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Zuschauer blieben weg

Kindertheaterstück über schwules Känguru abgesetzt

In Ulrich Hubs Stück "Ein Känguru wie du" geht es um Vorurteile, Toleranz und Freundschaft – in Baden-Baden wurde es von Eltern boykottiert.


Ein Känguru, das boxt, kann nicht schwul sein – denken zumindest die beiden Raubkatzen Pascha und Lucky (Bild: Jochen Klenk / Theater Baden-Baden)
  • 26. Juni 2017, 10:26h 60 3 Min.

Das Theater Baden-Baden hat das Theaterstück "Ein Känguru wie du", das sich an Kinder zwischen acht und zwölf Jahren richtet, vorzeitig abgesetzt. In dem Stück geht es um das schwule boxende Känguru Django, das in einem Zirkus dafür sorgt, dass die Raubkatzen Pascha und Lucky ihre Vorurteile überwinden, und damit dem vermeintlich ebenfalls schwulen Dompteur die Show rettet.

Intendantin Nikola May bedauerte die Entscheidung. Lautstarke Protestaktionen habe es nicht gegeben, erklärte sie gegenüber dem SWR, die Zuschauer seien einfach weggeblieben. Das Portal badisches.de berichtete allerdings davon, dass Eltern bereits gekaufte Karten stornierten und Lehrer, die mit ihren Klassen ins Theater wollten, von manchen Müttern und Väter keine Erlaubnis erhielten. Auch sollen Kinder für den Tag des geplanten Theaterbesuchs krank gemeldet worden sein.

Homophobie im Elternbeirat


Das Buch zum Stück ist im Carlsen Verlag erschienen

Die Vorsitzende des Baden-Badener Gesamtelternbeirats Anemone Bippes äußerte Verständnis für die Absetzung: "Der Lebensrealität der Kinder ist eine andere", erklärte sie gegenüber dem SWR: "Ich kann es mir nicht vorstellen, dass achtjährige, zehnjährige Kinder Kontakt mit Homo­sexuellen haben."

"Ein Känguru wie du" basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Ulrich Hub. Der in Berlin lebende Autor ist von den Reaktionen nicht überrascht: "Die meisten Theater sind gar nicht so mutig, es überhaupt auf den Spielplan zu nehmen. Es gibt eben doch noch viele Vorbehalte." Dem Theater Baden-Baden sei kein Vorwurf zu machen, so Hub. "Schließlich wurde das Stück auf den Spielplan gesetzt und aufgeführt – aber vor leeren Zuschauerreihen zu spielen macht wenig Sinn."

Immerhin: Bei den Theatertagen in Ulm wird die Inszenierung am 5. Juli noch zweimal zu sehen sein. "Das Stück wurde vom Theater Baden-Baden ausgewählt, weil sie sich damit präsentieren wollen", erklärte Daniel Grünauer vom Theater Ulm gegenüber dem SWR. "Und wir gehen davon aus, dass es ihnen wichtig ist, deshalb schicken sie es nach Ulm. Und wenn es Diskussionen geben sollte, dann freuen wir uns und wollen sie auch führen."

Anders als in Baden-Baden lief das Stück, das 2015 mit dem Preis der Jugendjury der Mülheimer Theatertage ausgezeichnet wurde, in Köln sehr erfolgreich. Im Comedia Kindertheater stehen im November weitere Aufführungen von "Ein Känguru wie du" auf dem Programm. (cw)

Direktlink | Guter SWR-Bericht über die Absetzung des Stücks
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 Update  05.07.: Stellungnahme von Anemone Bippes

Anemone Bippes, die Vorsitzende des Baden-Badener Gesamtelternbeirats, wirft dem SWR vor, das gesendete Zitat aus dem Zusammenhang gerissen zu haben. Wir veröffentichen im Folgenden ihre Stellungnahme:

"Wer Toleranz und Fairness für sich einfordert, der sollte auch tolerant und fair sein. Der SWR kam nach Baden-Baden, um die ganz große schwulenfeindliche Geschichte abzudrehen und stellte schnell fest, dass daraus nichts wird.

Um dann doch noch mit einem Beitrag nach Stuttgart zurückfahren zu können, wurden die Interviews extrem gekürzt und – wie in meinem Fall – auch noch in einen falschen Zusammenhang gestellt.

Dass Queer dann auch noch eine Schippe draufgesetzt hat, ist nicht in Ordnung. Meine Position ist hinlänglich bekannt. Ich habe das Theaterstück zusammen mit Lehrern und Eltern öffentlich verteidigt.

Unsere Botschaft: Man kann nie früh genug damit beginnen, jungen Menschen Toleranz zu vermitteln. Gott sei Dank ist unsere Welt bunt und nicht schwarz-weiß. Ich habe Kinder – auch im Grundschulalter. Seit vielen Jahren – lange bevor unsere Kinder auf die Welt kamen – zählt ein schwules Paar zu unseren besten Freunden.

Sie haben mich auf den Queer-Artikel angesprochen und mich zu dieser Stellungnahme ermuntert. Sie wissen darum, dass wir unsere Kinder im Wissen darum, dass die Welt bunt ist, zu toleranten Menschen erziehen, die ihre Mitmenschen ganz selbstverständlich nehmen, wie sie sind."

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#1 Taemin
  • 26.06.2017, 12:37h
  • Die Dame kann sich nicht vorstellen, dass acht- bis zehnjährige Kinder Kontakt zu Homosexuellen haben, das sei nicht Teil von deren Lebenswirklichkeit. Sind Dummheit und Ignoranz Voraussetzungen, Elternbeiratsvorsitzende zu werden? Kinder jeden Alters haben jederzeit und überall Kontakt zu Homosexuellen, nämlich zu lesbischen Klassenkameradinnen und schwulen Klassenkameraden. An einer Grundschule mit 500 oder 1000 Kindern sind das mindestens 25 bzw. 50 Homosexuelle, denen sie jeden Schultag nahe sind. Nicht zu vergessen die schwulen und lesbischen Kinder selbst, denen durch diesen Boykott schon jetzt eingetrommelt wird, dass sie abartig seien und deshalb aus der Lebenswirklichkeit ihrer Mitschüler(innen) auszuschließen. Bravo für diese erzieherische Meisterleistung!
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#2 BobAachen
  • 26.06.2017, 12:48hAachen
  • Ha, schwule Kängurus, wo gibt es denn so was? Blödsinn. Hunde können schwul sein, Affen können schwul sein, ein Schwan kann schwul sein, aber ein Känguru? Völlig unrealistisch. Der Autor war wohl nie in Australien? Da sind doch schwule Kängurus verboten.
  • Direktlink »
#3 usererEhemaliges Profil
  • 26.06.2017, 12:56h
  • Antwort auf #1 von Taemin
  • Dummheit und Ignoranz sind zwar keine Voraussetzungen, Elternbeiratsvorsitzende zu werden, aber mir scheint, diese Eigenschaften sind Voraussetzungen, Christin und Mitglied der CDU zu sein:

    www.tobiaswald.de/zweitkandidatin-dr-anemone-bippes/

    Ich finde es erscheckend, dass diese Christen ihren Kindern beibringen zu lügen und zu betrügen - willkürliche Krankmeldung der Kinder, also religionsideologische Instrumentalisierung des Nachwuchses - anstatt ihre Kinder etwas über Menschenrechte spielerisch lernen zu lassen.
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