Man ahnt schon zu Beginn, dass der von der Polizei gesuchte Linksradikale bei der lesbischen Terroristinnen-Zelle "Female Liberation Army" (FLA) nicht wirklich in Sicherheit ist. Zwei junge Mitmösen hatten ihn verletzt im Wald gefunden und im Keller versteckt, um ihn dort gesund zu pflegen – ein schwerer Verstoß gegen die strikte Hausordnung, die allen Männern den Zutritt verbietet. Als er auffliegt, schneiden ihm die Frauen in einer sehr blutigen Gruppenzeremonie den Schwanz ab.
Für die FLA-Kämpferinnen war das ein konsequenter Schritt, denn sie träumen vom gewaltsamen Umsturz des Patriarchats und der Installation einer neuen weiblichen Weltordnung ganz ohne Männer. Die strenge Anführerin Big Mother hat dafür auf einem abgelegenen Landgut eine Gruppe von acht schwer erziehbaren Mädchen um sich gesammelt, die sie gemeinsam mit ihren Kameradinnen ideologisch schult. Nach außen hin ist die Terrorzelle als katholische Internatsschule getarnt. Als etwa ein Polizist vor der Tür steht, schlüpft Big Mother in ein Nonnenkostüm.
Die Terroristinnen drehen einen Porno
Poster zum Film: "Die Misandristinnen" läuft ab 2. November in deutschen Kinos
Und es wird noch viel absurder: Zur Finanzierung der Revolution ordnet Big Mother den Dreh eines queerfeministischen Pornos an – mit den Schülerinnen als Darstellerinnen vor der Kamera. Das bringt viele jedoch in Konflikt mit der wahren Lehre. So wird ein Mädchen ausgerechnet von Schwulenpornos erregt, die es sich zur Recherche anschaut. Dann kommt auch noch heraus, dass eine intersexuelle Schülerin einen Schwanz hat, und eine dritte ist ein Spitzel des Verfassungsschutzes.
Der neue Film "Die Misandristinnen" von Bruce LaBruce knüpft indirekt an seinen Film "The Raspberry Reich" an, der auch schon von einer Terrorgruppe handelte. In dem Streifen aus dem Jahr 2005 mussten die heterosexuellen männlichen Mitglieder miteinander Sex haben, um ihren revolutionären Eifer zu beweisen. Doch mit der Female Liberation Army hat der schwule Kultregisseur seine satirische Kritik an radikalen Linken und queerfeministischen Dogmatiker*innen nun auf die Spitze getrieben.
"Die Misandristinnen" zeigt auf sehr unterhaltsame wie witzige Weise, dass sich in puncto Gehirnwäsche, Unterdrückung und Intoleranz die lesbische Terrorzelle gar nicht so sehr von einer katholischen Internatsschule unterscheidet. Susanne Sachße brilliert dabei als Big Mother, die als Mischung aus Lady Gaga und Margot Honecker die Nachwuchs-Revolutionärinnen kommandiert.
Die Satire mag für manche ziemlich schräg sein, aber sie kommt alles andere als plump daher, auch weil Bruce LaBruce durchaus mit queerfeministischen Zielen sympathisiert. Sein neuer Film ist ein kreatives und intelligentes Plädoyer für die Freiheit und gegen ideologische Verblendung! (mize)
Infos zum Film
Die Misandristinnen. Spielfilm. Deutschland 2017. Regie: Bruce LaBruce. Darsteller: Susanne Sachße, Kembra Pfahler, Kita Updike, Til Schindler. Sprache: englisch-dänisch-deutsche Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Laufzeit: 91 Minuten. Verleih: Edition Salzgeber: Kinostart: 2. November 2017