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Letzte Schlacht

Zwischen Wut und Segen: So reagieren die Kirchen auf die Ehe für alle

Während die katholische Bischofskonferenz und Evangelikale die Gleichbehandlung von lesbischen und schwulen Paaren verhindern wollen, kommt Unterstützung vom Rat der Evangelischen Kirche.


Deutschlands Katholikenchef Kardinal Marx hatte bereits vor zwei Jahren in Anwesenheit von Bundeskanzlerin und Vizekanzler erklärt, dass die Politik nicht das Recht habe, Schwule und Lesben im Ehe-Recht gleichzustellen (queer.de berichtete). (Bild: Erzbischöfliches Ordinariat München)

  • 29. Juni 2017, 06:41h 41 4 Min.

Die für diesen Freitag im Bundestag geplante Abstimmung zur Ehe-Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare hat in den beiden größten Kirchen Deutschlands ein unterschiedliches Echo hervorgerufen.

Die Deutsche Bischofskonferenz betonte am Mittwoch in einer Stellungnahme, "dass die Ehe – nicht nur aus christlicher Überzeugung – die Lebens- und Liebesgemeinschaft von Frau und Mann als prinzipiell lebenslange Verbindung mit der grundsätzlichen Offenheit für die Weitergabe von Leben ist." Die Kirche sei der Auffassung, "dass der Staat auch weiterhin die Ehe in dieser Form schützen und fördern muss."

Der Vorsitzende der Konferenz, Kardinal Reinhard Marx, betonte weiter, man bedauere, "wenn dieser Ehebegriff aufgelöst werden soll und damit die christliche Auffassung von Ehe und das staatliche Konzept weiter auseinandergehen." Es sei auch "wegen der von vielen Seiten geäußerten erheblichen verfassungsrechtlichen Bedenken völlig unangemessen, eine solche gesellschaftspolitische Grundentscheidung in diesem überstürzten Verfahren zu fällen."

Die Kirche hatte vermeintliche verfassungsrechtliche Bedenken bereits im September 2015 in einer Expertenanhörung im Rechtsausschuss des Bundestags kundgetan – die meisten Experten sahen damals keine Probleme (Anhörungs-PDF). Marx betonte noch, es sei ein Missverständnis, "die hervorgehobene Rechtsstellung der Ehe und ihren bleibenden besonderen Schutz als Diskriminierung homosexuell veranlagter Männer und Frauen zu verstehen."

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Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, ein Unterstützer der "Demo für alle", meinte am Mittwoch, die Ehe für alle sei die "Abkehr von einer in der Menschheitserfahrung seit unvordenklichen Zeiten hochgehaltenen und vom Grundgesetz ausdrücklich geschützten Institution": Der Ehe aus Mann und Frau als "einzigen Ort, an dem Menschen auf natürliche Weise gezeugt und zur Welt gebracht werden". Er betonte: "Niemand wird diskriminiert, wenn die Ehe als Lebensgemeinschaft von Mann und Frau als der Ort der Zukunftseröffnung einer Gesellschaft privilegiert und besonders geschützt wird."

Das Gesetz betreffe nur einen "kleinen Personenkreis", so Voderholzer. Der heranwachsenden Generation sei ein besserer Dienst erwiesen, "wenn wir ihr die Ehe weiterhin als besonders geschützte Gemeinschaft von Mann und Frau und damit als Orientierungspunkt und Wegweiser zu einem gelingenden Leben gerade auch im Dienst an der Zukunft der Gesellschaft vor Augen stellen." Abgeordnete sollten daher ihrer "historischen Verantwortung" gerecht werden.

In einem Gastbeitrag für die "Rheinische Post" kritisierte der Kölner Weihbischof Dominik Schwaderlapp, der "überstürzten Debatte" fehlte es an "Respekt gegenüber demokratischen Prozessen". Eine Ehe für alle sei ein "Widerspruch in sich", weil die christliche Ehe "einzigartig" sei. Zuvor hatte bereits der Berliner Erzbischof Heiner Koch zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage betont, dass es keine Diskriminierung sei, wenn zwischen den Ehen heterosexueller Paare und den Lebensgemeinschaften gleichgeschlechtlicher Paare unterschieden werde (queer.de berichtete).

Evangelische Kirche begrüßt Ehe-Öffnung, Evangelikale beklagen sie

Der Rat der Evangelischen Kirche betonte am Mittwoch, für die Kirche seien "Vertrauen, Verlässlichkeit und die Übernahme von Verantwortung in der Gestaltung menschlicher Beziehungen von zentraler Bedeutung." Aus Sicht der Kirche biete die Ehe dafür beste Voraussetzungen und sei deshalb ein Zukunftsmodell. "Sie bildet den rechtlichen Rahmen für ein Zusammenleben von zwei Menschen, das auf lebenslanger Treue beruht. Dass auch für gleichgeschlechtlich liebende Menschen, die den Wunsch nach einer lebenslang verbindlichen Partnerschaft haben, der rechtliche Raum vollständig geöffnet wird, in dem Vertrauen, Verlässlichkeit und Verantwortung durch gesetzliche Regelungen geschützt und unterstützt werden, begrüßt die EKD. Die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau wird dadurch keineswegs geschmälert. Im Gegenteil – sie wird noch einmal unterstrichen."

In den Landeskirchen und der Kirche weltweit gebe es unterschiedliche Auffassungen, die ihre Berechtigung hätten, so die EKD weiter. "Die Debatte um die Öffnung der Ehe ist über mehrere Jahre ernsthaft und mit wechselseitigem Respekt geführt worden. Wir hoffen, dass sie in diesem Geiste auch am Freitag im Bundestag geführt wird."

#Ehefueralle: Landesbischof begrüßt Öffnung der Ehe"Menschen leben nicht nur in der Ehe zwischen Mann und Frau,…

Posted by Landeskirche Hannovers on Mittwoch, 28. Juni 2017
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Kein Respekt kommt vom evangelikalen Flügel der Evangelischen Kirche. Der Dachverband Evangelische Allianz betonte in einer Stellungnahme, er halte "am Eheverständnis von Mann und Frau und Familie" fest. "Sie sind die Keimzelle einer jeden Gesellschaft. Wird dieses Eheverständnis aufgelöst, werden sich weitere Fragen ergeben: etwa, ob auch Polygamie oder Geschwisterehen legalisiert werden sollten."

Gegen eine Einführung der Ehe für alle wandte sich auch die Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands. "Ein solcher Schritt bedeutet letztlich die Aufhebung der Ehe, widerspricht eindeutig den Aussagen der Bibel, ist nicht vereinbar mit dem christlichen Menschenbild und widergöttlich", erklärte der Vorsitzende des theologisch konservativen Zusammenschlusses, der Hamburger Pastor Ulrich Rüß, gegenüber dem evangelikalen Portal idea. Die Ehe für alle sei das Ergebnis einer "individualistischen Genderideologie".

-w-

#1 krakalaAnonym
#2 AndreasAnonym
  • 29.06.2017, 08:55h
  • "Hoffentlich" kann man diesen Kommentare nur sagen, hoffentlich wird auch irgendwann über Polygamie und Geschwisterehen gesprochen.
    Das ist ebenfalls ein Thema, bei dem der Staat und vor allem die Kirchen sich anmaßen anderen vorschreiben zu müssen, was jemand tun oder lassen soll.
    Wir leben im Jahr 2017. Wenn jemand polygam leben will. Why not?
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#3 PatroklosEhemaliges Profil
  • 29.06.2017, 08:58h
  • Wir brauchen den säkulären Staat, so wie er auch in Frankreich z. B. praktiziert wird, damit besonders die Katholische Kirche keine Störfeuer mehr macht!
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