Danica Roem ist künftig in der 140 Mitglieder zählenden Parlamentskammer "General Assembly" von Virginia vertreten – als einzige Transsexuelle (Bild: Ted Eytan / flickr)
Die 33-jährige Demokratin Danica Roem ist die erste offen transsexuelle Abgeordnete, die den Einzug in ein Regionalparlament in den USA geschafft hat. Sie besiegte am Dienstag bei den Wahlen zur "General Assembly" von Virginia den Republikaner Robert Marshall, der den Parlamentssitz seit 1992 inne hatte. Roem erhielt 54 Prozent der Stimmen, Marshall kam auf nur 46 Prozent.
Roem ist eine Seiteneinsteigerin in die Politik: Sie arbeitete mehrere Jahre als Journalistin für Regionalzeitungen in Virginia und bewarb sich bei dieser Wahl erstmals um ein politisches Mandat. Die Neupolitikerin, die auch als Sängerin einer Metal-Band auftritt, wurde dabei unter anderem vom Gay & Lesbian Victory Fund unterstützt, der sich für eine bessere LGBTI-Sichtbarkeit in der amerikanischen Politik einsetzt. Insgesamt gab Roem rund eine halbe Million Dollar für den Wahlkampf aus, weit mehr als ihr Kontrahent.
Niederlage für "Chief Homophobe"
LGBTI-Aktivisten feierten den Sieg Roems besonders ausgiebig, weil ihr Gegner als einer der homophobsten Politiker in den USA gilt – sich selbst hatte der 73-Jährige als "Chief Homophobe" (Chef-Homohasser) bezeichnet. Er kämpfte seit Jahren gegen die Rechte von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten – insbesondere die Öffnung der Ehe, die er als Vorstufe zur Legalisierung von sexuellen Kindesmissbrauch bezeichnete.
Bob Marshall muss nach einem Vierteljahrhundert seinen Sitz im Parlament von Virginia räumen
Für Aufsehen sorgte Marshall etwa 2010, als er sich gegen die Aufhebung des Verbots von offen homosexuellen Soldaten wehrte. Er behauptete damals, dass insbesondere Schwule ihre heterosexuellen Kameraden zu sehr verwirren würden: "Es ist ein Ablenkung auf dem Schlachtfeld, wenn ich mich nicht nur auf den 600 Meter entfernten Feind konzentrieren muss, sondern mir Sorgen um den Kameraden machen muss, der ein Auge auf mich geworfen hat."
Auch Transrechte lehnte Marshall stets ab: So setzte er sich in Virginia etwa dafür ein, Transsexuellen die Nutzung öffentlicher Toiletten, die ihrer Geschlechtsidentität entsprechen, zu verbieten. Außerdem forderte er Anfang des Jahres in seinem Gesetzentwurf HB 1612 von Rektoren an öffentlichen Schulen, alle Eltern der Schule zu informieren, sollte ein transsexueller Schüler in der Einrichtung unterrichtet werden (queer.de berichtete).
Marshall sah seine Kontrahentin als Mann an
Marshall wollte auch seine Gegnerin nicht als Frau anerkennen – und benutzte in Interviews immer wieder das Personalpronomen "er", wenn er über Danica Roem sprach. "Man kann sein Geschlecht nicht verändern. Das ist nicht mal ein Thema, über das man debattieren kann", erklärte er in einem Interview. Eine direkte Debatte mit seiner transsexuellen Gegnerin hatte er im Wahlkampf abgelehnt.
In den USA finden Wahlen jedes Jahr immer am ersten Dienstag im November statt. Ein Jahr nach der Präsidentschaftswahl gab es dieses Mal aber nur einige wenige Entscheidungen auf regionaler Ebene, die aber dennoch von den Medien als Testwahl für die Präsidentschaft von Donald Trump angesehen wurde.
Dabei konnten sich die Demokraten als Gewinner feiern, die mit Siegen bei den Gouverneurswahlen in den umkämpften Staaten New Jersey und Virginia die Republikaner in die Schranken weisen konnten. Trump reagierte in gewohnter Manier auf die Niederlage: Auf Twitter wies er jede Schuld von sich und warf dem republikanischen Kandidaten von Virginia vor, für seine Niederlage selbst verantwortlich zu sein, weil der Bewerber ihm als Präsidenten nicht nah genug gestanden habe.
Die wirklichen Testwahlen für Trump werden in einem Jahr stattfinden: Dann wird das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel der Sitze im US-Senat neu gewählt. Derzeit verfügen die Republikaner in beiden Kammern über eine Mehrheit. (dk)
das zeigt, wie weit entfernt die jetzige US regierung von weiten, großen teilen der amerikanischen bevölkerung steht.