Carsten Rentzing lehnt es persönlich ab, homosexuelle Paare zu segnen. Er wirft nicht-keuschen Schwulen und Lesben vor, nicht "dem Willen Gottes" zu entsprechen (Bild: Ghostwriter123 / wikipedia)
Der sächsische Bischof Carsten Rentzing hat in einem Interview die öffentliche Debatte um offene Homophobie gegen einen schwulen Jugendwart in seiner Landeskirche kritisiert: "Ich ärgere mich darüber, dass das Thema öffentlich diskutiert wird, während es doch viel mehr auf persönlicher Ebene geführt werden müsste", erklärte der Chef der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Konkret geht es in dem Fall um den Jugendwart Jens Ullrich, gegen den Kirchengemeinden ein Predigtverbot verhängt haben (queer.de berichtete). Das "Vergehen" des 53-Jährigen: Er war eine eingetragene Lebenspartnerschaft mit einem Mann eingegangen. Der Fall beschäftige seit längerem regelmäßig die Kirchenleitung, bestätigte Rentzing. Man versuche, vor Ort über das Problem zu reden.
Rentzing über "politische Instrumentalisierung" erzürnt
Anstatt die Homophobie anzuprangern, zeigt Rentzing auf mutmaßliche Schuldige an dem Streit – diese kämen von außerhalb der Kirche. Er kritisierte etwa, dass die SPD-Politikerin Petra Köpping, die sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, mit dem diskriminierten Jugendwart gesprochen habe: "Für mich ist das politische Instrumentalisierung des Themas. Eine öffentliche Debatte gefährdet den Gesprächsprozess", so Rentzing. Die Medien mischten sich ebenfalls ein: "Auch die Medien verhärten in diesem Zusammenhang die Fronten nur noch stärker. Das geht alles auf Kosten von Jens Ullrich und ist nicht zu verantworten. Ich hoffe, dass wieder etwas Ruhe eintritt und die Gespräche nicht von äußeren Vorgängen überlagert werden."
Bischof Rentzing ist es ein Dorn im Auge, dass Gleichstellungsministerin Petra Köpping mit dem schwulen Jugendwart gesprochen hat. (Bild: Sandro Halank / wikipedia)
Rentzing gilt als konservativer Bischof, der aus seiner Ablehnung gegenüber Homosexuellen nie einen Hehl gemacht hat. Der evangelische Würdenträger behauptete etwa kurz nach seinem Amtsantritt 2015, dass "gelebte Homosexualität" pauschal nicht "dem Willen Gottes" entspreche (queer.de berichtete).
In seiner Landeskirche gibt es aber inzwischen Liberalisierungsbestrebungen: Im vergangenen Jahr erlaubte auch Sachsen die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, allerdings nur "im Einzelfall" (queer.de berichtete). Zudem gründeten einige Pfarrer ein Forum für eine LGBTI-freundliche Kirche (queer.de berichtete).
Im neuen epd-Interview bekräftigte der 50-jährige Bischof, dass er persönlich keine homosexuellen Paare segnen werde. Auch Gegner des schwulen Jugendwarts nahm er ausdrücklich in Schutz: "Die Beteiligten vor Ort fühlen sich verletzt, so wie Jens Ullrich sich verletzt fühlt", behauptete Rentzing. "Wir werden nicht die theologischen Unterschiede ausräumen können." Grundsätzlich wolle er das Thema nicht angehen: In internen Gesprächen werde es "nicht um Homosexualität gehen, sondern um den Umgang miteinander." (dk)
Man will einfach diskriminieren, ohne dass das Gegenstand eines öffentlichen Diskurses ist und einen Image-Schaden verursachen kann, der am Ende die eigenen Einnahmen oder die eigene macht schmälern könnte.
Da sind die Evangelen keinen Deut besser als die Katholen.
Aber noch leben wir in einer Demokratie - auch wenn manche lieber wieder einen mittelalterlichen Gottesstaat mit Allmacht der Kirche hätten. Und noch herrscht Redefreiheit. Und das bedeutet eben auch, dass man die Machenschaften dieses geld- und machtgeilen, totalitären Konzerns kritisieren darf. Ob es denen passt oder nicht...