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Bildung
Kalifornien: Schulbücher müssen LGBTI-Themen berücksichtigen
Als erster US-Staat lehnt Kalifornien Schulbücher im Fach Geschichte ab, wenn diese sexuelle und geschlechtliche Minderheiten ausblenden.

Kalifornische Schüler erfahren etwas über die LGBTI-Geschichte – ein Novum im US-Bildungssystem (Bild: flickr / jglsongs / by 2.0)
- 13. November 2017, 13:54h 2 Min.
Der kalifornische Bildungsausschuss hat am Donnerstag zehn Geschichtsbücher nach neuen LGBTI-freundlichen Kriterien empfohlen – und zwei Bücher abgelehnt, weil diese die Leistungen von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten verschweigen würden. Damit setzt der Staat ein bislang amerikaweit einmaliges Gesetz aus dem Jahr 2011 um, das die Erwähnung von LGBTI zur Pflicht an Schulen macht (queer.de berichtete). 2015 beschloss der Bundesstaat dann einen Lehrplan, in dem die Geschichte von LGBTI ausführlich berücksichtigt wurde (queer.de berichtete).
Die Schulbuchempfehlungen des "Board of Education" beziehen sich auf sogenannte K-8-Schulen, also für Kinder vom letzten Kindergartenjahr bis zur achten Klasse. Zwar werden die Schulen nicht gezwungen, die empfohlenen Bücher zu nutzen – allerdings halten sich die meisten Schulen an die Empfehlungen, da die Inhalte auch den offiziellen Lehrplan widerspiegeln.
Bildungsausschuss: Verschweigen von LGBTI-Geschichte ist Geschichtsklitterung
Der Ausschuss begründete ausführlich die Ablehnung von zwei Geschichtsbüchern, die vom Verlag Houghton Mifflin Harcourt herausgeben werden. So wurde kritisiert, dass darin die sexuelle Orientierung von historischen Figuren wie den amerikanischen Dichtern Walt Whitman und Emily Dickinson nicht erwähnt werden würden. Es sei Geschichtsklitterung, diese Fakten auszuklammern.
Houghton Mifflin Harcourt verteidigte die Nichterwähnung damit, dass Begriffe wie lesbisch, bisexuell, transgender oder "gay" zeitgenössische Ausdrücke seien, die von historischen Figuren nicht selbst verwendet worden seien. Außerdem habe der Verlag in der Lehrer-Edition des Buches Anmerkungen zur sexuellen Orientierung gemacht – und dabei etwa bei Walt Whitman geschrieben, dass er "sich als schwul identifizieren würde, wenn er heute leben würde".
LGBTI-Aktivisten begrüßten den Schritt Kaliforniens. Rick Zbur von der Organisation Equality California zeigte sich erfreut, dass Schüler endlich etwas über die Geschichte von LGBTI erfahren würden und die Beiträge historischer LGBTI-Figuren gewürdigt werden.
Mehrere konservative Gruppen wollen dagegen erreichen, dass Homosexualität wieder aus den Klassen verbannt wird. Das California Family Institute begründete diesen Kampf damit, dass die Berücksichtigung der Leistungen von LGBTI im Geschichtsunterricht den "moralischen und religiösen Grundüberzeugungen von Millionen kalifornischer Eltern" widerspreche. (dk)
