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Australien
Volksentscheid zur Ehe-Öffnung: Kirche spendet eine Million an "Nein"-Kampagne
Die anglikanische Kirche fürchtet "irreparable Konsequenzen", wenn Homo-Paare im australischen Ehe-Recht gleichbehandelt werden – und zückt daher ihr Scheckbuch.

Erzbischof Glenn Davies nutzt Kirchengelder dafür, um die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben zu verhindern (Bild: Anglican Diocese of Sydney)
- 10. Oktober 2017, 16:17h 2 Min.
Die anglikanische Diözese von Sydney hat eine Million Dollar (660.000 Euro) an die "Nein"-Kampagne zu Australiens Briefwahl um die Ehe für alle gespendet. Das hat Erzbischof Glenn Davies am Montag bei der Synode der Landeskirche erklärt. Mit der Spende solle "das Geschenk der Ehe" erhalten bleiben, "so wie Gott sie geschaffen hat", sagte Davies.
Noch bis zum 7. November findet die nichtbindende Abstimmung statt, in der die Australier entscheiden müssen, ob das Ehe-Verbot für Schwule und Lesben aufrecht erhalten werden soll. Laut einer Umfrage haben bereits jetzt mehr als zehn Millionen Australier – und damit fast zwei Drittel aller Wähler – ihre Stimme abgegeben. Meinungsforscher gehen davon aus, dass sich über 60 Prozent für die Gleichbehandlung aussprechen werden.
Erzbischof Davies begründete seine Ablehnung der Ehe für alle damit, dass die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben eine Einschränkung der Rechte von Christen bedeute: "Es wird irreparable Konsequenzen für unsere Gesellschaft, unsere Redefreiheit, unsere Gewissensfreiheit und die Religionsfreiheit geben, wenn das Geschlecht bei der Eheschließung keine Rolle mehr spielt." Außerdem lege die Bibel die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau fest.
Bei der Spende handelt es sich um die bislang höchste Einzelspende für die "Nein"-Kampagne. Die "Ja"-Kampagne hat bereits eine Millionenspende verzeichnet – von Alan Joyce, dem Chef der Fluglinie Qantas.
Bischöfin befürwortet Gleichbehandlung
Innerhalb der anglikanischen Kirche Australiens ist die Ablehnung der Ehe für alle nicht universell. So hat die erste weibliche Erzbischöfin Kay Goldsworthy, die seit 2008 die Diözese in Perth anführt, bereits im August in einem Interview mit der Zeitung "The West Australian" erklärt, sie wünsche sich eine "umfassendere" Definition der Ehe, wisse aber, dass diese Haltung in Kirchenkreisen nicht unumstritten sei.
Auch in der katholischen Kirche Australiens sind die Töne gegen Homosexuellenrechte nicht mehr so schrill wie noch vor ein paar Jahren. In einem Hirtenbrief zeigte letzten Monat etwa der Bischof von Parramatta, Vincent Long Van Nguyen, deutliche Sympathien für die staatliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen (queer.de berichtete).
Die anglikanische Kirche, der weltweit über 80 Millionen Gläubige angehören, ist weltweit gespalten, wenn es um den Umgang mit Schwulen und Lesben geht. So zeigten sich insbesondere die Anglikaner in Nordamerika viel liberaler als die Anhänger in Afrika und Asien, die teilweise sogar die staatliche Verfolgung von Homosexuellen unterstützen. Erst vergangene Woche beschloss die anglikanische Weltkirche Sanktionen gegen die schottische Episkopal-Kirche, weil diese das Ehe-Verbot für Schwule und Lesben aufgehoben hatte (queer.de berichtete). (dk)

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