In der 5. Folge von "Star Trek: Discovery" wird die von den Machern der Serie bereits lange angekündigte erste Darstellung eines schwulen Paares in der TV-Franchise Realität – und das ganz unspektakulär: Die Hauptfigur Lieutenant Paul Stamets (dargestellt vom Broadway-Schauspieler Anthony Rapp) wird zum Ende der Folge mit seinem Freund Dr. Hugh Culber (Wilson Cruz) vor dem Ins-Bett-gehen in ihrer Kajüte im Raumschiff Discovery gezeigt – und zwar bei einem kleinen Plausch beim Zähneputzen.
Die Episode trägt den Titel "Wähle deinen Schmerz" – und beinhaltet unter anderem ein Wiedersehen mit der Figur Harry Mudd, die bereits Ende der Sechzigerjahre in der Originalserie "Raumschiff Enterprise" sowie in den Siebzigern in der Zeichentrickserie "Die Enterprise" aufgetaucht ist. Mudd wird in bei "Discovery" vom etablierten TV-Schauspieler Rainn Dietrich Wilson ("Six Feet Under – Gestorben wird immer", "Das Büro") dargestellt.
Erstes Homo-Paar in TV-Serie
Der schwule Neben-Plot hatte bereits vor dem Start der Serie für viel Aufsehen gesorgt, da "Star Trek" bislang als durchaus fortschrittlich in seiner Darstellung galt, allerdings erst im vergangenen Jahr die erste offen schwule Figur im 13. Kinofilm auftauchte: Die bereits etablierte Figur Hikaru Sulu (dargestellt von John Cho) wurde beiläufig für wenige Sekunden mit Ehemann und Kind gezeigt (queer.de berichtete). In den TV-Serien gab es aber bislang noch keinerlei offen homosexuelle Handlung, sondern nur Andeutungen.
Bei "Discovery" soll die gleichgeschlechtliche Beziehung nicht problematisiert werden, erklärte Darsteller Rapp erst vor wenigen Tagen beim Fantreffen "New York Comic Con". Er sei stolz darauf, Teil des ersten offen schwulen Paares in einer "Star Trek"-Fernsehserie zu sein – genauso stolz sei er aber, dass die Homosexualität der beiden Sternenflotten-Offiziere "völlig egal" sei, sondern die Beziehung wie viele Hetero-Beziehungen einfach als "lebendig, wahrheitsgemäß und menschlich" dargestellt werde.
Freilich haben Homo-Hasser eine andere Ansicht: Die konservative Nachrichtenseite "Newsbusters" (Motto: "Wir enthüllen und kämpfen gegen die Einseitigkeit linksliberaler Medien") beklagte sich mit Blick auf das schwule Paar bereits, dass die neue Serie "voller Propaganda" sei. Auch andere Homo-Gegner haben ausgeführt, dass die "Star Trek"-Produzenten mit der Serie die Öffentlichkeit in umstrittenen Fragen wie der Ehe für alle oder Antidiskriminierungsrichtlinien politisch nach links schieben wolle.
"Fucking cool"
Ein weiteres Novum in "Discovery": In Folge fünf fiel erstmals in der gesamten "Star Trek"-Franchise das Wort "Fuck". Die Ehre erhielt Sylvia Tilly (dargestellt von Mary Wiseman), die nach einer erfolgreichen Rettung eines Aliens begeistert "fucking cool" rief.
Bislang war das F-Wort in den Fernsehserien ein Tabu, da es im frei empfangbaren US-Fernsehen als obszön verboten ist. In den Filmen wagten sich die Macher immerhin an das im TV verbotene S-Wort (shit), aber bislang fiel in 51 Jahren "Star Trek" noch die das F-Wort. Der Grund ist, dass die neue Reihe in den USA im Streamingdienst CBS All-Access gezeigt wird, der nicht der TV-Zensur unterliegt.
Außerhalb der USA wird "Discovery" jede Woche immer kurz nach der US-Veröffentlichung auf Netflix gezeigt, so auch in Deutschland. Parallel zur Serie erscheint auf Netflix jede Woche auch eine neue Folge der Diskussionsrunde "After Trek", in denen Fans mit Schauspielern und Produzenten über die Episode diskutieren. (dk)
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Im Original fiel das F-Wort? Das war wohl die Stelle, an der in der deutschen Synchro von "geiler Scheiß" die Rede war...