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Umstrittener Rapper
Hat sich Tyler, The Creator geoutet?
Wegen homophober Texte hatte Großbritannien gegen den Rapper ein Einreiseverbot verhängt. In einem geleakten Song scheint sich nun der Amerikaner zu outen. Ist das ernst gemeint?

Rapper Tyler, The Creator musste sich wegen homophober Texte viel Kritik anhören
- 11. Juli 2017, 10:16h 3 Min.
Der Rapper Tyler, The Creator gilt wegen seiner Kreativität als einer der einflussreichsten Rapper in den USA, wegen seiner homophoben Songtexte aber auch als einer der umstrittensten. In einem Lied auf seinem neuen Album "Scum Fuck Flower Boy" scheint er aber erstmals über seine Homosexualität zu sprechen – zwar wird das Album erst am 21. April veröffentlicht, allerdings hat ein Unbekannter die Lieder am Wochenende im Internet geleakt.
Im Song "I Ain't Got Time" (Ich hab keine Zeit) rappt der 26-Jährige laut US-Medienberichten: "Next line will have them like woah / I been kissing white boys since 2004" (Die nächste Zeile wird viele überraschen, ich habe seit 2004 weiße Jungs geküsst). In diesem Jahr wäre der Sänger gerade einmal 13 Jahre alt gewesen.
Im Song "Garden Shed" deutet er zudem an, dass er sich verliebt habe, seine Freunde aber die Zeichen nicht verstanden hätten und er sie ihnen nicht erklären wollte. Seit der Veröffentlichung wird in Online-Foren darüber spekuliert, ob sich der in Los Angeles als Tyler Gregory Okonma geborene Sänger outen oder doch nur provozieren will.
Ein Coming-out wäre eine Überraschung, weil der Rapper nicht nur mit homophoben Texten von sich reden machte, sondern auch in älteren Liedern ausdrücklich erklärte, er sei nicht schwul – so rappte er 2011 im Lied "Yonkers": "I'm not gay."
London verhängte Einreiseverbot
Ein Coming-out wäre auch überraschend, weil der Rapper nicht nur wegen gewaltverherrlichender und frauenfeindlicher Lyrics in Kritik steht, sondern auch wegen homofeindlichen Texten. So verhängte Großbritannien 2015 ein dreijähriges Einreiseverbot gegen Tyler, The Creator (queer.de berichtete).
Der Grund für das Einreiseverbot: Besonders am Anfang seiner Karriere verwendete er oft das Wort "faggot" (Schwuchtel) oder das Wort "gay" als aggressive Schimpfwörter. Der Rapper hat aber stets bestritten, Homosexuelle zu hassen: "Ich bin nicht homophob, ich sage nur 'Faggot' und benutze 'gay' als Adjektiv, um Dinge zu beschrieben, die Scheiße sind", sagte er etwa in einem Interview vor ein paar Jahren. In einem anderen Interview sagte er zudem, seine schwulen Fans störten derartige Äußerungen nicht – ihn störe ja auch nicht, wenn er als "Nigger" bezeichnet werde.
LGBTI-Aktivisten in den USA appellieren seit Jahren insbesondere an die Rapper-Szene, "Gay" und "Faggot" nicht mehr als Schimpfworte zu verwenden. Dies würde insbesondere jungen Schwulen und Lesben erheblichen Schaden zufügen, weil diese Schimpfwörter auf Schulhöfen weit verbreitet seien und so das Coming-out erschwerten.
In den letzten Jahren hatte Tyler, The Creator wiederholt auf Twitter auf seine sexuelle Orientierung angespielt, was allerdings von den meisten als Witz verstanden wurde. So schrieb er 2015: "Ich habe vor vier Tagen versucht, mich zu outen, aber niemanden hat es geschert. Hahahahahaha". Später reagierte er auf Falschmeldungen, dass er mit Realitysternchen Kendall Jenner ausgehen würde: "Nicht möglich, wir sind beide gay." 2016 veröffentlichte er ein Bild, in dem eine Regenbogenfigur durch eine Tür schreitet und fragt: "Ist es ungefährlich?"
/ tylerthecreatorI TRIED TO COME OUT THE DAMN CLOSET LIKE FOUR DAYS AGO AND NO ONE CARED HAHAHHAHAHA
— Tyler, The Creator (@tylerthecreator) April 13, 2015
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/ tylerthecreatorNOT POSSIBLE, WE'RE BOTH GAY https://t.co/xoCXLyThPv
— Tyler, The Creator (@tylerthecreator) August 16, 2016
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/ tylerthecreatorCANT SLEEP; IN EUROPE ; BEEN DRAWING STUFF pic.twitter.com/ilqQbOhwiX
— Tyler, The Creator (@tylerthecreator) July 4, 2016
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Mit geouteten Schwulen schien Tyler, The Creator nie Berührungsängste zu haben: So gratulierte er als einer der ersten seinem Rapper-Kollegen Frank Ocean zu dessen Coming-out im Jahr 2012 (queer.de berichtete). Der 26-Jährige arbeitete auch wiederholt mit Ocean zusammen, so auch auf seinem neuen Album. (dk)
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