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Schwarzwald
Zu homofreundlich: Morddrohung gegen Pastor
Wenn er ein homosexuelles Paar trauen sollte, sei er "ein toter Mann", heißt es in einem anonymen Brief an Christoph Fischer, Pastor der Volksmission Freudenstadt.

Weil er Homosexualität nicht für eine Sünde hält, erhielt Pastor Christoph Fischer eine Morddrohung (Bild: privat)
- 25. Oktober 2017, 07:09h 2 Min.
Christoph Fischer, Pastor der evangelischen Volksmission Freudenstadt, hat am vergangenen Donnerstag eine anonyme Morddrohung erhalten – zum ersten Mal in seinem Leben. In dem kurzen, handgeschriebenen Brief heißt es, er werde durch "Informanten" beobachtet und sei "ein toter Mann", falls er in seiner Kirche oder anderswo ein lesbisches oder schwules Paar trauen sollte.
Zur Begründung schreibt der unbekannte Absender: "Solches ist abartig und Sünde und so etwas macht man nicht." Überschrieben ist die Drohung mit den Worten: "Warnung! Warnung!!"

Der anonyme Brief an den Pastor
"Der Brief ist feige und unchristlich"
Fischer erstattete Anzeige bei der Polizei und machte das anonyme Schreiben in einem Post auf seiner Facebookseite öffentlich. "Der Brief, den ich bekommen habe, ist feige und unchristlich", schrieb er dazu. "Vor allem bin ich zutiefst traurig und betroffen über das Gottesbild, das ein Mensch mit sich herumtragen muss, wenn er meint, Gott durch die Beseitigung eines als Sünder wahrgenommenen Pastors zu helfen." Gleichzeitig stellte er klar: "Angst habe ich jedenfalls keine."
Wie der Absender des Briefes auf die Idee kommt, dass er homosexuelle Paare trauen würde, kann sich der Pastor der evangelischen Freikirche nicht erklären: "Dass ich das sowieso nicht tue, wussten die 'Informanten' offenbar nicht", stellte der verheiratete Vater von drei Kindern auf Facebook klar. Als Auslöser des anonymen Briefes vermutet er eine Diskussion in der Gemeinde nach dem Bundestagsbeschluss zur Ehe für alle. Im Vergleich zu Gläubigen, die Homosexualität für eine Sünde halten, sehe er das persönlich "offener", erklärte Fischer gegenüber dem "Schwarzwälder Boten". In den letzten Wochen predigte er u.a. zu den Themen "Einheit in Vielfalt" und "Warum bunt gut ist".
"Wer immer noch der seltsamen Meinung ist, Christen mit einer offeneren Haltung gegenüber Homosexualität 'machen es sich halt leicht', den sollten solche (aber auch viele andere) Reaktionen vielleicht eines anderen belehren", resümiert der Pastor in seinem Facebook-Eintrag. "Wer sich aufgrund seiner Meinung in der Gesellschaft aktuell in der Minderheit und dadurch bedrängt fühlt, muss auch wahrnehmen, dass die Mehrheitsverhältnisse innerhalb der Christenheit evtl. anders liegen und die gleiche Art von Bedrängnis dann manchmal in die andere Richtung geht." (cw)
