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USA
Katholisches Bistum will keine Homosexuellen beerdigen
In den USA plant die Kirche, Schwule und Lesben sogar nach dem Tod für ihre sexuelle Orientierung zu bestrafen. Damit solle das Risiko eines "Skandals" minimiert werden.

Bischof Robert Morlino will mit der Einschränkung von Beerdigungen für Homosexuelle den "Gay-Lebensstil" zurückdrängen (Bild: Diocese of Madison)
- 25. Oktober 2017, 09:39h 3 Min.
Katholische Priester sollten die Beerdigung von Homosexuellen in manchen Fällen ablehnen. Diese Empfehlung hat James R. Bartylla, der Generalvikar des Bistums Madison, das elf Bezirke im Süden des Bundesstaates Wisconsin umfasst, in einer E-Mail an alle Priester des Bistums ausgesprochen. Das Blog "Pray Tell" hat die E-Mail am Sonntag veröffentlicht.
Die Priester werden in der Mail aufgefordert, "das Risiko eines Skandals und von Verwirrung" zu minimieren, wenn eine Person beerdigt werden soll, die in einer "notorischen homosexuellen Beziehung" gelebt habe. Das Wort "Skandal" wird in der relativ kurzen Mail ein halbes Dutzend Mal verwendet.
Kirche: Auch tote Homosexuelle können zum Sündigen verführen
Bartylla listet mehrere Faktoren auf, die Priester im Fall einer Beerdigung eines Nicht-Heterosexuellen berücksichtigen müssten – etwa ob der Verstorbene "ein Förderer des 'Gay'-Lebenstils" gewesen sei oder ob das auf dessen Lebenspartner zutreffe.
Als Grund für die Empfehlung nennt Bartylla, dass die Beerdigung einer Person, die ihre Homosexualität offen auslebte, andere zum "Sündigen" verführen könne. Außerdem könnte Menschen dadurch "in Bezug auf die Lehren der katholischen Kirche verwirrt oder geschwächt werden, wenn es um die heilige Lehre und das Naturgesetz geht".
Besondere Sorgen macht dem Kirchenfunktionär, dass der Lebenspartner des Verstorbenen bei der Beerdigung anwesend sein könne. "Jeder überlebende 'Partner' sollte keine öffentliche oder prominente Rolle in irgend einem kirchlichen Besattungsritual oder im Gottesdienst haben", heißt es in der Mail.
Das Bistum, das in den letzten Jahren immer wieder mit Missbrauchsskandalen ihrer Priester zu kämpfen hatte, macht sich in der Empfehlung des Generalvikars offenbar besonders Sorgen um die öffentliche Außendarstellung, die die Beerdigung eines Homosexuellen mit sich bringe. So werden die Priester vor dem "Skandal" gewarnt, wenn in einer Todesanzeige "der überlebende 'Partner' auf irgendeine Weise" erwähnt würde. "Das darf aus offensichtlichen Gründen nicht passieren", warnt Bartylla. Auch dürfe der Priester beim Gottesdienst den Namen des Witwers oder der Witwe nicht erwähnen.
Brent King, ein Sprecher des Bistums, bestätigte gegenüber mehreren US-Medien, dass die Empfehlung versendet wurde und von Bischof Robert Morlino ohne Einschränkungen unterstützt werde. Die letzte Entscheidung liege aber beim Priester.
"Das ist extrem unchristlich"
LGBTI-Aktivisten übten scharfe Kritik an der Empfehlung. "Das ist herzlos. Das ist grausam. Das ist extrem unchristlich", erklärte Marianne Duddy-Burke, die Chefin von Dignity USA, einer katholischen LGBTI-Organisation. Sie erinnerte daran, dass die Kirche bereits auf dem Höhepunkt der Aids-Krise ähnliche Beerdigungsverbote ausgesprochen habe: "Das hat nur dazu geführt, Familien in Not noch mehr zugrunde zu richten."
Verschiedene katholische Bistümer sprechen immer wieder Strafen für homosexuelle Gläubige aus, um gegen politische Veränderungen wie die Aufhebung des Ehe-Verbots für Schwule und Lesben zu protestieren. Erst vor wenigen Wochen erklärte etwa Thomas Paprocki, der Bischof von Springfield im Bundesstaat Illinois, dass Katholiken vom Abendmahl ausgeschlossen werden würden, wenn sie "öffentlich" in gleichgeschlechtlichen Ehen lebten (queer.de berichtete). (dk)














