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Umfrage der Antidiskriminierungsstelle
Ein Drittel der LGBTI-Lehrer erlebt Diskriminierung
Weniger als die Hälfte der Lehrer, die sexuellen oder geschlechtlichen Minderheiten angehören, sind an Schulen geoutet. Abhilfe schaffen könnten Bildungspläne, die Vielfalt berücksichtigten.

An deutschen Schulen können viele LGBTI-Lehrer noch nicht offen sein (Bild: Gays With Kids)
- 15. November 2017, 12:40h 3 Min.
43,5 Prozent der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans, intergeschlechtlichen und queeren Lehrkräfte in Deutschland gehen an ihrer Schule offen mit ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität um; etwa ebenso viele (43,6 Prozent) tun dies nicht. Das ist eines der Ergebnisse einer am Mittwoch vorgestellten Befragung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes unter mehr als 800 Lehrkräften, die sich selbst im LGBTI-Spektrum verorten.
Als Gründe für den nicht offenen Umgang nannten die Lehrer meist Angst vor Respektverlust und Ausgrenzung sowie ihre Unsicherheit. Insgesamt haben knapp ein Drittel der befragten Lehrkräfte innerhalb der letzten 24 Monate Diskriminierungen anhand ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität erlebt.
Aufklärung und LGBTI-Lehrpläne helfen gegen Diskriminierung
Die Studie zeigt Möglichkeiten auf, wie die Diskriminierung vermieden werden kann: Von Diskriminierungserfahrungen berichten die befragten Lehrkräfte etwa wesentlich seltener, wenn sie von ihrem Arbeitgeber über den Schutz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes aufgeklärt wurden, wenn es an ihrer Schule eine Beschwerdestelle gibt und wenn sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in den offiziellen Lehrplänen als Thema verankert ist.
"Es ist wichtig, sexuelle Vielfalt zu einem Querschnittsthema in allen Fächern zu machen", sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse. "Bildungspläne, wie es sie etwa in Baden-Württemberg bereits gibt, sind ein gutes Mittel, um wirklich eine Veränderung anzustoßen."

Christine Lüders lobt insbesondere den Bildungsplan in Baden-Württemberg, der auch sexuelle und geschlechtliche Minderheiten berücksichtigt
Die Befragung zeigt auch: Vier von zehn LGBTI-Lehrkräften sind zufriedener mit dem Arbeitsplatz, seit sie sich für ein Coming-out entschieden haben. Mehr als 96 Prozent würden sich erneut für einen offenen Umgang entscheiden.
"Schulen sind zentrale Orte, um alles über gesellschaftliche Vielfalt zu lernen und ihr mit Respekt und Akzeptanz zu begegnen", sagte Lüders. "Die Ergebnisse der Studie zeigen einmal mehr, dass es sich lohnt, sich für Diskriminierungsschutz an Schulen einzusetzen – davon profitieren nicht nur die Beschäftigten, sondern auch Schülerinnen und Schüler."
Neun von zehn Lehrern hören LGBTI-feindliche Beschimpfungen
Insgesamt bewerten die Befragten das Schulklima an ihren Arbeitsstellen überwiegend positiv. Allerdings gaben neun von zehn Lehrkräften an, in den vergangenen zwölf Monaten LGBTI-feindliche Beschimpfungen oder Äußerungen von Schülern gehört zu haben. Die Hälfte der Lehrer meldete zurück, dass sexuelle und geschlechtliche Vielfalt nicht offizieller Bestandteil der Lehrpläne ihrer Schule sind.
Die Befragung wurde im Rahmen eines Fachgesprächs der Antidiskriminierungsstelle, "Sexuelle Identität am Arbeitsplatz: Branchenübergreifend und im Arbeitsumfeld Schule", in Berlin vorgestellt. Die Stichprobe umfasst 835 LGBTI-Lehrkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter 336 schwule, 310 lesbische, 110 bisexuelle, 28 transsexuelle und acht intergeschlechtliche Personen. Bedingt durch die Stichprobenziehung ist die Studie nicht repräsentativ, liefere aber laut der Antidiskriminierungsstelle exemplarisch Hinweise darauf, welche Erfahrungen LGBTI-Lehrkräfte in Schulen in Deutschland machen. (pm/cw)
Links zum Thema:
» Homepage Antidiskriminierungsstelle














