Die Neudefinition der Familie als ausschließlich heterosexuelles Konstrukt ist in Kroatien gescheitert: Nach scharfen Protesten kündigte die kroatische Mitte-Rechts-Regierung am Donnerstag nach einem Bericht des Reporternetzwerks BIRN an, die Definition der Familie nicht wie geplant zu ändern.
Zuvor hatten Bürgerrechtler und LGBTI-Aktivisten gegen den am Mittwoch vorgestellten Entwurf des kroatischen Kabinetts protestiert, in dem es hieß: "Eine Familie besteht aus: Mutter, Vater und deren Kindern, einer Mutter mit dem Kind bzw. Vater mit dem Kind, auch wenn sie nicht zusammenleben, und anderen Verwandten, die mit ihnen leben." Das würde bedeuten, dass Regenbogenfamilien oder heterosexuelle Paare ohne Kinder rechtlich keine Familien wären.
"Angriff auf alle Familien"
Der Zagreb Pride bezeichnete den Vorschlag als "Angriff auf alle Familien", der Diskriminierung zementieren solle und generell zu Verunsicherung führen werde. Die oppositionellen Sozialdemokraten verurteilten den Entwurf als Schritt um hunderte Jahre zurück, wie die frühere Sozialministerin Milanka Opacic erklärte. "Diese Definition ist furchtbar diskriminierend. Ist man keine Familie mehr, wenn einem das Kind gestorben ist?", fragte Opacic.
Kroatien gehört laut Bevölkerungsumfragen zu den homophobsten Ländern der Europäischen Union. Insbesondere die katholische Kirche macht seit Jahren erfolgreich Stimmung gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben. 2013 stimmten die Kroaten in einem Volksentscheid dafür, dass ein Ehe-Verbot für Schwule und Lesben in der Verfassung verankert wird (queer.de berichtete). Immerhin schaffte es die damalige Mitte-Links-Regierung 2014, eingetragenen Lebenspartnerschaften (životnom partnerstvu) mit leicht eingeschränkten Rechten einzuführen (queer.de berichtete).
Die Einschränkung des Familienbegriffs hätte nach Ansicht von Rechtsexperten gegen europäisches Recht verstoßen. Bereits Anfang des Jahres war Kroatien vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt worden, weil das Land den Familiennachzug einer lesbischen Bosnierin, die mit einer Kroatin liiert war, nicht genehmigt hatte (queer.de berichtete). (dk)
Wir reden denen doch auch nicht rein, wie sie ihr Leben zu führen haben...