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Mit empirischen Antworten
Das Buch zum nationalen Homo-Mahnmal
Ein neuer Sammelband aus dem transcript Verlag beschäftigt sich intensiv mit dem Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Berliner Tiergarten.

Antonio Campoy / flickr) Umstrittener Betonquader im Berliner Tiergarten: Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wurde am 27. Mai 2008 eingeweiht (Bild:
- 11. Oktober 2017, 06:16h - 2 Min.
Seit neun Jahren gibt es im Berliner Tiergarten das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Jedes Jahr vor der CSD-Parade wird dort eine Gedenkveranstaltung mit Kränzen und Reden abgehalten, doch so richtig warm ist die Community mit dem vom dänisch-norwegischen Künstlerduo Elmgreen und Dragset entworfenen Mahnmal nie geworden.
Die einen finden den 3,60 Meter hohen und 1,90 Meter breiten Betonquader potthässlich, und immer wieder gibt es Streit um den Film, den man sich durch die kleine, verglaste Öffnung angucken kann. Im ersten Video küssten sich nur zwei Männer, dann pochten Lesben auf eine Quote, dann gab's wieder den Ursprungsfilm – bis Anfang des Jahres bekannt wurde, dass eines der Models ein dänischer Rechtspopulist ist (queer.de berichtete). Seitdem laufen erneut die rotierenden Männer- und Frauenpaare, obwohl nicht wenige darin eine "Verzerrung der Vergangenheit für gegenwärtige Zwecke" sehen.
Das Denkmal wurde mehrfach von Homohassern beschädigt

Der Sammelband aus dem transcript Verlag beschäftigt sich auf 182 Seiten mit dem Berliner Homo-Mahnmal
Mehrfach wurde das Denkmal Opfer von Vandalismus, zum ersten Mal nur drei Monate nach der Einweihungszeremonie. In den Jahren 2008 und 2009 kam es innerhalb von neun Monaten zu drei Anschlägen. Die letzte Beschädigung ereignete sich 2014 (queer.de berichtete).
Mit all diesen Themen und noch einigen mehr beschäftigt sich das neue, sehr wissenschaftliche Buch "Das Berliner Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen" (Amazon-Affiliate-Link ) aus dem Bielefelder transcript Verlag. Herausgeberin Anika Oettler fragt u.a.: Von wem wird das Mahnmal wie wahrgenommen? Für wen ist es ein Ort der Selbstvergewisserung, für wen ein Stein des Anstoßes? Wie wirkt es in das urbane Umfeld hinein? Die Autorinnen und Autoren geben dazu erstmals auch empirische Antworten.
Anika Oettler ist Professorin für Gesellschaftliche Entwicklung und vergleichende Sozialstrukturanalyse an der Philipps-Universität Marburg. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Transitional Justice und kollektive Erinnerung. (cw)
Anika Oettler (Hg.): Das Berliner Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Entstehung, Verortung, Wirkung. 182 Seiten. transcript Verlag. Bielefeld 2017. Taschenbuch: 29,99 € (ISBN 978-3-8376-3953-7). E-Book: 26,99 € (ISBN 978-3-8394-3953-1)

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