Der Präsidentenpalast in der Hauptstadt Duschanbe, in der seit über 20 Jahren der Quasi-Diktator Emomalij Rahmon thront (Bild: VargaA / wikipedia)
Die Behörden von Tadschikistan sollen eine "Rosa Liste" mit 367 angeblich homosexuellen Personen erstellt haben, die offenbar zwangsweise auf Geschlechtskrankheiten gestestet werden sollen. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf "Zakonnost", eine vom Generalstaatsanwalt des Landes herausgegebene Zeitung. Auf der Liste sollen demnach 319 schwule Männer und 48 Lesben stehen, bei denen die "Zugehörigkeit zu einer sexuellen Minderheit bewiesen" worden sei.
Dem Bericht zufolge habe die Regierung die Liste erstellt, um die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten zu bekämpfen. Allerdings wurde nicht angegeben, mit welchen Konsequenzen oder medizinischen Tests die registrierten Personen zu rechnen haben oder welche Zwangsmaßnahmen die Behörden durchführen wollen.
Tadschikistan ist eine ehemaligen Sowjetrepublik mit knapp neun Millionen Einwohnern, die seit 1994 von Staatspräsident Emomalij Rahmon autoritär regiert wird. Wie viele andere Ex-Sowjetrepubliken legalisierte das Land Homosexualität in den Neunzigerjahren – anders als etwa das benachbarte Usbekistan, wo schwulen Männern noch heute eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren droht. Allerdings sind Schwule und Lesben laut Bürgerrechtlern in Tadschikistan vielen Diskriminierungen ausgesetzt. So gibt es Berichte von Polizeiwillkür und -gewalt.
Außerdem gilt Homosexualität in der konservativen, mehrheitlich sunnitischen Bevölkerung als verpönt, ein Coming-out führt praktisch immer ins gesellschaftliche Abseits. Die Homophobie wird vom Klerus mitgetragen: So erklärte Mufti Saidmukarram Abdukodirsoda, der ranghöchste Muslim des Landes, vor drei Jahren in der Zentralmoschee in der Hauptstadt Duschanbe, homosexuelle Beziehungen seien generell "unheilvoll". (dk)
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