"Sein schönster Sommer" ist die passende Lektüre am Strand oder im Freibad (Bild: nicoletta / flickr)
Was ist bekanntlich die beste Zeit, um eine schwule Sommeranthologie zu lesen? Genau: der Sommer. Oder zumindest die Monate, die der kalendarischen Zeitbestimmung gemäß als solcher gelten, auch wenn sie meteorologisch nicht ganz das hermachen, was sie sollten.
In diesem speziellen Fall ist auch noch der Sommer 2017 der beste Zeitpunkt. Gerade rechtzeitig für gemütliche Lesemomente am Strand, auf dem Handtuch im Freibad oder in der Hängematte unter schattenspendenden Bäumen hat Jana Walther die sehr lesenswerte Anthologie "Sein schönster Sommer" (Amazon-Affiliate-Link ) zusammen gestellt. Drei Geschichten aus dem Band stellen wir im Folgenden kurz vor.
Sommer am See (von Elisa Schwarz)
"Sein schönster Sommer" ist als Taschenbuch und Ebook erhältlich
Zum Schwimmen am See treffen sich gerade in den Ferien immer Massen von Jugendlichen. Meist organisiert in Cliquen, die manchmal unterschiedlicher nicht sein könnten. In einer dieser Cliquen verbringt Jan seinen ersten Sommer an diesem See. Man könnte sie durchaus als die hippe Truppe ihrer Klassenstufe bezeichnen. Gutaussehend und braun gebrannt. Sie haben noch ein Jahr bis zum Abschluss, und Jan hat sich ganz fest vorgenommen genau eines nicht zu tun: sich vor dieser Clique zu outen.
Dieser Entschluss kommt kurz ins Wanken, als er Levin kennenlernt. Der Außenseiter liegt allein am See, keiner will was mit ihm zu tun haben. Warum? Ja aber, der ist doch schwul. Es wirkt wie ein weiser Entschluss, die Klappe zu halten. Noch viel weiser, weil kurz darauf Levin von einer Rotte Halbstarker bedrängt wird. Alles guckt zu, das ist ja so Usus. Und genau da regt sich Widerstand in Jan. Aber was wenn ihn das outet?
Sein schönster Sommer (von Kai Brodersen)
Benedikt ist jung. Mit 24 kann man sich jung nennen, er strotzt eigentlich vor jugendlicher Manneskraft. Nun beinahe, denn er ist an Krebs erkrankt und auf dem Weg zu seiner ersten Chemo. Alles was recht ist, aber er will das ja eigentlich nicht, er gehört doch eigentlich gar nicht hierher. "Frischling" nennt ihn Oliver, der "Hässliche", wie ihn Benedikt iin Gedanken gleich tauft. Schnell noch die Tränen wegblinzeln und dann ein paar höfliche Worte, dann sollte das erledigt sein.
Weit gefehlt. Die Krankheit schweißt zusammen und lässt Allianzen entstehen, die vielleicht im "wahren Leben" niemals geschehen wären. Aber was ist schon das wahre Leben? Das findet ja nicht nur da draußen statt, sondern immer wieder in der Chemo-Ambulanz. Man sieht Leute kommen und wieder gehen. Manche aufrecht, manche nur noch Schatten ihrer selbst. Aber eines verbindet sie alle: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und während all dem geschieht Benedikts schönster Sommer. Nur Benedikts?
Bloody Summer (von Björn Petrov)
Planet Sommer III. Die beiden Schwesterplaneten existieren nicht mehr, nur noch die Ordnungsziffer von Sommer III erinnert daran, dass da einst noch zwei weitere Planeten gewesen sein müssen. Hitze und andauernde Helligkeit haben dem Planeten seinen Namen gegeben. Aber die Umstände, an die man bei der Bezeichnung Sommer denkt, finden hier nicht statt. Die andauernde Hitze und die rauen Salzwinde machen einen Aufenthalt im Freien nahezu unmöglich. Eine der Sonnen scheint immer, sengend und heiß.
Der junge Arzt, der im Mittelpunkt der Geschichte steht, muss immer wieder an seinen Heimatplaneten denken, auf dem Sommer so etwas Schönes war.
Verschiedenste Spezies tun auf dieser Station Dienst, und der junge Arzt hat nicht nur mit seinen eigenen Schwimmhäuten ein Problem. Es herrscht Krieg. Mit Danos trifft er dann auch noch auf seine persönliche Vergangenheit. Und doch muss der Arzt diesem jungen Mann auch beruflich zur Seite stehen. In verschiedenen blutigen Stadien wird dieser Vetreter einer ganz besonderen Spezies immer wieder in sein Lazarett geliefert, wieder und wieder!
Breit gefächert und mehr als nur Unterhaltung
Insgesamt zehn Erzählungen finden sich in diesem Buch zu einer bunten Sommerimpression zusammen. Der Bezug zum Sommer und die schwule Liebe sind die einzigen verbindenen Elemente. Ansonsten lassen die Autoren völlig unterschiedliche Bilder, Orte und Zeiten vor dem gedanklichen Auge zum Leben erwachen. Und sie nehmen mit, schwenken um und fordern heraus.
Während eine Geschichte geradezu erlesen werden will, liest sich eine andere wie von selbst. Nach dieser will man mehr, nach jener muss man das Buch erstmal weglegen, um mit sich und der Welt ins Reine zu kommen oder die Tränen zu trocknen. Ja, auch das. Der Vorteil ist, dass man gerade eben noch am Stausee um die Ecke war und mit der nächsten Geschichte ganz schlüssig an das Ende der übernächsten Galaxie katapultiert wird.
Die drei angesprochenen Geschichten sollen nur ein Beispiel für die Bandbreite sein, keinesfalls sollte man daraus ableiten, dass sie die besten sind. Denn in dieser Sammlung gibt es keine besten. Maximal persönliches Gefallen oder eben nicht. Die zehn Geschichten sind damit die beste Voraussetzung für den schönsten Sommer – völlig unabhängig vom Wetter.
Infos zum Buch
Jana Walther (Hrsg.): Sein schönster Sommer: Anthologie mit Beiträgen von Elisa Schwarz, Paul Senftenberg, Justin C. Skylark, Carmilla DeWinter, Levi Frost, Lena M. Brand, Dima von Seelenburg, Björn Petrov, Kai Brodersen und Jana Walther. 348 Seiten. CreateSpace Independent Publishing Platform. 2017. Taschenbuch: 10,90 € (ISBN 978-1546597384). Ebook: 4,49 €
Das Taschenbuch ist übrigens auch in den Buchläden Eisenherz und Erlkönig erhältlich und das eBook natürlich in allen Shops.