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Eingriff in die innere Pressefreiheit
Per Dienstanweisung keine Berichte über Schwule und Lesben
Beim "Straubinger Tagblatt" gab es eine schriftliche Anweisung an die Redakteure, wegen der "christlich-weltanschaulichen Grundhaltung des Hauses" nicht über homosexuelle Paare zu schreiben.

Geschäftshaus des "Straubinger Tagblatts" am Ludwigsplatz in Straubing (Bild: Rosa-Maria Rinkl / wikipedia)
- 23. September 2017, 04:07h 2 Min.
Beim "Straubinger Tagblatt", das mit der "Landshuter Zeitung" die zweitgrößte Verlagsgruppe Niederbayerns bildet, gab es eine schriftliche Dienstanweisung an die Mitarbeiter, keine Reportagen und Porträts über lesbische und schwule Paare zu veröffentlichen. Dies enthüllte der Ostbayern-Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung" Andreas Glas am Freitag.
In dem Schreiben des ehemaligen Redaktionsleiters "im Auftrag der Herausgeber" werde klargestellt, "dass Reportagen und Porträts über außereheliche Lebenspartnerschaften, also standesamtlich eingetragene Partnerschaften unter Lesben und Schwulen, mit der christlich-weltanschaulichen Grundhaltung des Hauses nicht im Einklang stehen und demzufolge zu unterlassen sind", zitierte Glas aus der internen Anweisung vom 27. Dezember 2013. Am selben Tag war in einer Lokalausgabe ein Artikel mit der Überschrift "Frau findet Frau fürs Leben" erschienen. Noch in diesem Jahr soll die Dienstanweisung in der Redaktion des "Straubinger Tagblatts" ausgehangen haben.
Der Verlagschef weiß von nichts
Hinter dem Schreiben wird der heute 80-jährige Seniorverleger Hermann Balle vermutet, der sich im Jahr 2002 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, aber immer noch Herausgeber ist. Sein Sohn, der aktuelle Verlagschef und Co-Herausgeber Martin Balle, zeigte sich gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" überrascht. Er kenne die Dienstanweisung nicht, erklärte er zunächst und hob sie – nach Aufklärung durch einen Mitarbeiter – zumindest mündlich auf: Über Lesben und Schwule dürfe "in meiner Zeitung in jeder Form berichtet werden", stellte Balle klar; "Ich habe eine Menge Freundinnen und Freunde, die homosexuell sind." Deshalb habe er "überhaupt keine Gründe, diese Beziehungen in Frage zu stellen".
In seinem Text erwähnt Andreas Glas, dass nicht alle Mitarbeiter des "Straubinger Tagblatts" die Dienstanweisung kannten und in den letzten Monaten sogar einige LGBT-freundliche Artikel erschienen waren. Auch wenn seine Recherchen den skandalösen Eingriff in die innere Pressefreiheit offensichtlich endgültig beendeten, ließ es sich der Redakteur der "Süddeutschen" nicht nehmen, noch einige kritische Stimmen einzusammeln. "Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas im 21. Jahrhundert bei einem modernen Verlagshaus noch auftaucht", zitiert er etwa den Vorsitzenden des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) Michael Busch. Es sei "eine Dreistigkeit", wenn "ein Verlagshaus, das Presse- und Meinungsfreiheit hochhält, solche Anweisungen gibt".
Heftige Kritik kam auch vom LSVD: "Bei einer so bornierten Einstellung" brauche man sich nicht zu wundern, wenn LGBT "sich auf dem Land nicht wohlfühlen", meinte Hannah Lea vom bayerischen LSVD-Landesverband. Die Zeitungen der Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung erreichen eine verkaufte Auflage von täglich über 116.000 Exemplaren. (cw)















das Unsichtbar machen.
de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnf_Herrschaftstechniken