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Historische Entscheidung in Valletta

Maltas Parlament stimmt für die Ehe für alle

Nur drei Jahre nach der Einführung von Lebenspartnerschaften hat die katholisch geprägte Insel die komplette Gleichstellung homosexueller Paare beschlossen.


Am Abend erstrahlte der Sitz von Premierminister Joseph Muscat in Regenbogenfarben, während auf dem Platz tausende die Ehe-Öffnung feierten (Bild: FZL / twitter)

  • 12. Juli 2017, 19:40h 14 3 Min.

Das maltesische Einkammern-Parlament hat am Mittwochabend in dritter und letzter Lesung für die Öffnung der Ehe für schwule und lesbische Paare gestimmt. Für die Vorlage der Regierung stimmten 66 von 67 Abgeordneten, gegen sie nur ein Abgeordneter der konservativen Opposition: Edwin Vassallo erklärte vorab, er könne den Schritt nicht mit seinem Gewissen und Glauben vereinbaren.

Der seit 2013 amtierende Premierminister Joseph Muscat, dessen Labour-Partei auf 37 Sitze kommt, hatte die Ehe für alle nach der gewonnenen Parlamentswahl Anfang Juni als Priorität seiner Regierung behandelt und eine Umsetzung noch vor der Sommerpause versprochen (queer.de berichtete). Auch die einzige andere im Parlament vertretene Partei, die oppositionellen, zur christdemokratischen Europäischen Volkspartei gehörenden Nationalisten (30 Sitze), hatte vorab eine Zustimmung versprochen.

Als das Land 2014 eingetragene Lebenspartnerschaften einführte, hatten sich die Konservativen noch enthalten. In den Parlaments- und Ausschussberatungen der letzten zwei Wochen hatten sie versucht, einen anderen Weg der Ehe-Öffnung zu erzielen: Sie störten sich daran, dass Begriffe wie "Vater", "Mutter" oder "Ehemann" in diversen Gesetzen geschlechtsneutral formuliert werden sollen. So soll es zum Abschluss der standesamtlichen Zeremonie ab jetzt "Ihr seid nun Ehepartner" statt "Ihr seid nun Mann und Frau" heißen.

Die Regierungsmehrheit lehnte alle Änderungsanträge der Opposition ab. Eine Reform im Gesetzestext betrifft somit auch heterosexuelle Ehen: Die Partner dürfen über den Nachnamen frei entscheiden. So kann der Ehemann erstmals den Nachnamen der Ehefrau annehmen, auch Doppelnamen werden erstmals möglich.

Party und Entsetzen auf der Insel

Wie zur finalen Abstimmung zur Lebenspartnerschaft hatten die LGBTI-Organisationen des Landes, aber auch die Parteien zu einer Feier am Mittwochabend vor dem Sitz des Premierministers aufgerufen. "Falls Du Dir immer noch unsicher bist, denk dran, dass das ein 'Ich war dabei'-Moment wie wenige andere ist", twitterte etwa die Organisation MRGM. "Wir sehen uns später".

Today is the day! #Malta makes another leap forward with its #MarriageEquality Bill Parliament vote on Wed 12 July #ŻwieġIndaqs

Posted by Joseph Muscat on Dienstag, 11. Juli 2017
Facebook | Der Regierungschef Joseph Muscat bot in sozialen Netzwerken seit Tagen einen Countdown zur Ehe-Öffnung
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Vor dem Parlament hatten am Dienstag 100 bis 150 überwiegend christlich motivierte Menschen gegen die Ehe-Öffnung demonstriert. Sie forderten auf Plakaten eine freie Gewissensabstimmung und die Beibehaltung von Begriffen wie Vater und Mutter. Ein Sprecher sagte, die Initiative sei ein "Angriff auf die traditionelle Ehe" aus "Mann, Frau, Kind und Gott".


Der Gegenprotest am Dienstag vor dem Parlament

Ein monatelanges Dauerfeuer gegen die Ehe-Öffnung war von der Katholischen Kirche gekommen: Erzbischof Charles Scicluna hatte bereits vor der ersten Lesung Gläubige dazu aufgerufen, für Politiker zu beten, dass diese "auf der Seite von Jesus" stehen blieben. "Ich kann beschließen, dass ein Johannisbrot und eine Orange nicht mehr mit ihrem Namen bezeichnet werden sollen", sagte er später in einer Predigt. "Aber ein Johannisbrot bleibt ein Johannisbrot und eine Orange bleibt eine Orange. Und die Ehe bleibt, was auch immer das Gesetz sagt, eine ewige Vereinigung exlusiv aus einem Mann und einer Frau."

Ein Land im Wandel

Fast 90 Prozent der rund 445.000 Maltesen gehören der katholischen Kirche an. Bis 1973 standen homosexuelle Handlungen auf der Insel noch unter Strafe. Scheidung war bis 2011 illegal, Abtreibung ist es immer noch. 2016 gab es erstmals mehr Eheeintragungen auf Standesämtern als in Kirchen.


Die Skyline von Valletta

In den letzten Jahren hatte sich das Land im Ranking von ILGA Europe an die Spitze der LGBTI-freundlichsten Länder in Europa gesetzt, u.a. bietet die Insel inzwischen eines der fortschrittlichsten Transsexuellengesetze der Welt und ein komplettes – und einstimmg beschlossenes – Verbot von "Therapien" zur "Heilung" von Lesben und Schwulen. (nb)

#1 lucdfProfil
  • 12.07.2017, 20:57hköln
  • Tolle Nachricht! Jetzt wünsche ich mir, dass die Schweiz und Österreich ähnlich entscheiden und nicht 20 Jahre warten.
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#2 Paulus46Anonym
  • 12.07.2017, 21:56h
  • Antwort auf #1 von lucdf
  • Gute Meldung, das freut mich.

    Wäre schön, wenn Australien, Schweiz, Liechtenstein, Österreich und Andorra auch endlich die Eheöffnung umsetzen würden.
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#3 PatroklosEhemaliges Profil
  • 12.07.2017, 22:17h
  • Herzlichen Glückwunsch nach Malta zu dieser fast einstimmigen Entscheidung!
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