Krzysztof Charamsas Leben änderte sich nach seinem Coming-out im Oktober 2015 radikal
Der polnische Ex-Priester Krzysztof Charamsa hat in einem Interview mit Bunte.de davon erzählt, dass ihn offenbar aufgebrachte Gläubige nach seinem Coming-out vor zwei Jahren nach dem Leben getrachtet hätten: "Mehrere Male erhielt ich Drohungen, auch Todesdrohungen, zum Beispiel über Messenger oder Twitter", so Charamsa. "Menschen, die an Gott glauben, aber andere bedrohen – das ist ein Drama, ein Zeichen für die Degeneration der Religion. Das heißt nichts weiter als Fundamentalismus und Hass." Der 44-Jährige betonte, er halte aber daran fest, dass "wahre Religion" anders sei.
Weiter erklärte Charamsa, dass er lange Zeit an die katholischen "Lehren zur Sexualität" geglaubt habe – und daran gelitten: "Die Kirche hat mich gelehrt, mich in meiner Homosexualität zu hassen." Er habe sich in einem "psychologischen und spirituellen Gefängnis" befunden. "Du hast ein niedriges Selbstbild, kein Selbstwertgefühl, weil du vermeintlich pervers bist, krank in deiner Homosexualität! Bis zum Ende des Lebens muss man, wenn es nach der katholischen Kirche geht, in diesem Bewusstsein leben, mit dieser Scham leben." Dieser Zustand sei schizophren und würde Schwule genauso belasten, die nach dem Wunsch der Kirche abstinent lebten: "Das Problem ist dabei nicht, Sex zu haben oder nicht. Es ist ein Identitätsproblem", so Charamsa.
"Die katholische Kirche ist meine Familie"
Trotz seiner Erfahrungen halte er aber am Katholizismus fest: "Die katholische Kirche ist meine Familie, meine Gemeinde. Heute arbeite ich daran, dass der Katholizismus zum Christentum zurückkehrt." Der Kirche gab er den Rat, Frauenfeindlichkeit und Homophobie zu überwinden.
Charamsa, Jahrgang 1972, wurde 1997 zum Priester geweiht und lehrte seit 2009 an der Päpstlichen Hochschule Gregoriana in Rom; 2011 wurde er in die theologische Kommission der Glaubenskongregation berufen. Im Oktober 2015 sorgte Charamsa mit seinem Coming-out weltweit für Schlagzeilen (queer.de berichtete). Danach wurde er aller seiner kirchlichen Aufgaben und Ämter entbunden. Inzwischen lebt er mit seinem katalanischen Lebensgefährten mitten im Homoviertel von Barcelona.
Im April diesen Jahres veröffentlichte er seine biografisches Buch "Der erste Stein", in dem er mit der Doppelmoral der katholischen Kirche abrechnete (queer.de berichtete). (dk)
Dass Charamsa die katholische Kirche noch immer als seine Familie empfindet, macht tieftraurig. Ich hoffe, er sucht sich die psychlogische Hilfe, die er benötigt, um sein Stockholm-Syndrom zu überwinden und klar zu sehen.
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