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Regenbogen-Protest erfolgreich
München: Hass-Bus der "Demo für alle" ausgepfiffen
Der Auftakt der Deutschland-Tour der Homo-Hasser wurde frühzeitig abgebrochen, nachdem mehr Gegendemonstranten und Polizisten erschienen waren als Interessierte.

Der orangfarbene Bus mit Organisatorin Hedwig von Beverfoerde, gekleidet in leicht blasserem Orange (Bild: Video-Screenshot Werner Gaßner)
- Von Norbert Blech
6. September 2017, 17:38h 4 Min.
Die homo- und transfeindliche Bewegung "Demo für alle" hat am Mittwoch den ersten Stopp ihrer Bustour zur Bundestagswahl aufgrund von geringem Interesse aus der Bevölkerung und einem größeren Gegenprotest vorzeitig abgebrochen. Trotz der provokanten und ausgrenzenden Botschaften des Busses blieb es friedlich.

Ende letzter Woche hatte die von der erzkatholischen Aktivistin Hedwig von Beverfoerde organisierte Bewegung angekündigt, mit einem Bus durch zehn Städte touren zu wollen (queer.de berichtete). Der Bus orientiert sich am "Anti-Trans-Bus" der spanischen Gruppe "HazteOir.org" ("Verschaffe Dir Gehör"), der Verbindungen zur rechtsextrem-katholischen Geheimorganisation El Yunque aus Mexiko nachgesagt werden und aus der heraus das europaweite reaktionäre Petitions-Portal CitizenGo gegründet wurde. Mehrere Städte wie Madrid verbannten den Bus aus der Innenstadt, später wurde er auch in den USA, Mexiko und Chile eingesetzt und es kam teilweise zu Ausschreitungen (ein in sozialen Netzwerken verbreitetes Bild, das einen ausgebrannten Bus zeigt, ist allerdings eine Fälschung).
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Während die Homo-Hasser in Spanien zuletzt auch auf ein Kleinflugzeug mit ausgrenzenden Botschaften setzten, übernahm die "Demo für alle" zunächst den orangefarbenen Bus mit seinem Look & Feel, CitizenGo fungiert als Partner der Tour. Die großflächigen Aufdrucke richten sich hierzulande gegen die Ehe für alle, gegen Regenbogenfamilien und gegen die Selbstbestimmung von Transsexuellen und Transgendern. Die "Demo für alle" verkauft das als "Bus für Meinungsfreiheit", der ein Zeichen setzen soll "für #EhebleibtEhe, für die Zweigeschlechtlichkeit, gegen Gender, Sexualisierung und all unsere damit verbundenen Positionen".
Diesmal vor Ort klein, online groß und gut vernetzt
In München stellten sich am Mittwochnachmittag dem Bus bis zu 100 Menschen bei dem innerhalb von wenigen Tagen organisierten Protest vom Bündnis "Vielfalt statt Einfalt"entgegen. Zunächst bei einer eigenen Kundgebung auf dem Max-Joseph-Platz, dann direkt dem Bus gegenüber.
Posted by Lydia Dietrich on Mittwoch, 6. September 2017
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Am Karlsplatz/Stachus begrüßten Hedwig von Beverfoerde und der deutsche CitizenGo-Sprecher Eduard Pröls die wenigen Gäste, darunter Beobachtern zufolge einige bekannte Gesichter von PEGIDA München. An Kinder wurden Luftballons verteilt. Eine Ansprache hielt auch Sabine Weigert von der "Elterninitiative Bayern", eine mehrfache DfA-Rednerin: Sie war im letzten Winter beim Treffen von Vertretern der Bewegung mit Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) dabei, der in Folge bei neuen Richtlinen zur Sexualerziehung vor den Homo-Hassern eingeknickt war: Statt "Akzeptanz" gegenüber LGBTI wird nun "Respekt" gelehrt (queer.de berichtete).
Eine zuvor in München geplante große Demonstration der "Demo für alle" war wegen des Amoklaufs im letzten Sommer in letzter Minute abgesagt worden. Die Bewegung hatte auch mit einer Online-Petition bei CitizenGo Druck wegen der Schulaufklärung auf die CSU-Regierung ausgeübt. Derzeit läuft eine weitere Online-Petition zwecks einer Klage der Regierung gegen die Ehe-Öffnung – gestern hatte die Staatskanzlei angekündigt, dazu Gutachten in Auftrag zu geben (queer.de berichtete).

Hedwig von Beverfoerde war bis zu ihrem Austritt Anfang des Jahres Mitglied der CDU und ist gut vernetzt: Vorherige Proteste der "Demo für alle" verband fromme bis fundamentalistische Christen vor allem erzkatholischer und evangelikaler Prägung mit einigen Unions-Aktivisten, vielen AfD-Politikern und -Anhängern und weiteren neurechten Kreisen bis hin zu Rechtsextremen; den inzwischen eigenständigen Protest organisierte Beverfoerde anfänglich aus dem Berliner Büro der AfD-Politikerin Beatrix von Storch.
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Gegenkundgebungen in weiteren Städten geplant
Die Tour der Homo-Hasser soll durch insgesamt zehn deutsche Städte gehen: Am Donnerstag folgt zunächst Stuttgart, wo die Bewegung einst mit Demonstrationen gegen den Bildungsplan begann (Gegenkundgebung ab 15 Uhr bei Facebook, queer.de). Am Freitag folgt ein Mittags-Termin vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe (Gegenprotest ab 12 Uhr bei Facebook, queer.de). Noch nicht offiziell angekündigt ist der nächste Stopp am Samstag in Wiesbaden, wo das Bündnis zuletzt zwei Demonstrationen mit jeweils mehreren tausend Teilnehmern und einen Kongress mit homofeindlichen "Wissenschaftlern" abgehalten hatte (Gegenprotest ab 13 Uhr bei Facebook, queer.de). Nach letzten Infos will sich der Bus am Sonntag dann auf die Domplatte in Köln stellen – erfahrungsgemäß wird die Szene darauf reagieren.
/ annewild_muc#münchen #0609 jetzt stärker Gegenprotest bei "Demo für alle" pic.twitter.com/hUkCRP2gdd
— Anne Wild (@annewild_muc) September 6, 2017
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Die darauf folgenden Stopps sind noch nicht bekannt gegeben. Die Tour soll allerdings am Freitag, den 15. September in Berlin enden (einen Tag vor dem "Marsch für das Leben"), offenbar vor dem Bundeskanzleramt. Dort will man die angeblich über 220.000 Unterschriften einer hauptsächlich über CitizenGo durchgeführten Petition gegen die Ehe-Öffnung übergeben.
Update 7.9., 9.00h: Alle Termine
Die "Demo für alle" hat inzwischen alle Termine der Tour bekannt gegeben:
Mi, 6.9. München, Karlsplatz / Stachus
Do, 7.9. Stuttgart, Schloßplatz (Gegenprotest)
Fr, 8.9. Karlsruhe, vor dem Bundesverfassungsgericht (Gegenprotest)
Sa, 9.9. Wiesbaden, Luisenplatz (Gegenprotest)
So, 10.9. Köln, Bahnhofsvorplatz / Domplatte (Gegenprotest)
Mo, 11.9. Düsseldorf, Johannes-Rau-Platz (Gegenprotest)
Di, 12.9. Hannover, Trammplatz (Gegenprotest)
Mi, 13.9. Kiel, Rathausplatz (Gegenprotest)
Do, 14.9. Dresden, Neumarkt (Gegenprotest)
Fr, 15.9. Berlin, vor dem Kanzleramt (Gegenprotest)
Weitere Gegenproteste sind geplant und werden auch auf queer.de veröffentlicht. Nicht offiziell bekannt gegeben wurden von der "Demo für alle" weitere reine Fototermine (etwa 13.9. Hamburg) und Übernachtungen in weiteren Städten (u.a. zweimal in Bonn).
















Man muss diesen Gestalten zeigen, dass sie es sind, die außerhalb der Gesellschaft stehen und niemand sonst.
Die sind die schrille Minderheit, nicht wir.