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Deutschland hat gewählt
Das Live-Blog zur Wahl: Queere Vielfalt trifft auf Homohasser
Von Szene-Umfragen über die queeren Gewinner bis zu den gewählten Homohassern – Hintergründe, Ergebnisse und Reaktionen zur Bundestagswahl aus LGBTI-Sicht.

Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen / flickr) Bundesadler unterm Regenbogen: Was bringt die neue Legislaturperiode für LGBTI? (Bild:
24. September 2017, 16:14h Von
Das Ergebnis der Bundestagswahl scheint seit langem festzustehen: Angela Merkel bleibt höchstwahrscheinlich Kanzlerin. Für Spannung im Wahlkampf sorgten andere Fragen: Erst am Sonntagabend steht fest, mit welchem Partner beziehungsweise welchen Partnern CDU und CSU eine Regierungsmehrheit erreichen können. Und welche Partei auf dem dritten Platz landet.
Viele LGBTI blickten mit großer Sorge auf die Wahl: Die homo- und transphobe AfD, die aller Voraussicht nach in das Parlament einziehen wird, droht die politische Kultur zu vergiften, wenn sie – wie bereits in den Ländern – auf Kosten queerer Menschen Stimmung gegen Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Aufklärung macht.
In diesem Live-Blog berichten wir mit der Regenbogenbrille über Hintergründe und Anekdoten zur Bundestagswahl und fassen Ergebnisse und Reaktionen zusammen.
Live-Ticker (abgeschlossen,
)Einen haben wir noch #Homolobbyanteportas
Twitter / svenlehmannEntschuldigung, wo geht's hier rein? 😉ðŸÂ³ï¸Ââ€Â🌈#Bundestag #ersteFraktionssitzung #Homolobbyanteportas pic.twitter.com/w1EgfuUoI5
— Sven Lehmann ðŸÂ³ï¸Ââ€Â🌈 (@svenlehmann) September 26, 2017
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Eine gute Nachricht zum Abschluss des Blogs
Vor gut zwei Wochen hatten über die CDU-Politikerin Gisela Manderla berichtet, die in der WDR-Sendung "Lokalzeit aus Köln" gegen die Ehe für alle wetterte, weil man dann ja auch Geschwister-Ehen erlauben müsste.
Im Wahlkreis Köln III kam das nicht gut an: Manderla unterlag mit über fünf Punkten Abstand klar dem SPD-Kandidaten Rolf Mützenich. Auch Platz 15 auf der CDU-Landesliste nutzte ihr nichts: Dem Bundestag wird sie nicht mehr angehören.
Stellungnahme der LAG Lesben in NRW
Jetzt erst recht! Demokrat_innen arbeiten zusammen und streiten, bei aller Unterschiedlichkeit, für eine offene und...
Posted by LAG Lesben in NRW e.V. on Montag, 25. September 2017
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Weitere offen homosexuelle Abgeordnete
Die bislang im Blog genannten lesbischen und schwulen Mitglieder des Deutschen Bundestages sind natürlich nicht die einzigen – bei insgesamt 709 Abgeordneten sollten schließlich mehrere Dutzend "zur Familie gehören". Noch nicht erwähnt haben wir etwa den langjährigen finanzpolitischen Sprecher der Grünen Gerhard Schick sowie seine Parteifreundin, die Parlamentarische Geschäftsführerin Anja Hajduk.
Noch wichtig zu erwähnen: Mit Achim Kessler zieht ein (ehemaliger) LGBTI-Aktivist aus Frankfurt für die Linke in den Bundestag ein. "Mir persönlich ist der Kampf um Gleichstellung zu wenig – es geht mir um Emanzipation, die viel mehr ist. Sie kann ohne soziale Sicherheit nicht erreicht werden und setzt Respekt vor unterschiedlichen Lebensweisen und -haltungen voraus", schreibt der frühere, von der "Rosa Liste" gestellte AStA-Vorsitzende und Aidshilfe-Aktivist auf seiner Homepage.
Auch für die FDP nimmt mit Konstantin Kuhle neben Thomas Sattelberger ein weiterer schwuler Mann im Bundestag Platz. Der 28-jährige Jurist und Bundesvorsitzende der Jungen Liberale meldet sich zumindest gelegentlich zu LGBTI-Themen zu Wort. Im Juni veröffentlichte er etwa in der "Frankfurter Rundschau" den Gastbeitrag "Schluss mit den Spielchen um die Ehe für alle".
Wir wissen von weiteren homosexuellen Abgeordneten, wollen aber niemanden gegen seinen Willen outen. Wer genannt werden will, kann sich gerne an die Redaktion wenden. Und die lieben Kollegen, die wir mit unserem Blog "inspiriert" haben, sollten ihre Listen jetzt vielleicht ergänzen...
Die Medien freunden sich mit Jamaika an
Die Kollegen von "Broadly" haben heute den Text "Was eine Jamaika-Koalition für Frauen und queere Menschen bedeutet" veröffentlicht – und das Urteil fällt gar nicht mal so negativ aus. Ein Diskriminierungsschutz im Grundgesetz, ein Ende des Blutspendeverbots für homo- und bisexuelle Männer, eine Reform des Transsexuellenrechts und Zugang zu reproduktiver Medizin könnten kommen, wenn Grüne und FDP an einem Strang gegen die Union ziehen.
Eine schwule "Karriere": Dogmatiker im Vatikan, Homoaktivist, nützlicher Idiot der AfD
Der LGBTI-Aktivist Alfonso Pantisano am Tag danach
Jetzt sind wir wieder aufgewacht. In einem neuen, alten Deutschland. Andere konnten erst gar nicht einschlafen. Schande,...
Posted by Alfonso Pantisano on Montag, 25. September 2017
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Auch Michael Roth ist im neuen Bundestag
Zu den prominenteren offen homosexuellen Politikern im neuen Bundestag gehört auch Michael Roth, der seinen hessischen Wahlkreis Werra-Meißner/Hersfeld-Rotenburg zum sechsten Mal in Folge gewann – diesmal mit 41,2 Prozent der Erststimmen.
Noch ist Roth Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt und damit Stellvertreter von Sigmar Gabriel. In dieser Funktion lud der verpartnerte 47-Jährige in den vergangenen Jahren zu mehreren Runden Tischen zu LGBTI-Rechten ein.
Die Macher der queeren Karrieremesse "Sticks & Stones zählen Michael Roth – und ebenso seinen neuen FDP-Kollegen Thomas Sattelberger – zur "Deutschlands Top 10 geoutete Führungskräfte".
Welche Koalition sollte Deutschland regieren?
Unsere neue Wochenumfrage ist online – bislang spricht sich eine große Mehrheit dafür aus, es mal mit einer Jamaika-Koalition zu probieren. Zum Abstimmen einfach runterscrollen!
Dirk Ludigs: Die Rückkehr des Politischen in die Gesellschaft
Der Journalist Dirk Ludigs hat zur Wahl in der "Siegessäule" einen lesenswerten Kommentar veröffentlicht. Das Ergebnis sei zwar ein "Desaster mit Ankündigung", biete aber auch Chancen für die queere Community:
"Das wichtigste Ergebnis des gestrigen Abends aber ist ein anderes und weist über Wahlen hinaus: es ist nach den Jahren biederer Verschlafenheit eine Rückkehr des Politischen in die Gesellschaft! Eine Bundestagswahl allein bringt keine Verhältnisse zum Tanzen. Die gesamte Zivilgesellschaft muss auf die Herausforderung des neuen Nationalismus Antworten finden. Für uns LGBTI heißt das: den Kampf gegen Homo- und Transphobie in die ganze Gesellschaft zu tragen und klarer zu begreifen, wie eng er mit Themen wie Rassismus, Sexismus und Xenophobie verknüpft ist. Die freie Gesellschaft verteidigen, heißt: sie stets neu erkämpfen, sie ausbauen, sie weiter entwickeln."
Den kompletten Text gibt es hier.
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Ich drücke immer noch für Grün-Schwarz die Daumen! Damit würde eine der Visionen von Jens Spahn Wirklichkeit werden und man kann endlich die wirklich wichtigen Themen anpacken, zum Beispiel der längst Überfällige Ausbau der Elektromobilität und einen weiteren Ausbau des biologischen Nahrungsangebots.
Und bei der Elektromobilität ist es wie mit den Bio-Lebensmitteln: Schön, wenn's das in exotischen Tante-Emma-Laden gibt, noch besser, wenn man es gleich um die Ecke bekommt.
Weiterhin geht es wichtige Fragen der Reform der EU, zusammen mit Frankreich und Emmanuel Macron werden hier die Weichen für die Zukunft gestellt! Das betrifft uns ganz konkret.
Europa war einmal eine Vision, und es wäre schon, wenn es gemeinsam mit Frankreich gelingen würde, einem kleineren, aber wirtschaftlich und kulturell stärkeren Teil von Europa eine gemeinsame Identität zu verleihen.