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Homophobie
Erika Steinbach: Ehe-Öffnung dient "Pädointeressen"
Die erzkonservative Bundestagsabgeordnete stellt einen Zusammenhang zwischen der Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben und dem Missbrauch von Kindern her.

Erika Steinbach kämpft jetzt auch mit der Pädo-Keule gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben (Bild: Deutscher Bundestag / Lichtblick / Achim Melde)
- 20. Juni 2017, 11:52h 3 Min.
Erika Steinbach sorgt wieder einmal mit einem homophoben Kommentar für Empörung: In sozialen Netzwerken erklärte die fraktionslose Abgeordnete, die im Januar aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik und die angebliche Anpassung an den Zeitgeist aus der CDU ausgetreten war, am Montag, dass die Grünen mit ihrer Forderung nach der Ehe für alle "Pädointeressen" vertreten würden.
"Die GRÜNEN habe[n] im Wahlprogramm 'Ehe für alle' beschlossen. Eine völlig offene Formulierung!", schrieb Steinbach etwa auf Facebook. "Das ist auch die Hintertür für Pädophileninteressen, die in der Vergangenheit eine starke Lobby bei den Grünen hatten." Dazu veröffentlichte die 73-Jährige das Video einer ihrer Bundestagsreden aus dem Jahr 2010, in der sie gegen die Ökopartei wettert.
/ SteinbachErikaGrüne haben "Ehe für alle beschlossen" beschlossen. Das ist auch die Hintertür für Pädophileninteressen… https://t.co/vz1y0EORqf
— Erika Steinbach (@SteinbachErika) June 19, 2017
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Als Reaktion gab es auf Twitter scharfe Kritik unter dem Hashtag #ErikaDrehtHohl. Auf Steinbachs Facebook-Seite erhielt sie aber auch Lob. So schrieb eine Nutzerin: "Na prima, dann kann ich endlich meinen Kühlschrank heiraten."
Steinbach spielt mit ihrer provokanten Äußerung auf die fragwürdige Toleranz der Grünen gegenüber dem Missbrauch von Kindern in den Siebziger- und Achtzigerjahren an, von der sich die Partei aber bereits scharf distanziert hat und die minutiös aufgearbeitet wurde (queer.de berichtete). Der im Deutschen relativ neue Ausdruck "Ehe für alle", der aus dem französischen Ausdruck "mariage pour tous" entlehnt wurde, wird außerdem nie als Motto für die Legalisierung von sexuellem Kindesmissbrauch genutzt, sondern nur für die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht.
Ein entsprechender Gesetzentwurf der Ökopartei liegt bereits in dieser Legislaturperiode dem Bundestag vor und dürfte Steinbach bekannt sein. Am Wochenende hatten die Grünen die Forderung nach der Ehe für alle in ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl bekräftigt und als Koalitionsbedingung benannt (queer.de berichtete).
Bereits in der Vergangenheit hatte sich Steinbach, die dem Bundestag seit 1990 angehört, als Hardlinerin gegen LGBTI-Rechte profiliert. Die Einführung der Lebenspartnerschaft lehnte sie ebenso ab wie spätere Weiterentwicklungen des Instituts. So stimmte sie "aus Gewissensgründen" gegen das von Karlsruhe erzwunge Ehegattensplitting für gleichgeschlechtliche Paare. "Ich gestatte mir, eine andere Auffassung zu haben, was die Verfassungsgründer im Sinn hatten", sagte sie dazu. Bereits zur Entscheidung des Gerichts zur Sukkzessivadoption hatte sie getwittert: "Wer schützt eigentlich unsere Verfassung vor den Verfassungsrichtern?"
Die Ehe für alle bringt auch manch homophoben Zeitungsredakteur in Rage. So veröffentlichte die "Rhein-Neckar-Zeitung" am Mittwoch eine bizarren Text, der als Glosse markiert wurde. Darin wird die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben als "Ausstieg aus der Mann-Frau-Beziehung" beschrieben und den Grünen vorgeworfen, mit ihrer Forderung nach der Gleichbehandlung die Ehe zu verspotten. (dk)















Ich finde es nach wie vor ein Mangel, dass man bei einem Engagement für eine an und für sich für viele gute Sache schwammige und uneindeutige Begriffe verwendet. Denn für ALLE ist tatsächlich nicht nur Hetero und Homo, sondern alle(!) Spielarten, die nicht unbedingt von einer "Ehe" profitieren sollten. Auch Zoophile könnten sich bei "ALLE" angesprochen fühlen nicht nur Lieber von Kühlschränken.