Religionen üben ihre Macht noch heute aus.