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Katholische Kirche
Bischof Küng macht sich Sorgen um das Deutschland nach der Ehe-Öffnung
Deutschland habe mit der Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben die Ehe "aufgegeben", ist sich der österreichische Bischof sicher. Die Ehe für alle sei wie salafistische Vielweiberei ein "Trend".

Christian Jansky / wikipedia) Bischof Klaus Küng kritisiert seit Jahren die fortschreitende Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben in Österreich und Europa (Bild:
- 21. September 2017, 12:47h 2 Min.
Der St. Pöltener Bischof Klaus Küng hat in einem Interview mit der katholischen Zeitung "Die Tagespost" die durch den Deutschen Bundestag beschlossene Öffnung der Ehe scharf kritisiert. "Ich gebe zu, dass mich schon verwundert hat, wie schnell in Deutschland die Ehe aufgegeben wurde. Ich halte das für ganz kurzsichtig mit Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung", sagte der 77-Jährige.
Auf die Frage, was in der Gesellschaft passieren werde, wenn "christliche Familien neben Homo-'Ehen' neben salafistischer Vielweiberei neben sukzessiver Polygamie" gestellt werden würden, antwortete der Bischof: "Diese Trends sind in den letzten Jahren unglaublich schnell angewachsen." Als Methode, um die "Trends" umzukehren, empfahl der Bischof das katholische Bekenntnis: "Der Glaube wäre eine riesige Ressource, um den Weg zu einer dauerhaften Beziehung zwischen Mann und Frau zu finden und Kindern eine Heimat zu geben."
Küng kritisiert "Einschüchterung" durch "Lobbyisten"
Dass sich das Ehe-Verständnis auch in Österreich gewandelt habe, führte Küng auf "eine ganz gewaltige Lobby-Arbeit" zurück. "Manche Kräfte" würden dabei "auch mit Methoden der Einschüchterung" arbeiten. Gleichzeitig kritisierte der Bischof die Medien: "Fast 70 Prozent der Familien mit Kindern im Haushalt sind Ehepaare, aber wenn man die Berichterstattungen anschaut, glaubt man, das ist ein Minderheitenprogramm."
Küng gehört zu den mächtigsten Kirchenvertretern Österreichs. Der 77-Jährige profiliert sich seit Jahren als "Familienbischof", der neben traditionellen heterosexuellen Familien wenig Platz für andere Familien lässt. Außerdem ist er seit 2004 Chef der Finanzkommission in der Österreichischen Bischofskonferenz.
Bereits in der Vergangenheit hatte Küng wiederholt in die politische Debatte um die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Zivilehe-Recht eingegriffen. So beklagte er etwa vergangenes Jahr, als Malta die Ehe öffnete, es sei generell nicht sinnvoll, "außerrechtliche Partikularinteressen mit Hilfe staatlicher Gesetze zum verbindlichen Maßstab für alle zu machen". Selbst wenn es eine Mehrheit in der Bevölkerung gebe, sei dies keine Legitimation für "ethisch heikle Fragen" wie die Ehe für alle (queer.de berichtete). Bei der Einführung der Stiefkindadoption in Österreich vor vier Jahren polterte Küng, laut dem "gesunden Menschenverstand und Studien" sei es schädlich für Kinder, wenn diese von Homosexuellen aufgezogen würden (queer.de berichtete).
Auch die Deutsche Bischofskonferenz kritisierte die Öffnung der Ehe durch den Bundestag scharf (queer.de berichtete). (dk)
