Ein harmloser Kuss soll zum Rauswurf aus der Kneipe geführt haben
Die Grüne Stadtratsfraktion und die Gleichstellungsbeauftragte von Osnabrück haben sich schockiert über einen angeblich homophob motivierten Rauswurf von schwulen Männern aus einem Lokal geäußert und Konsequenzen gefordert. Vergangene Woche hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet, dass ein Besitzer eines nicht namentlich genannten Etablissements in der Johannisstraße vier Schwule des Ladens verwiesen habe, weil sich zwei von ihnen geküsst hatten (queer.de berichtete). Der Zeitung gegenüber habe der Wirt auch beklagt, dass ein rausgeworfener Gast als Schwuler "kein normaler Mensch" gewesen sei und er mit Schwulen nichts zu tun haben wolle.
"Als Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Osnabrück, die als Friedensstadt für Demokratie, Solidarität und Toleranz steht, bestürzt es mich umso mehr, dass wir in unserer Bevölkerung Menschen haben, für die Homosexuelle 'keine normalen Menschen' sind", erklärte Katja Weber-Khan am Dienstag in einer Stellungnahme. "Äußerungen wie diese sind verachtenswert und überholt. Sie zeigen aber auch, dass wir nach wie vor gegen veraltete Rollenbilder, Stigmatisierung und Diskriminierung ankämpfen müssen."
Die Stadt teilte mit, dass in Kürze die "Koordinationsstelle Antidiskriminierung" ihre Arbeit aufnehmen werde. Sie kümmere sich um Verstöße gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz "wie den Rauswurf der Männer aus der Kneipe aufgrund ihrer Homosexualität". Betroffene könnte sich im städtischen Gleichstellungsbüro in der Bierstraße melden.
Grüne: Verhalten des Kneipiers ist "menschenverachtend"
Bereits am Freitag kritisierte die Stadtratsfraktion der Grünen die "nicht hinnehmbare Diskriminierung" Schwuler und bezeichnete den Vorgang als Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgesetz und "menschenverachtend". "Das ist ein nicht hinnehmbarer Akt von Diskriminierung, der geahndet werden sollte", erklärte Michael Hagedorn in einer Pressemitteilung. Die Grünen forderten den Gastwirt auf, sich zu entschuldigen. Außerdem müsse die Stadt ihre Bürger aktiver vor Diskriminierung schützen.
Kurz nach dem Bekanntwerden des Rausschmisses hatte bereits Christine Lüders, die Chefin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, den Fall als Beispiel für Diskriminierung auf Facebook gepostet.
Einer der Rausgeworfenen hatte gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung" auch berichtet, er sei vom Kneipier zudem mit einem Schlagstock angegriffen worden. Der Besitzer bestritt das gegenüber der Zeitung. Die Betroffenen haben von einer Anzeige abgesehen. Die Polizei Osnabrück appelliert daher an Beteiligte des Vorfalls, sich zu melden. (dk)