In Sachsen-Anhalt forderte ein AfD-Abgeordneter Haftstrafen für Homosexualität, in Thüringen nannte ein Kollege die Rehabilitierung der Opfer des Paragrafen 175 eine "Schande", und das offizielle AfD-Wahlprogramm wettert gegen "Umerziehungsprogramme in Kindergärten und Schulen" mit dem angeblichen Ziel, "das bewährte, traditionelle Familienbild zu beseitigen" – dennoch sieht Alice Weidel, die lesbische AfD-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, kein besonderes Homophobie-Problem bei ihren Parteifreunden.
"Das gibt es in anderen Parteien auch, über alle Gesellschaftsschichten hinweg", spielte die 38-Jährige in einem am Samstag veröffentlichten, vielsagenden Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" die bundesweiten Attacken der AfD gegen LGBTI-Rechte herunter. "Das spezifisch in der AfD zu verorten, halte ich für weit hergeholt. Meine sexuelle Ausrichtung wurde in der Partei nie zum Thema gemacht."
Nicht die Partei ist homophob, sondern die Presse
Alice Weidel hatte sich im vergangenen Jahr in der Wochenzeitung "Die Zeit" selbst geoutet, was jedoch weitgehend unbemerkt blieb. Bundesweit bekannt wurde ihre Homosexualität erst durch einen Talkshowauftritt, bei dem sie von Sandra Maischberger scheinbar überraschend auf ihre Regenbogenfamilie angesprochen wurde – Weidel zieht mit ihrer Schweizer Partnerin zwei Kinder groß.
Sie selbst habe sich nie diskriminiert gefühlt, meinte die AfD-Spitzenkandidatin im "Tagesspiegel"-Interview. "Erst seitdem ich in der AfD eine herausgehobene Position innehabe, greift die Presse ständig meine sexuelle Ausrichtung auf. Ich werde als unglaubwürdig hingestellt, weil ich mich in einer angeblich homophoben Partei engagiere. Aber das entspricht nicht der Realität."
Auf die Frage der Zeitung, ob sie keine Diskrepanz zwischen ihrer Lebensweise und der vorherrschenden Parteimeinung sehe, meinte Weidel ausweichend: "Sie finden bei keinem Politiker eine hundertprozentige Deckungsgleichheit mit dem Wahlprogramm. Ich sehe die Familienpolitik etwas liberaler, als es Parteilinie ist. Allerdings sagt die AfD auch explizit, dass sie für die Beibehaltung des Status quo ist. Dieser sieht die eingetragene Lebenspartnerschaft, in der ich seit Jahren lebe, vor. Das ist übrigens auch CDU-Programmatik."
Für die AfD gibt es nur heterosexuelle Familien
Das im April in Köln beschlossene Wahlprogramm der AfD liest sich etwas anders: "Wir lehnen alle Versuche ab, den Sinn des Wortes 'Familie' in Art. 6, Abs. 1 Grundgesetz auf andere Gemeinschaften auszudehnen", schreibt die Partei darin und stellt sich damit sogar gegen die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts – das hatte geurteilt, dass der Schutz des Grundgesetzes auch eine Familie etwa aus Mutter, Mutter und Kind umfasse. Die Politik müsse sich "am Bild der Familie aus Vater, Mutter und Kindern" orientieren, fordert hingegen die AfD, auch der Begriff "Ehe" sei rein "klassisch" zu verstehen.
Sie selbst würde ihre Lebensgemeinschaft als Familie bezeichnen, räumte Weidel im "Tagesspiegel" ein, zeigte dennoch Verständnis für den Parteitagsbeschluss: "Die AfD will niemandem ein Lebensmodell vorschreiben. Die Familie ist allerdings eine Institution. Genauso wie die Ehe verfassungsrechtlich eine Institution für die Eheschließung zwischen Mann und Frau ist. Wenn man das aufweicht, kann man gleich die ganze Institution abschaffen."
Entsprechend werde sie auch nicht für die Ehe für alle kämpfen, stellte Weidel klar. "Die Lebenspartnerschaft ist mit der Ehe bereits in vielen Punkten gleichgestellt – auch was erb- und steuerrechtliche Fragen betrifft. Es gibt für mich wichtigere Politikfelder, wegen denen ich auch in die AfD eingetreten bin." (mize)
Jaja, das klingt echt total nach Selbsthass, wenn man über die eigene Homosexualität in der ZEIT reden kann. Sehr verklemmt, hm, ne, is klar...
Würden Heterosexuelle auf der Homosexualität einer öffentlichen Person herumreiten, was würde hier geschrieen wie homophob die Leute seien. Aber wenn einem nichts mehr einfällt, dann greift man selbst zu den gleichen Argumenten wie diejenigen die man sonst meint bekämpfen zu müssen.
Null Auseinandersetzung mit Frau Weiler Politik, außer mit ihrer persönlichen (!) Sexualität. Da ist nichts anderes als eine Bankrotterklärung, weil einem anscheinend nix mehr einfällt.
Dabei gibt es tausend Gründe, weshalb Frau Seidels Partei eine Schei**partei ist. Aber anstatt die zu thematisieren, stellt man die Frau nur als angeblich masochistische Lesbe da, die nicht sehen will in was für einer homehassenden Meute sie sich da befindet.
Da muss sich doch keiner mehr wundern, wieso die AfD so erfolgreich ist, wenn die Presse derart unfähig ist sich mal mit Fakten zu beschäftigen als mit Homosexuellen-Bashing....ich fasse es nicht