Die Vorbildseite kreuz.net sorgte unter anderem für Empörung, als sich ein Autor über den Tod von Dirk Bach lustig machte
Ein homophober Burschenschaftler muss sich nach Angaben der Nachrichtenagentur APA am 25. Juli wegen Volksverhetzung vor dem Wiener Landesgericht für Strafsachen verantworten. Der Mann soll seit 2013 eine inoffizielle Nachfolgeseite von kreuz.net betrieben haben, mit ähnlichem Layout und Inhalten wie das Vorbild – unter Internet-Adressen wie kreuz-net.at und kreuz-net.info (queer.de berichtete).
Gegen den Burschenschaftler werde wegen wüster Ausfälle gegen Schwule und Lesben ermittelt, die der Autor etwa als "Homo-Unzüchtler" bezeichnet hatte. Außerdem habe er angeführt, dass Syphilis eine "Strafe Gottes" sei.
Eigentlich hätte der Prozess bereits am Dienstag beginnen sollen, allerdings habe der Beschuldigte mehr Zeit "für die theologische Abklärung" gebraucht. Daraufhin habe er zusätzlich zwei Wochen erhalten.
Die betriebenen Seiten waren in den letzten Jahren immer wieder offline, sind aber teilweise noch immer zu erreichen. Kreuz-net.at trägt wie das Vorbild den Untertitel "Katholische Nachrichten", wird aber nicht offiziell im Namen der katholischen Kirche betrieben. Der Start der Seite hatte bereits von Anfang an den österreichischen und deutschen Verfassungsschutz auf den Plan gerufen. Schließlich ermittelte die Staatsanwaltschaft in Wien.
kreuz.net wütete zwischen 2004 und 2012
Die Vorbildseite kreuz.net war zwischen 2004 und 2012 von Unbekannten betrieben worden und hetzte jahrelang gegen Homosexuelle, aber auch gegen Juden, Frauen und Christen, die nach Ansicht der Autoren zu weltlich waren. Die Website mit Überschriften wie "Onanie grenzt an Homo-Perversion" und "Die Homo-Sturmabteilung marschiert" wurde durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien in Deutschland indiziert. Im Jahr 2012 wurden schließlich auch Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung aufgenommen. Weil die Seite über Server im Ausland betrieben wurde, war jedoch eine strafrechtliche Verfolgung schwierig – zunächst konnte kein einziger Betreiber ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden.
Im Dezember 2012 wurde kreuz.net schließlich abgeschaltet, nachdem ein Artikel zum Tod von Dirk Bach zu erheblicher Empörung und eine Initiative des Bruno-Gmünder-Verlags zur Identifizierung der Hintermänner geführt hatte (queer.de berichtete). Im Zuge der verstärkten Ermittlungen kam es u.a. zu Hausdurchsuchungen in Österreich bei zwei Priestern, die auch für das Portal gloria.tv arbeiteten.
Mehrere deutsche Bistümer hatten sich nach scharfer Kritik – etwa von der Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) – offiziell von kreuz.net distanziert, leiteten aber keine Sanktionen gegen Mitarbeiter ein, die auf der Seite Texte veröffentlichten. (cw)