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11. Oktober

Coming-out-Tag: "Vielen Dank für Ihren ganz persönlichen Beitrag!"

Seit drei Jahrzehnten ruft der "Coming Out Day" Schwule und Lesben dazu auf, ihre sexuelle Orientierung nicht geheim zu halten.


Der Coming-out-Tag wird seit 1988 jedes Jahr am 11. Oktober gefeiert (Bild: quer-fotographie / flickr)

Heute vor 30 Jahren wurde der Grundstein für den Coming-out-Tag gelegt, der inzwischen auf der ganzen Welt begangen wird. Am 11. Oktober 1987 fand in der US-Hauptstadt Washington eine Großdemonstration für die Rechte von Schwulen und Lesben statt, an der sich eine Viertelmillion Menschen beteiligten (laut Veranstaltern waren es sogar eine halbe Million) – darunter auch der legendäre Bürgerrechtler Jesse Jackson und Schauspielerin Whoopi Goldberg. Der erste derartige Marsch hatte es 1979 auf halb so viele Teilnehmer gebracht.

Der Protest von 1987 sollte weitreichende Folgen haben: Der 11. Oktober wurde im Folgejahr zunächst für die US-Szene zum "National Coming Out Day". Das Coming-out sollte auch politisch sein: Denn, so die Aktivisten, wenn Heterosexuelle Schwule oder Lesben in ihrem privaten Umfeld kennen, ist es weniger wahrscheinlich, dass sie homophobe Ansichten vertreten oder an ihnen festhalten.

Anlass war damals freilich, dass eine extrem homophobe Regierung in Washington ihr Unwesen trieb. Die Ignoranz des damaligen Präsidenten Ronald Reagan führte dazu, dass die Aids-Problematik in den USA völlig ignoriert wurde, weil sie ja scheinbar nur schwule Männer betraf – aus diesem Grund sind sogar noch heute die Infektionsraten in Amerika um ein vielfaches höher als in anderen Industriestaaten.

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Aktionen in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es kleinere Aktionen zum Coming-out-Tag, auch wenn er hier weniger bekannt ist als über dem Atlantik. So stellt etwa in Dortmund die städtische Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule und Transidente Teile der Ausstellung "wir lieben" der Münsteraner Künstlerin Lydia Dietrich in der Berswordthalle aus. In Bremen wird anlässlich des Tages die Regenbogenfahne geflaggt – allerdings nur, weil der zuständige Mitarbeiter beim CSD im Sommer krank war und deshalb die Fahne damals nicht wehte (queer.de berichtete).

Die schwarz-grüne Landesregierung in Hessen schickte zudem Glückwünsche: "Anlässlich des Coming-Out-Tages möchte ich allen Lesben, Schwulen, Transsexuellen, Trans* und Inter*personen, die im Laufe des letzten Jahres ihr Coming-Out hatten, sehr herzlich gratulieren", erklärte Antidiskriminierungs-Staatssekretär Kai Klose. Der Grünen-Politiker erklärte, dass "jedes Coming-Out auch die Gesellschaft" vorranbringe. "Vielen Dank für Ihren ganz persönlichen Beitrag!", so Klose.


Staatssekretär Kai Klose dankt allen, die sich geoutet haben

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Coming-out-Tag abschaffen?

In den USA gibt es allerdings bereits eine Debatte, den Coming-out-Tag wieder abzuschaffen. So schrieb der offen schwule Professor Matthew H. Birkhold von der staatlichen Universität in Ohio in einem Gastkommentar in der "Washington Post": "In den Achtzigerjahren, wenn viele Leute keinen einzige offen schwule oder lesbische Person kannten, führte Ignoranz und Schweigen zu Homophobie. […] Aber Amerika ist ein sichererer Ort im Jahr 2017."

Birkhold führte aus, dass heutzutage die meisten Amerikaner gleichgeschlechtliche Beziehungen als moralisch akzetabel bezeichneten und auch sonst die Akzeptanz und die rechtliche Situation ganz anders sei als in den Achtzigern. Man müsse also seine sexuelle Orientierung als Schwuler oder Lesbe nicht mehr proklamieren – Heteros tun die schließlich auch nicht. Statt durch den zelebrierten Schritt Heterosexualität als Norm zu bekräftigen, sollten sexuelle Minderheiten "ihre Existenz normalisieren" und auf Sichtbarkeit im Alltag setzen, so die Forderung.

Die meisten LGBTI-Aktivisten halten diese Argumentation aber für verfrüht. Immerhin ist trotz der Ehe-Öffnung in den USA und zuletzt auch in Deutschland die Selbstmordrate unter Homosexuellen noch immer höher, auch wenn die Rate mit der fortschreitenden Gleichbehandlung rückgängig zu sein scheint (queer.de berichtete). Zudem gibt es drei Jahrzehnte nach Ronald Reagan wieder eine äußerst LGBTI-feindliche Regierung in den USA; so erlaubte die Trump-Administration religiösen Menschen ausdrücklich, Homo- und Transsexuelle zu diskriminieren. In Deutschland kopieren wir wie so oft den Trend aus Amerika: So brachte die AfD in den letzten Jahren offene Homophobie zurück in die Parlamente. Es dürfte also wohl noch ein paar Jahre dauern, bis der Coming-out-Tag überflüssig wird.

-w-

#1 JuppAnonym
  • 11.10.2017, 12:47h
  • Das Echo in diesem unserem Lande könnte besser sein.
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#2 DieterBremen
  • 11.10.2017, 12:52hBremen
  • Das Bremer Landesparlament, die Bremische Bürgerschaft, hat heute anlässlich des Coming-Out-Days die Regenbogenflagge gehisst. Eigentlich als Ersatz, weil beim CSD im August vergessen worden war, die Flagge aufzuziehen - das führte zu viel Unmut in der Stadt. Um so schöner, dass heute hier in Bremen "unsere" Flagge weht:
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#3 FrischerfischAnonym
  • 11.10.2017, 13:02h
  • Soso, Ronald Reagan ist schuld, dass noch heute die Infektionszahlen so hoch sind? Wann war denn Reagan Bundeskanzler? Und französischer Präsident? Und Regierungschef aller nicht-afrikanischer Staaten, die dasselbe Phänomen beobachten? Schon etwas monokausal und realitätsfremd, wenn man das intentionspotential des Analverkehrs und die höhere Promiskuität vieler Schwuler ausblendet. Nur weil eine Wahrheit unbequem ist, darf man sie noch lange nicht verschweigen.
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