Kaum Schutz vor Übergriffen im Knast: Auch Gemeinschaftszellen sind in der Nacht grundsätzlich unbeobachtet (Bild: x1klima / flickr)
In Leipzig hat am Donnerstag der Prozess gegen zwei Gefangene begonnen, die im Januar ihren Zellengenossen in der Justizvollzugsanstalt Leipzig über mehrere Stunden brutal gequält, vergewaltigt und erniedrigt haben sollen. Der vierte Mitbewohner muss sich wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten.
In der verstörenden Anklageschrift ist von einer regelrechten Gewaltorgie die Rede. Die beiden 26-jährigen Hauptangeklagten Sylvio H. und Hannes F. sollen ihren zwölf Jahre älteren Mitbewohner zunächst brutal zusammengeschlagen und ihm dabei Nase, Jochbein und Brustbein gebrochen haben. Anschließend musste das Opfer nackt auf dem Zellenboden herumkriechen.
Die Beschuldigten vergewaltigten ihren Mitbewohner schließlich mit einer Toilettenbürste, stachen und schnitten ihm in den Penis und quälten ihn mit Urin und Kot. Der Mitangeklagte Stefan H. beobachtete die vierstündige Tortur, unternahm jedoch nichts, um dem Opfer zu helfen.
Staatsanwaltschaft: Täter wollten ihr Opfer sogar umbringen
Laut Anklageschrift sollen Sylvio H. und Hannes F. anschließend versucht haben, den Mitgefangenen umzubringen. Um einen Selbstmord vorzutäuschen, musste er einen Abschiedsbrief schreiben und mit einem Strick um den Hals von der Fensterbank springen. Als das Opfer dabei ohnmächtig wurde, gaben die Beschuldigten auf und alarmierten die Wärter. Als Begründung für die Tat gab einer der Hauptangeklagten später an, der Zellengenosse habe früher einmal seinen neun Jahre alten Stiefsohn geschlagen.
Gegenüber dpa räumte ein Sprecher der Leipziger Justizvollzugsanstalt ein, dass eine Zellenbelegung mit vier Personen nicht die Regel und nur der hohen Auslastung geschuldet gewesen sei. Auch in Gemeinschaftszellen seien die Häftlinge in der Nacht aber grundsätzlich unbeobachtet. Die Aufklärung von Gewalt im Knast sei schwierig, da viele Opfer aus Angst oft schweigen würden. Auch in diesem Fall habe der missbrauchte Mithäftling bei der ersten Befragung nur von einem Suizidversuch gesprochen.
Die beiden Hauptangeklagten, die sich wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung verantworten müssen, wurden zwischenzeitlich in andere sächsische Gefängnisse verlegt, der dritte sitzt noch immer in Leipzig ein. Das Opfer ist wieder auf freiem Fuß, war am Donnerstag jedoch trotz Zeugenladung nicht vor Gericht erschienen. (cw)
Gefängnisse sind extrem homophob und Gewalt gegen Schwule an der Tagesordnung. Ich sehe nur eine Lösung: Getrennte Unterbringung von LGBTIs.