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Homophober Evolutionsbiologe verteidigt sich
Professor Kutschera: Homosexuelle nur zu "a-sexuellen Eros-Handlungen" fähig
Der Evolutionsbiologe hält an seinen homophoben Thesen fest, während die Universität Schritte gegen den Professor prüft.

Ulrich Kutschera glaubt, dass nur "heteronormale" Menschen heiraten sollten, weil nur sie Sex haben könnten (Bild: Screenshot 3sat)
- 20. Juli 2017, 09:29h 3 Min.
Der umstrittene Kasseler Professor Ulrich Kutschera hat in einer Stellungnahme für die "Hessische Niedersächsische Allgemeine" seine homofeindlichen Aussagen verteidigt. Der Evolutionsbiologe hatte für Aufregung gesorgt, als er die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben in einem Interview für das katholische Portal kath.net scharf kritisiert und behauptet hatte, dass wegen des Adoptionsrechts für Schwule und Lesben "schwerster Kindesmissbrauch" auf Deutschland zukomme (queer.de berichtete).
In seiner Rechtfertigung beschuldigt Kutschera erneut schwule Paare, eher Kinder zu missbrauchen als "heteronormale" Personen. Als Grund führt der Professor an, dass wenn "zwei homoerotische Männer ein genetisch fremdes Kind" adoptierten, diese nicht mit dem Kind verwandt seien – und es dadurch keine "Inzucht-Hemmung" gebe.
Als wissenschaftliche Untermauerung führt er eine Studie des amerikanischen Soziologen Mark Regnerus aus dem Jahr 2012 an, die zu dem Ergebnis kam, dass Homosexuelle generell schlechtere Eltern sind. Kritiker hatten dazu immer wieder betont, dass sich Regnerus selbst als christlichen Kämpfer gegen LGBTI-Rechte sieht, die Studie viele wissenschaftliche Mängel aufwies und außerdem von Homo-Hassern finanziert worden war (queer.de berichtete). Andere Studien kamen hingegen stets zu dem Ergebnis, dass die sexuelle Orientierung der Eltern nichts darüber aussagt, ob ein Kind gut in einer Familie aufwächst (queer.de berichtete). Als zweite "Studie" nennt Kutschera erneut den "Ärzteblatt"-Leserbrief "Gefährdung der Jungs" aus dem Jahr 2009. Autor war ein berüchtigter Heidelberger Psychiater, der die gleichgeschlechtliche Liebe für eine "sexuelle Störung" hält (queer.de berichtete).
Kutschera erklärt in seinem Artikel auch, dass Schwule und Lesben unfähig seien, Sex zu haben. Der Begriff Sex sei nur für zweigeschlechtliche Fortpflanzung zu verwenden, "während homoerotisch geborene Männer und Frauen, die keineswegs diskriminiert werden dürfen, nur zu a-sexuellen Eros-Handlungen fähig sind".
Zwei Strafanzeigen gegen Kutschera
Laut der "Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen" sind inzwischen zwei Strafanzeigen gegen Kutschera beim Polizeipräsidium Nordhessen eingegangen, die nun geprüft würden. Eine Privatperson habe Anzeige wegen Volksverhetzung und Beleidigung erstattet, die andere wegen Verleumdung.
Kritik gibt es auch aus der Politik: Der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) nannte die Äußerungen Kutscheras am Dienstag "dermaßen abstrus", dass er eine Prüfung der Universität erwarte. Die Uni-Leitung müsse feststellen, "ob der Professor als Beamter seine Pflichten dadurch verletzt hat, dass er sich in abfälliger oder herabsetzender Weise gegen homosexuelle Menschen geäußert hat".

Wissenschaftsminister Boris Rhein macht sich offenbar Sorgen, dass Ulrich Kutschera dem Ruf der hessischen Unis schadet (Bild: Sven Teschke / wikipedia)
In einer Stellungnahme erklärte die Hochschulleitung, man dürfe sich zwar zu personalrechtlichen Fragen nicht äußern, werde aber den Sachverhalt prüfen. "Mich haben in den letzten Tagen viele kritische bis zum Teil entsetzte Reaktionen erreicht, die ich nur allzu gut nachvollziehen kann", sagte Uni-Präsident Reiner Finkeldey. "Von Mitgliedern der Universität sollen keine Äußerungen gemacht werden, von denen sich Menschen verletzt und abgewertet fühlen." Die Unileitung erinnerte an die an die "Bedeutung eines respektvollen Umgangs miteinander und an eine angemessene Wortwahl in öffentlichen Äußerungen".
Unterdessen haben am Mittwoch rund 100 Studenten mit einem Regenbogen-Picknick gegen den Professor protestiert. Sie forderten die Uni auf, ein Dienstaufsichtsverfahren gegen Kutschera einzuleiten. "Von einem Professor mit so homophoben Ansichten will ich nicht unterrichtet werden", begründete ein Student gegenüber "Spiegel Online" die Aktion. Seinen Namen wollte der Student aus nachvollziehbaren Gründen nicht nennen: "Ich habe Angst, dann durchzufallen." (dk)















Er stellt ja schon für die Uni eine Zumutung dar. Er macht für seinen Arbeitgeber keine gute Werbung.
Selbst das scheint er nicht zu verstehen.