Der Berliner CSD ist nicht nur bei Lesben und Schwulen beliebt. Nach einer im vergangenen Jahr im Auftrag der Pride-Veranstalter durchgeführten Feldstudie identifizierten sich 42 Prozent der Teilnehmer als heterosexuell – und nur 36 Prozent als homosexuell.
Die Marktforschungsagentur Info GmbH hatte 2016, finanziert durch Lotto-Mittel, über 1.000 CSD-Besucher ab 16 Jahren befragt. Neun Prozent gaben gegenüber den 35 Fragestellern an, bi- oder pansexuell zu sein, zwei Prozent bezeichneten sich als transsexuell, ein Prozent als queer. Zehn Prozent lehnten eine Einordnung ab.
Der hohe Hetero-Anteil spreche "für eine breitere Akzeptanz der Veranstaltung in der Gesellschaft", heißt es in der Studie, die jetzt als PDF zum Download zur Verfügung steht. In einer Vergleichstudie aus dem Jahr 2010 "bekannten" sich nur 28 Prozent der CSD-Besucher zur gemischtgeschlechtlichen Liebe.
Über ein Drittel sind CSD-Erstteilnehmer
Die Studie liefert einige weitere überraschende Ergebnisse. So waren im vergangenen Jahr mit 36 Prozent mehr als ein Drittel der Teilnehmer zum allerersten Mal beim CSD Berlin dabei. "Das spricht dafür, dass der CSD nicht nur Menschen aktiviert, die schon oft daran teilgenommen haben (50 Prozent sind schon dreimal oder öfter beim CSD gewesen), sondern auch neue Besucher*innen anzieht", heißt es dazu in der Auswertung. Insgesamt war jeder fünfte Teilnehmer extra wegen des CSD nach Berlin gereist.
Dennoch ist der Hauptstadt-Pride vor allem ein Fest der Berliner. Rund drei Viertel der Besucher hatten ihren Wohnsitz an der Spree. Von den 26 Prozent auswärtigen Gästen stammten knapp 27 Prozent aus dem Ausland.
Der Altersdurchschnitt der CSD-Besucher lag 2016 bei 35 Jahren, die größte Besuchergruppe stellte die zwischen 22 und 30 Jahren. Es waren 52 Prozent Männer und 46 Prozent Frauen vertreten, zwei Prozent wollten sich keinem Geschlecht zuordnen.
Der Berliner CSD ist ein Event der Angestellten, die im letzten Jahr mit 45 Prozent die größte Berufsgruppe stellten – vor Menschen in der Ausbildung mit 26 Prozent. Der Anteil der Arbeitssuchenden lag mit drei Prozent bei der Hälfte des damaligen Bundesdurchschnitts. Knapp ein Drittel der Befragten gab an, über monatliche Nettoeinkünfte über 2.000 Euro zu verfügen.
Eine Wirtschaftskraft von über 177 Millionen Euro
Die Wirtschaftskraft des CSD zu untersuchen, war eine Hauptmotivation der Studie – um mit den Zahlen neue Sponsoren zu gewinnen. Demnach blieben Pride-Touristen 2016 im Schnitt fünf Tage in Berlin. Wer für seine Unterkunft zahlte, nutzte zu 47 Prozent Hotels ab vier Sternen. 18 Prozent der für die Übernachtung zahlenden Besucher buchten allerdings private Unterkünfte etwa über Airbnb. Insgesamt generierten sie 26,5 Millionen Euro Umsatz in der Übernachtungsbranche, schätzen die Autoren.
Pro Kopf gaben die CSD-Touristen im Schnitt 209 Euro für Shopping und 225 Euro für Verpflegung aus. Die Gesamtausgaben pro Person lagen bei 1.343 Euro (inklusive Anreise und Übernachtung). Die Gesamt-Wirtschaftskraft des CSD Berlin beläuft sich damit nach Angaben der Studie auf 177,56 Millionen Euro.
Der diesjährige Berliner CSD findet am Samstag, den 22. Juli statt. Die Parade startet um zwölf Uhr am Kurfürstendamm Ecke Joachimsthaler Straße und führt zum Brandenburger Tor. (cw)
Die Kehrseite der Medaille:
"Armut auf neuerlichem Rekordhoch
In 2015 ist nicht nur die Wirtschaftskraft Deutschlands, sein Reichtum, sondern auch seine Armut gestiegen. Die Armutsquote erreichte 15,7 Prozent. Dies bedeutet rechnerisch, dass im Jahre 2015 rund 12,9 Mio. Menschen in Deutschland unter der Einkommensarmutsgrenze lebten. Dies markiert einen neuen Höchststand im vereinten Deutschland."
Quelle: Armutsbericht 2017
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