In der ägyptischen Bevölkerung ist die Verfolgung mutmaßlicher Homosexueller populär (Bild: sebwhite / flickr / by-sa 2.0)
In Kairo hat am Sonntag ein nicht öffentlicher Prozess gegen 17 Männer begonnen, denen Homosexualität vorgeworfen wird. Die Staatsanwaltschaft erklärte laut der Nachrichtenagentur AFP, die Angeklagten seien in einer Privatwohnung beim Sex erwischt worden. Menschenrechtsgruppen warfen den Behörden dagegen vor, Polizeibeamte hätten die 17 Männer in der vergangenen Woche völlig willkürlich in Straßen und Restaurants festgenommen. Die Verhaftungen seien Teil einer gegen Homosexuelle gerichteten Regierungskampagne. Das Urteil wird voraussichtlich Ende Oktober verkündet.
Zwar steht Homosexualität in Ägypten nicht direkt unter Strafe, Schwulen und Lesben wird aber mit Gummiparagrafen immer wieder der Prozess gemacht. Im aktuellen Fall wird den Männern "Ausschweifungen" sowie Förderung der Homosexualität vorgeworfen.
Bereits vor einer Woche war bekannt geworden, dass sieben Personen wegen angeblicher Förderung der Homosexualität nach einem Konzert der libanesischen Band Mashrou' Leila in Kairo festgenommen worden waren (queer.de berichtete). Ihnen wird vorgeworfen, während des Konzerts Regenbogenfahnen geschwenkt zu haben.
Amnesty nennt Verfolgung Schwuler "erbärmlich" und warnt vor Folter
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat am Wochenende scharfe Kritik wegen der Verfolgung sexueller Minderheiten im nordafrikanischen Land geübt. "Die Tatsache, dass der ägyptische Ankläger als Priorität Menschen wegen ihrer mutmaßlichen sexuellen Orientierung jagt, ist einfach nur erbärmlich", erklärte die AI-Nordafrikasprecherin Najia Bounaim. "Diese Männer müssen sofort und ohne Bedinungen freigelassen werden."
Amnesty zeigte sich auch besorgt, dass den Männern Anal-Untersuchungen drohen könnten. Dabei wird den Betroffenen unter anderem zwangsweise ein Metallobjekt in Eierform in den Enddarm eingeführt, um festzustellen, ob sie Anal-Sex gehabt haben. Ärzteverbände halten den Test für nutzlos und nicht aussagekräftig, für Menschenrechtler ist die Praxis eine Form der Vergewaltigung, die unter anderem gegen die UN-Antifolterkonvention verstoße.
Die Militärregierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi ist wiederholt von Menschenrechtsaktivisten für die Verfolgung von Homosexuellen kritisiert worden – unter ihm soll sich diese noch verstärkt haben. Grund für die Verfolgung ist offenbar, dass sich die Regierung damit Legitimität in der homofeindlichen Bevölkerung und dem Klerus verschaffen will. In Ägypten ist Homophobie weit verbreitet: So erklärte laut einer Umfrage von "Pew Global" aus dem Jahr 2013 insgesamt 95 Prozent der Bevölkerung, dass Homosexualität im Land nicht akzeptiert werden dürfe. (dk)