
https://queer.de/?29047
Deutscher Bundestag
Bernd Fabritius: Ich stimme für die Ehe für alle
Der CSU-Abgeordnete kündigte in einem Interview an, zusammen mit der Opposition für die Gleichstellung lesbischer und schwuler Paare zu stimmen.

Bernd Fabritius ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages. Ein Jahr später wurde er – als Nachfolger von Erika Steinbach – zum Präsident des Bundes der Vertriebenen gewählt (Bild: Pressefoto)
- 14. Juni 2017, 19:01h 3 Min.
Wenn der Deutsche Bundestag über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche abstimmen würde, gäbe es auch (mindestens) eine Ja-Stimme aus der CSU. "Ich würde aus Überzeugung dafür stimmen", erklärte der christsoziale Abgeordnete Bernd Fabritius in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der "Bayerischen Staatszeitung".
Der 52-Jährige lebt selbst in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft und ist mit seiner sexuellen Orientierung recht offen umgegangen (queer.de berichtete). So saß sein Lebenspartner bei der ersten Sitzung nach Fabritius' Wahl Ende 2013 auf der Tribüne im Bundestag. Er besuchte auch zusammen mit LSU-Aktivisten den CSD in Tel Aviv. Im "Handbuch des Deutschen Bundestages" ist angegeben, dass er in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebt. Ende April gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des bayerischen Landesverbands der Schwulen und Lesben in der Union (LSU) (queer.de berichtete).
"Kein einziger Hetero wird plötzlich einen anderen Mann heiraten"
"Ich kann die Argumente der Gegner zum Teil nachvollziehen, teile sie aber nicht", erklärte Fabritius in dem Interview. "Man schützt das Institut der Ehe nicht dadurch, dass man Schwulen und Lesben das Heiraten verbietet. Es besteht doch keinerlei Konkurrenzsituation. Es wird doch kein einziger Hetero plötzlich einen anderen Mann heiraten, nur weil er es darf."
Ob der Deutsche Bundestag noch vor der Wahl im September über die Ehe-Öffnung abstimmen wird, ist unklar: Union und SPD blockieren im Rechtsausschuss teilweise seit Jahren entsprechende Gesetzentwürfe von Bundesrat, Grünen und Linken. Die Oppositionsparteien versuchen derzeit mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht, eine Abstimmung im Plenum zu erzwingen (queer.de berichtete).
Sollte sich keine Mehrheit für die Ehe für alle finden, schlug der CSU-Politiker als "Kompromiss" eine Änderung des Personenstandsrechts vor: "Egal, ob zwei Menschen verpartnert oder im klassischen Sinn verheiratet sind – sie sollen beim Punkt Familienstand immer angeben können, dass sie 'verheiratet' sind", so Fabritius. 'Wer etwa auf die Frage nach dem Personenstand 'verpartnert' angeben muss, der legt damit gleichzeitig seine sexuelle Orientierung offen – das wollen viele Menschen aber nicht, auch aus Angst vor Diskriminierung."
Die Forderung nach Änderung des Personenstandsrechts hatte sich die CSU bereits im November 2016 in ihrem neuen Grundsatzprogramm zu eigen gemacht (queer.de berichtete). In der Koalition oder im Parlament wurde sie in dieser Frage allerdings nicht aktiv.
Sein bestes Überzeugungsargument ist sein Mann
Mit seinem offenen Umfang mit der eigenen Homosexualität will Bernd Fabritius seine Parteifreunde letztlich von der Ehe für alle überzeugen: "Ich zeige meinen Kollegen, dass meine Lebenspartnerschaft einer klassischen Ehe entspricht", sagte er der "Bayerischen Staatszeitung". "Ich nehme meinen Partner zu gesellschaftlichen Einladungen grundsätzlich mit – da bin ich einer der wenigen Abgeordneten. Dass Partner mitkommen, ist ja nicht die Regel. Wir wollen aber bewusst so viel wie möglich gemeinsam machen."
Vor zwei Jahren hatten sich bereits die beiden CSU-Bundestagsabgeordneten Gudrun Zollner und Dagmar Wöhrl für die Ehe für alle ausgesprochen (queer.de berichtete). (cw)
