Zu Update springen: Sperre aufgehoben (25.10.)
Das Videoportal Youtube hat den Videoclip "Zusammenhänge" der Berliner Rapperin Sookee am letzten Wochenende gesperrt. Statt des Videos erscheint nun die Mitteilung: "Dieses Video wurde entfernt, weil es gegen die Youtube-Richtlinie zum Verbot von Hassrede verstößt". Ironischerweise war "Zusammenhänge" ein Song, der sich gerade mit den Auswüchsen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit beschäftigt.
Statt des Videos zeigt Youtube nur diesen Bildschirm
Das Lied nahm Sookee (bürgerlich Nora Hantzsch) bereits 2013 für das Projekt "Spuck auf Rechts" mit ihrem Kollegen Spezial-K auf. Darin rappt die queerfeministische Musikerin unter anderem "Wie kann man nur hassen, dass Menschen sich lieben?" und kritisiert andere Rapper, die mit Homophobie Stimmung machen würden ("Rap war immer politisch, immer gegen Rassisten / Doch Statements mancher Rapper ähneln in Teilen den der Faschisten / Nie wieder 'no homo', nie wieder Rape, ich guck nicht weg / Ich brüll 'alerta antifascista' und spuck auf Rechts"). Auch Rassismus und Sexismus werden in dem Lied kritisiert. Den gesamten Liedtext kann man hier nachlesen.
Youtube gibt keine Begründung für die Sperrung
Es ist unklar, wegen welcher Textbausteine das Lied blockiert wurde, da das Videoportal praktisch nie eine Stellungnahme über seine Zensurmaßnahmen verfasst. Spezial-K veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite bereits am Samstag eine Mail von Youtube, in der es lapidar hieß, dass der Song von einem Nutzer gemeldet wurde. Dann habe Youtube bei einer "Überprüfung" festgestellt, "dass dein Video gegen unsere Richtlinien verstößt". Konkreter ging die Mail aber nicht auf die Sperrung ein. Die Geschichte zeige nach Ansicht von Spezial-K, "wie hirnverbrannt sich Youtube von meldenden Nazibots in die Mangel nehmen lässt". Sookee erklärte auf Facebook, ihr sei "schleierhaft", warum das Video entfernt wurde.
Unter Umständen könnte sich das Portal am Satz von Spezial-K "Und so starten wir den Kampf mit Sprache, Punches, Partys, Straßenblockaden" gestört haben, da "punch" schlagen bedeuten kann – oder das amerikanische Portal, das zum Google-Konzern gehört, störte sich an den F-Wörtern. Allerdings hat Youtube oft mit ausdrücklichen Gewaltaufrufen gegen Homosexuelle keinerlei Probleme; so ist der Bushido-Song "Stress ohne Grund" ("Du Schwuchtel wirst gefoltert") frei zugänglich – und wurde bereits vier Millionen Mal abgerufen (queer.de berichtete).
Sookee war wegen ihres Einsatzes gegen Homophobie und wegen ihres Kampfes gegen Heteronormativität bereits 2013 für den Berliner Respektpreis nominiert worden (queer.de berichtete). Sie behandelt das Thema etwa in Songs wie "Queere Tiere", "Pro Homo" und "D.R.A.G." (dk)
Update 25.10., 11.50 Uhr: Sperre aufgehoben
Nach mehreren Medienberichten und Kritik in den sozialen Medien hat Youtube die Sperre des Videos kommentarlos aufgehoben. Sookee erklärte auf ihrer Facebook-Seite, sie wisse noch immer nicht, warum sie vom Videoportal als Hasssängerin angesehen wurde: "Welche Textstellen sich genau als 'Hassrede' qualifiziert haben und deswegen zur vorübergehenden Sperrung führten, würde mich […] immer noch interessieren."
Homohass gilt als freie Rede und es darf munter weiter gehetzt werden. Aber Statements gegen Homohass werden gesperrt.
Ist nicht nur bei Videos so, sondern auch bei Kommentaren. Ich habe schon so oft Kommentare gemeldet, wo gegen GLBTI gehetzt wurde oder gar zu Gewalt aufgerufen wurde. Kein einziges mal ist irgendwas passiert.
Fuck YouTube.
Fuck Google.